Als Beth einen
Moment später das Arbeitszimmer betrat, fand sie ihren Hellren
in einer sehr nachdenklichen Stimmung vor. Sie umrundete den
Schreibtisch und setzte sich auf seinen Schoß, streichelte mit
einer Hand durch seine Haare. „Was ist los? Was beschäftigt
dich?“ wollte sie wissen.
Wrath seufzte, aber
konnte und wollte gar nicht anders, als Beth zu erzählen, was in
ihm vorging. „Du weißt, dass ich mich nicht gerne in das
Privatleben meiner Krieger einmische, aber diesmal... diesmal könnten
wir dadurch zwei oder sogar drei von ihnen verlieren, wenn sie das
nicht irgendwie hinbekommen.“
„Ja,
ich weiß, dass du das nicht gerne machst, aber du machst dir
nun mal Gedanken. Das ist doch normal und das liebe ich auch so an
dir.“ sagte Beth leise. „Um wen geht es denn?“ wollte sie
wissen.
„Qhuinn.
Ich... offenbar hat der Junge sich gebunden.“
„Was?
Qhuinn hat sich gebunden? An wen? Kennen wir die Frau?“
Wrath schüttelte
den Kopf. „Es ist Blay.“ sagte er leise.
Wirklich überrascht
war seine Shellan darüber nicht wirklich. „Eigentlich... hätte
ich mir das denken können. Immerhin... na ja, wie sie den
anderen ansehen, wenn sie denken, dass keiner es sieht... ja doch,
das hätte ich mir denken können. Aber... ist das denn nicht
etwas Gutes?“
„So
wie es im Moment ist, ist es eine Katastrophe. Die Beiden scheinen
noch nicht so weit zu sein. Und ich weiß nicht, was ich machen
soll. Ich hatte gedacht, dass ich sie im Moment nicht zusammen
rausschicke, aber jetzt frage ich mich, ob ich das nicht besser doch
tun sollte.“
„Wollen
sie denn zusammen gehen?“
„Also
Qhuinn will es. Ich weiß aber nicht, wie es mit Blay aussieht.“
gab Wrath zu.
„Rede
mit ihm. Die Beiden gehören ganz offentlich zusammen.“
Wrath zog seine
Shellan etwas näher zu sich und presste ihr einen Kuss auf die
Lippen. „Hmmm... ich liebe dich.“ murmelte er.
Noch immer saßen
Blay und John auf dem Boden. John hatte einfach abgewartet, hatte
gedacht, dass es am besten war, dass endlich alles aus seinem Freund
hervor brach und hoffte gleichzeitig, dass das allerdings auch
irgendwie ein Anfang war, um sich wieder in die richtige Richtung zu
bewegen.
„Blay,
auch wenn du es vielleicht nicht hören willst... oder nicht
glauben magst... Ja, ich denke, Qhuinn ist ein Teil von dir. Ist es
immer noch. Und ich bin mir sicher, du findest dich wieder. Ich werde
dir helfen. Und er... wird dir auch helfen. Er hat nicht unrecht...
du kennst ihn besser als jeder andere und er dich.“ gestikulierte
John schließlich, als er soweit sicher war, dass Blay das jetzt
auch wahrnehmen würde.
Blay atmete tief
durch, sammelte sich so gut es ging wieder. „Danke, John. Ich bin
mir einfach noch nicht so ganz sicher, ob ich da selber so dran
glauben soll.“
„Versuch
es.“ nickte John ihm zu.
Beide sahen auf,
als es an der Tür klopfte und standen vom Boden auf. Als Blay
öffnete, hoffte er einfach nur, dass es nicht Qhuinn war, weil
ihm einfach noch zu deutlich die verdrängten Emotionen im
Gesicht standen.
„Master
Blaylock, eure Hoheit würde Euch gerne sprechen.“ verkündete
der Doggen der vor der Tür stand.
Blay errötete
leicht. Er hatte wirklich nicht so viel Aufsehen um seine Rückkehr
machen wollen, nickte aber. „Okay, ich komme.“ Er verabschiedete
sich kurz von John und machte sich gleich auf den Weg zu Wraths Büro.
