Montag, 7. Mai 2012

Chapter 14


Wieder zurück in seinem eigenen Zimmer, versuchte Blay noch immer zu begreifen, was genau alles passiert war. Er hatte bei Qhuinn geschlafen und es hatte sich richtig angefühlt, neben ihm aufzuwachen. Sie hatten gemeinsam gegessen und auch, wenn er es jetzt eher so betrachtete, dass sie sich gegenseitig geneckt hatten, so wusste er doch, dass das Füttern schon eine bestimmte Geste war. Und dann... ihm war nicht mal bewusst gewesen, dass er die Zeit gezählt hatte, von dem Moment an, in dem er von hier weg gewesen war. Es war ihm wie von alleine über die Lippen gekommen, wie viel Zeit vergangen war und erst da, war ihm aufgefallen, dass er das die ganze Zeit über gezählt hatte. Und auch die Umarmung hatte sich dann richtig angefühlt.
Das alles führte allerdings dazu, dass er wahnsinnig nervös war, wenn er daran dachte, dass er sich später mit Qhuinn zusammen einen Film ansehen würde. Er sagte sich zwar, dass daran nichts anderes war, als bei den unzähligen Male, die sich sie in der Vergangenheit angesehen hatten, aber so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Und es war jetzt definitiv anders... Qhuinn schien ihn nicht länger von sich weg zu schieben, schien viel mehr seine Nähe zu suchen, aber ein Teil von Blay rechnete immer noch jeden Moment damit, dass Qhuinn es sich anders überlegen würde. Und mit jedem Moment mehr, den er nun so in seiner Nähe verbringen konnte, wusste er, dass er das dann nicht überleben würde, sollte das passieren.
Da Blay in dieser Nacht noch nicht nach draußen gehen würde, beschäftigte er sich die meiste Zeit damit, sein Zimmer wieder einzurichten, packte seine Koffer aus und räumte die Sachen fein säuberlich in seinen Schrank ein. Dabei kam es ihm auf der einen Seite so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass er sie ausgeräumt und in seinen Koffer gepackt hatte und auf der anderen Seite hatte er das Gefühl, dass es in einem anderen Leben gewesen war, dass er gegangen war.

Nachdem er damit fertig war, seine Klamotten einzuräumen, machte er sich an die letzte Tasche, in der er die persönlichen Gegenstände, die er mitgenommen hatte, aufbewahrt hatte, einige Bücher, DVDs. Als letztes nahm er einen Fotorahmen aus der Tasche. Den einzigen, den er mit zu Saxton genommen hatte und auch der einzige, den er von dort wieder mit hier her genommen hatte. Das Bild zeigte John, Qhuinn und ihn und nach nur kurzem Zögern stellte er dieses auf den Nachttisch. Er hatte bei Qhuinn gesehen, dass er das selbe Bild auch auf dem Nachttisch stehen hatte und es erschien ihm nur als richtig, es nun auch aufzustellen.
Schließlich betrat er das Badezimmer um zu duschen und sich fertigzumachen für den Abend mit Qhuinn. Und zum ersten Mal überlegte er ewig, was er wohl anziehen sollte. Dabei würden sie nicht mal das Anwesen verlassen. Er würde einfach nur ins Nebenzimmer gehen und sie würden einen Film ansehen...
Nachdem er zunächst einen der Anzüge angezogen hatte, den er öfters getragen hatte, als er mit Saxton ausgegangen war, schüttelte er über sich selber den Kopf, zog diesen wieder aus und nahm stattdessen eine leicht verwaschene, blaue Jeans aus dem Schrank, zog dazu ein weißes Shirt und ein schwarzes Hemd an, bei dem er die obersten Knöpfe offen ließ. Und irgendwie... fühlte er sich so viel mehr wie er selber.

Qhuinn hatte noch eine ganze Weile auf seinem Bett gelegen, hatte in den Kissen noch allzu deutlich Blays Geruch wahrnehmen können und konnte davon kaum genug bekommen. Erst als der Abend näher rückte, sah er sich etwas genauer in seinem Zimmer um, in dem wie eigentlich immer totales Chaos herrschte. Und bevor er genauer darüber nachdenken konnte, was genau er da tat, fand er sich auf dem Boden wieder, sammelte seine Klamotten ein, räumte die leeren Flaschen weg. Zu deutlich hatte er noch immer vor Augen wie ordentlich alles in dem Haus gewesen war, in dem Blay mit Saxton gelebt hatte und das Mindeste, was er tun konnte, bevor Blay zu ihm rüber kam, war, ein wenig Ordnung zu schaffen. Nachdem der Fußboden komplett leer geräumt hatte, räumte er noch die Kommode auf, verschwand dann im Bad um zu duschen und zog sich dann um, um mehr oder weniger ungeduldig darauf zu warten, dass Blay zu ihm rüber kommen würde.