Dort angekommen,
klopfte er, wartete dass er herein gebeten wurde und betrat dann das
Arbeitszimmer des Königs. „Wrath, mein König.“
„Hallo
Blay. Willkommen zurück, mein Sohn. Ich wollte dich persönlich
begrüßen und dir sagen, dass ich mich wirklich darüber
freue, dass du dich entschieden hast, das Angebot anzunehmen und
wieder zurück zu kehren. Immerhin gehörst du zu uns.“
Blay konnte nicht
verhindern, dass er rot wurde, hatte nicht wirklich mit so einer
Begrüßung seitens des Königs gerechnet. „Danke,
mein König. Es... ist schön, wieder hier sein zu können.“
„Was
ich mit dir besprechen wollte... ich würde dich dann auch gerne
wieder mit in die Rotation einbauen und wollte dich fragen, ob du
wieder mit deinem alten Team gehen willst?“
Es überraschte
Blay wirklich, dass er danach gefragt wurde, was er wollte. Er hatte
damit gerechnet, dass er einfach eingeteilt werden würde, wie es
den Brüdern gerade am besten passte. Und kurz überlegte er,
konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, getrennt von
Qhuinn auf die Straße zu gehen. „John, Qhuinn und ich...
waren ein gutes Team. Also... ja, das würde ich schon wollen.“
antwortete er.
„Okay,
ich werde Tohr sagen, dass er das berücksichtigen soll. Und
jetzt hast du ohnehin erstmal noch zwei, drei Tage frei um dich
wieder hier einzuleben.“ sagte Wrath.
„Danke,
König.“ nickte Blay und verließ das Büro.
Nachdem Qhuinn von
Wraths Büro in sein Zimmer zurück gekehrt war, ließ
er sich auf sein Bett sinken. Er konnte nicht fassen, dass er
tatsächlich in Wraths Arbeitszimmer seinen Bindungsduft
verströmt hatte. Und das nur, weil dieser ihm gesagt hatte, er
sollte nicht mit Blay zusammen auf Streife gehen. Wenn er allerdings
nur schon danach dachte, ballte er seine Hände zu Fäusten.
Er musste einfach mit Blay zusammen rausgehen, musste doch auf ihn
aufpassen!
Seine Gedanken
schwankten zu dem, was Wrath noch zu ihm gesagt hatte. Dass sie ihn
als neuen Bruder hatten vorschlagen wollen. Und das wollte noch immer
nicht so recht in seinen Kopf, dass ausgerechnet er das verdient
haben sollte. Viel eher sollte das doch Blay werden als er. Oder
John. Nur nicht jemand so unwürdiges, wie er es war. Allerdings
hatte sich das jetzt ja wohl ohnehin erledigt, in dem er sich selber
den Weg verbaut hatte, wirklich als Bruder vorgeschlagen zu werden.
Über diese
Gedanken schlief er schließlich ein.
Zurück in
seinem eigenen Zimmer, wusste Blay nicht so recht, was er nun tun
sollte. Der Zusammenbruch, den er zu vor in Johns Nähe gehabt
hatte, war wohl nur eine Frage der Zeit gewesen. Seitdem er das
Anwesen verlassen hatte, hatte er so vieles von seinen wirklichen
Gefühlen unterdrückt, hatte sich immer wieder gesagt, dass
es schon besser werden würde und dass er es auch ohne Qhuinn
schaffen konnte. Aber da hatte er sich komplett etwas vorgemacht, so
viel stand nun fest. Und jetzt würde es sehr schwer werden,
wieder zu sich zurück zu finden, wieder einen Weg zu finden,
wirklich richtig mit Qhuinn umgehen zu können. Denn, dass es
ohne ihn nicht gehen würde, so viel stand mittlerweile wohl
fest.
Er vermisste ihn,
vermisste es, dass es wieder so sein würde, wie es eben alles
früher mal war. Und wenn er jetzt in seiner Nähe war, dann
wurde dieses Gefühl des Vermissens fast nur noch mal schlimmer
als besser, einfach, weil es da nur noch mal mehr zu spüren war,
dass da eine Mauer zwischen ihnen war. Und diesmal war Blay nicht mal
mehr sicher, ob es noch die war, die Qhuinn aufgebaut hatte immer
dann wenn er versucht hatte, ihm näher zu kommen oder aber ob es
nicht eher die Mauer war, die er aus Angst vor weiteren
Zurückweisungen selber um sich herum aufgebaut hatte.
Irgendwann hielt
Blay es nicht mehr in seinem eigenen Zimmer aus. John hatte recht
gehabt, als er gesagt hatte, dass er Qhuinn verletzt hatte und obwohl
er vielleicht für einen Moment wirklich gewollt hatte, dass
Qhuinn auch diesen Schmerz spüren musste, den er so oft verspürt
hatte, wollte er nicht, dass es so zwischen ihnen war, wollte ihn
nicht weiter verletzen.
Also zog es ihn zu
Qhuinn, klopfte nur ganz kurz an dessen Zimmertür und betrat
dieses dann auch gleich darauf, weil er sich nicht sicher war, ob er
nicht vielleicht doch einen Rückzieher machen würde, wenn
er zu lange warten würde.
Mitten im Zimmer
blieb er stehen, als ihm bewusst wurde, dass Qhuinn schlief.
Vermutlich hieß das, dass er eigentlich am besten wieder gehen
sollte und vielleicht noch mal wieder kommen sollte, wenn Qhuinn wach
sein würde. Aber er konnte sich nicht einen Schritt von der
Stelle bewegen, beobachtete seinen schlafenden Freund und musste zu
geben, dass er von diesem Anblick nicht wirklich genug bekommen
konnte.
Langsam ging er
näher, blieb direkt vor dem Bett stehen, wo er feststellte, dass
Qhuinn auf der Seite schließ, mit seinen Armen sein zweites
Kissen fest umklammert hielt, es im Schlaf eng an sich gepresst
hatte.
Ein Lächeln
legte sich auf Blays Lippen und er beugte sich vor, um zu versuchen,
Qhuinn das Kissen wegzuziehen. Der jedoch umklammerte es nur noch mal
fester, schien sich zu weigern, es loszulassen. „Blay.“ kam es
leise über seine Lippen und Blay trat sofort einige Schritte
zurück, glaubte, dass Qhuinn wohl wach geworden war und wusste
nicht, wie er ihm erklären sollte, dass er in seinem Zimmer
stand und ihm beim schlafen zu sah, aber überrascht stellte er
fest, dass Qhuinn scheinbar noch immer schlief.
Blay presste eine
Hand vor seinen Mund und starrte seinen schlafenden Freund
fassungslos an. Aber... konnte es wirklich so sein, wie es jetzt
wirkte? Dass Qhuinn seinen Namen gesagt hatte, weil er glaubte, er
hielt nicht das Kissen in den Armen, sondern... ihn? Er wusste nicht
mal, ob er das zu hoffen wagte, ob er sich wünschte, dass es
wirklich so war oder aber dass es eher doch nicht wirklich so war...
Blay war bereits an
der Tür angekommen war, stellte er fest, dass es gar nicht so
einfach war, jetzt zu gehen. Vorsichtig drehte er sich um und wagte
kaum, nachzusehen, ob Qhuinn das Kissen noch immer umarmt hielt. Aber
er konnte auch wiederum nicht anders, musste es wissen. Also lief er
doch wieder zurück zum Bett, blieb dicht vor diesem stehen und
biss sich auf die Lippen, als er feststellte, dass Qhuinn das Kissen
noch immer genau so fest umarmt hielt.
Für den Moment
entschied Blay all seine Bedenken zur Seite zu schieben. Himmel, er
war eifersüchtig auf ein Kissen! Wenn das nicht schon etwas
bedeutete, dann wusste er es auch nicht wirklich.
Bevor er es sich
anders überlegen konnte, setzte er sich auf die Bettkante und
versuchte erneut, Qhuinn das Kissen wegzunehmen, was sich als weit
schwieriger herausstellte, als er geglaubt hatte. Schließlich
hatte er es geschafft und legte das Kissen neben das Kissen auf dem
Qhuinn schlief auf das Bett.
Er atmete noch mal
tief durch und ließ sich dann selber auf das Bett sinken. Neben
Qhuinn. Und versuchte enger zu ihm zu rutschen in die Arme, die
Qhuinn noch immer so aufhielt, als würde er dieses Kissen noch
immer umarmen.