Normalerweise wäre Blay vermutlich einfach reingegangen ins Zimmer, nachdem er einmal an der Tür geklopft hatte, so vertraut wie ihm Qhuinns Zimmer eigentlich schon war. Diesmal jedoch blieb er nervös vor dieser stehen, schob seine leicht zitternde Hand, mit der er geklopft hatte, in seine Hosentasche.
„Komm rein.“ rief Qhuinn von drin und als Blay das Zimmer betrat, wäre er fast gleich wieder automatisch aus dem Zimmer gegangen, nicht sicher ob er hier auch richtig war. Das hier... konnte nicht Qhuinns Zimmer sein...
„Blay?“ fragte Qhuinn etwas verwirrt, als Blay so aussah, als würde er gleich wieder gehen wollen.
„Ähm... was ist... passiert?“ fragte Blay.
„Sollte irgendwas passiert sein?“
„Ja also... ich meine... das hier!“ Blay deutete mit einer Handbewegung durch das Zimmer. „Was ist passiert?“
„Nichts. Ich habe aufgeräumt.“ kommentierte Qhuinn stolz.
„Du räumst doch sonst nie auf...“
„Ja, aber ich wollte, dass es ordentlich ist, wenn du vorbei kommst.“
„Das wolltest du doch auch bisher noch nie. Und ehrlich, Qhuinn, ich fühle mich nicht wirklich wohl bei dir im Zimmer, wenn es so ordentlich ist. Dann habe ich nicht das Gefühl, dass ich bei dir bin.“
„Wirklich?“ fragte Qhuinn überrascht. „Ich dachte, es wäre dir lieber wenn...“ Er unterbrach sich selber, als ihm bewusst wurde, dass er wieder dabei war, den selben Fehler zu machen, den er wohl immer machte, wenn es um Blay ging. „Okay, dann kann ich ja nachher ein paar Sachen auf den Boden werfen.“ sagte er und seine Mundwinkel hoben sich merklich zu einem Grinsen. „Aber jetzt sag schon, was willst du gucken?“
„Wir könnten einen von diesen neueren Horrorfilmen gucken!?“
Qhuinn lachte. „Könnten wir? Blay, du schreist wie ein Mädchen!“
„Tu ich gar nicht. Also, was ist?“
Vor seinen Augen sah Qhuinn ein Bild vor sich... Blay und er zusammen auf dem Bett. Bei jeder erschreckenden Szene drängte Blay sich enger an ihn... „Horror klingt gut.“ entschied er grinsend. „Und ähm ja... willst du auch was essen? Ich könnte dir aber höchstens Pizza anbieten...“
„Qhuinn, hör auf damit. Und ja, ehrlich gesagt würde ich für eine Pizza gerade sterben.“
Qhuinn griff zum Telefon und drehte sich kurz darauf zu Blay um. „Pizza kommt gleich. Corona hab ich schon da, also kann es eigentlich los gehen.“

Mittlerweile fragte Blay sich, warum er eigentlich so schrecklich nervös gewesen war. Das hier war nicht viel anders als die Abende von denen er schon unzählige mit Qhuinn zusammen verbracht hatte. Und so langsam entspannte er sich auch wieder etwas und setzte sich schließlich auf das Bett, wartete ab, als Qhuinn die Filme durchsah und dann eine DVD hoch hielt. „Den zweiten Teil von Paranormal Activity?“
Blay wusste zwar, dass er diese Wahl bereuen würde, aber er nickte. „Klar, warum nicht?“
Gerade als Qhuinn die DVD eingelegt hatte, klopfte es an der Tür und er kam mit einem riesigen Pizzakarton ins Zimmer, den er auf dem Bett platzierte. „Salami, Pilze, Pepperoni und extra Käse.“ grinste er.
„Das klingt so... perfekt.“ stöhnte Blay auf und Qhuinn war schon fast stolz darauf, dass er das richtige für Blay ausgesucht hatte, griff nach einer der Pizzaecken und hielt sie Blay hin. „Na dann können wir ja anfangen.“ Er setzte sich ebenfalls auf das Bett, neben Blay, den Pizzakarton zwischen ihnen stehend.
Zunächst blieben sie auch einfach so nebeneinander sitzen, sahen sich den Film an und aßen von der Pizza. Um so düsterer die Stimmung im Film jedoch wurde, um so mehr rückte Blay auf dem Bett zu Qhuinn, der es liebte zu beobachten, wie sein Freund an den gruseligen Stellen merklich zusammen zuckte. Und schließlich gab Blay dem nach, was er schon fast die ganze Zeit tun wollte... er ließ seinen Kopf auf Qhuinns Brust sinken, die sich so warm und stark anfühlte und unter der er sein Herz deutlich schlagen spüren konnte. Im ersten Moment tat Qhuinn nichts, dann jedoch konnte er nicht widerstehen, seine Hand in Blays Haare zu schieben und durch diese zu streicheln. Er lachte, wenn er jetzt an seiner Brust nur noch mal deutlicher spüren konnte, wenn Blay zusammen zuckte, aber keinen von ihnen dachte auch nur einen Moment daran, sich jetzt irgendwie von der Stelle zu bewegen.