In dem Moment hörte
Blay hinter sich ein scharfes Luftholen und als er seinen Kopf leicht
drehte, sah er in ein blaues und ein grünes Auge. Sofort zuckte
er zusammen. Eigentlich hätte er es sich denken müssen,
dass es nicht gehen würde, sich einfach so in Qhuinns Arme zu
legen, ohne dass dieser dabei wach werden würde. Seltsamerweise
jedoch folgte er nicht dem Impuls, aus dem Bett aufzuspringen sondern
bewegte sich gar nicht.
Fassungslos starrte
Qhuinn seinen Freund an. Er hatte so gut geschlafen, hatte dieses
Kissen fest in seinen Armen gehabt, als er eingeschlafen war und in
seinen Träumen war es ihm dann gelungen, sich einzubilden, dass
es nicht das Kissen war, was er festhielt sondern Blay. Genau das
musste es sein... er schlief noch immer und dieses Kissen hatte sich
wirklich in seinen besten Freund verwandelt...
„Was...
tust du... da, Blay?“ fragte er leise. Nur für den Fall, dass
das hier vielleicht doch kein Traum war.
„Du...
du... könntest wirklich mich... halten. Nicht nur das Kissen.“
antwortete Blay ebenso leise und senkte seinen Kopf leicht, nicht in
der Lage den Ausdruck in Qhuinns Augen zu sehen, für den Fall,
dass er ihm nun sagen würde, dass er gehen sollte.
„Was?“
Langsam war Qhuinn sich nicht mehr so sicher, ob das hier nicht doch
etwas anderes war als ein Traum. Warum sonst sollte Blay sich so
komisch ausdrücken? Aber, vielleicht sollte er aufhören,
darüber nachzudenken, sondern einfach das zu nehmen, was er
bekommen konnte.
Er streckte seine
Arme raus, rutschte näher an Blays Körper, der ihm den
Rücken zu gedreht hatte und schlang seinen Arm fest um diesen.
Es fiel ihm schwer, in dem Moment nicht aufzustöhnen. Es tat so
wahnsinnig gut, ihn im Arm zu halten. So viel besser als nur dieses
Kissen.
Blay hatte den Atem
angehalten, als er darauf wartete, dass Qhuinn ihm sagte, er sollte
aufstehen und gehen und fragte sich, was genau ihn dazu gebracht
hatte, sich einfach neben ihm ins Bett zu legen. Und dann spürte
er, dass Qhuinn näher zu ihm rückte und schließlich
seine Arme, die er um ihn legte. Und erst dann erlaubte er sich,
wieder auszuatmen. Vielleicht machte er sich etwas vor, aber für
diesen Moment tat es ihm so wahnsinnig gut, dass Qhuinn ihn fest in
den Armen hielt. Und deswegen rutschte er sogar seinerseits noch
etwas näher zu Qhuinn, wollte ihn so nah wie möglich bei
sich spüren konnte. Es tat so viel besser als er geglaubt hatte.
Offenbar hatte er komplett unterschätzt, wie sehr er Qhuinns
Nähe wirklich brauchte.
„Qhuinn?“
murmelte er leise. „Es... ist nicht wahr. Du... bist nicht der
Arschloch Qhuinn.“
Qhuinn hielt kurz
den Atem an bei Blays leisen Worten, wollte aber jetzt eigentlich
nicht darüber reden. Dafür hatte er zu viel Angst, dass es
damit enden würde, dass er doch wieder alleine hier im Bett
liegen würde.
„Schlaf
hier.“ bat er Blay. Sein Atem striff dabei leicht Blays Nacken und
er schlang seinen Arm fast noch etwas fester um ihn.
Blay spürte
eine leichte Gänsehaut, als er Qhuinns Atem so spüren
konnte und seufzte leise, erlaubte sich aber, sich jetzt wirklich
einfach nur zu entspannen. Er schloss seine Augen und schlief einen
Moment später wirklich ein.
Qhuinn lag noch
eine Weile wach, wollte jeden Moment geniessen, Blay halten zu
können, so lange er die Möglichkeit dazu hatte, wurde dann
aber schließlich von seiner Müdigkeit eingeholt und
schlief ebenfalls ein.
*_* wie süß sie doch sind. schreib bald weiter..hoffe wir erwarten noch einige chaps
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