„Können wir jetzt bitte was Lustiges gucken?“ fragte Blay leise, bewegte sich noch immer nicht von der Stelle. „Ich habe schon eine Gänsehaut.“ gab er, schwach grinsend zu.
„Hmmm...“ Qhuinn antwortete zunächst nicht auf die eigentliche Frage, sondern streichelte mit seiner Hand über Blays Rücken, um ihn ein wenig zu wärmen und zu beruhigen. „Wir können gerne was Lustiges gucken, aber nur, wenn du dich wieder genau so hinlegst wie jetzt gerade.“ sagte er dann leise.
Blay hatte was sofort das Gefühl, dass sich erneut eine Gänsehaut über seinen Körper zog und diesmal lag es ganz sicher nicht daran, dass er sich wegen des Filmes erschrocken hatte. Seine Wangen nahmen eine leicht rötliche Färbung an. Worte wie diese war er einfach noch immer noch so recht gewöhnt von Qhuinn. „Nein, ich... ich werde mich wieder so hinlegen. Was hast du Lustiges da?“ wollte er wissen und hob seinen Kopf um Qhuinn besser ansehen zu können.
Qhuinn prägte sich diesen Anblick von Blay ganz genau ein und überlegte dann, was sie für einen Film anschauen könnten. „Hangover 2?“ schlug er schließlich vor.
„Gerne. Hauptsache was Lustiges.“
Nur ungerne stand Qhuinn vom Bett auf um die DVD zu wechseln, aber als er sich wieder zurück auf dieses legte, legte Blay seinen Kopf wirklich sofort wieder auf Qhuinns Brust, der ein zufriedenes Knurren unterdrücken musste, das Blay aber spüren konnte, so wie er seinen Kopf platziert hatte und es durchzog ein Schauer seinen Körper dabei.
Während des Filmes lachten beide immer wieder, während sie noch immer so zusammen auf dem Bett lagen und von ihrem Bier tranken.

Gegen Ende des Filmes hin, wurde Blay ein wenig nachdenklicher und auch ruhiger. Nie hatte er so mit Saxton einen Film geguckt, nie hatten sie so sehr zusammen an den selben Stellen gelacht. Und er wusste, dass das hier eine der Sachen war, die ihm so gefehlt hatten. Und dennoch war er... vorsichtig. Nicht, dass er bereit war, sich von der Stelle zu rühren, aber er hatte fast ein wenig Angst davor, was sein würde, wenn der Film zu Ende sein würde und sie sich vielleicht etwas bewusster werden würden, in was für einer Situation sie sich gerade befanden.
„Der Film war wirklich der Knaller. Wir müssen uns bei Gelegenheit den ersten Teil noch mal ansehen.“ lachte Qhuinn, wurde dann aber auch ein wenig ruhiger als er auf Blay runter sah. Mehrfach setzte er an, aber es fiel ihm nicht besonders leicht, das so zu sagen. Genau genommen hatte er so etwas auch so noch nie gesagt...
„Darf ich dich küssen, Blay?“ platzte es dann schließlich aus ihm hervor.

Sofort schnellte Blays Kopf hoch und er setzte sich sogar komplett auf, starrte seinen Freund mit großen Augen an. „Was? Ich... wieso... seit wann... fragst du danach?“ murmelte er.
„Weil... ich nichts tun will, was du so nicht willst.“ antwortete Qhuinn, nicht sicher, wie er es deuten sollte, dass Blay sich so plötzlich von ihm gelöst hatte.
Blay schien mit sich selber zu kämpfen, ob er dem gleich nachgeben sollte, aber ganz so leicht, war es dann wiederum auch nicht. „Ich... ich... nur, wenn du... dich danach nicht wieder zurück ziehst. Bitte Qhuinn, dann frag mich das nicht... und tu es nicht. Nur... wenn du dich danach nicht wieder zurück ziehst.“ wiederholte Blay.
Qhuinn schluckte schwer, als er die Angst in Blays Augen sah und er nahm sich nur noch mal wieder vor, dass er nie wieder der Grund dafür sein würde, dass so ein Ausdruck in seinen Augen stand. „Blay, ich werde mich nicht zurück ziehen. Ich werde dich nicht wieder von mir wegschieben. Bitte... lass mich dich küssen. Lass mich dir das zeigen. Dass ich das nicht machen werde.“
Viel mehr als ein Nicken bekam Blay nicht zu Stande und Qhuinn rutschte daraufhin auf dem Bett näher zu ihm, legte seine Hände an Blays Wangen und beugte sich dann zu ihm um seine Lippen mit seinen zu verschließen. Und dieser Kuss war so viel anders als die Küsse, die sie bisher geteilt hatten. Es war kein Kuss, der irgendwas beweisen sollte, der irgendein Experiment war. Und er war auch nicht hart und fordernd. Viel mehr ließ Qhuinn sich alle Zeit der Welt, seine Lippen über die von Blay streichen zu lassen, mit seiner Zunge darüber zu lecken und als Blay sich ihm öffnete, küsste er ihn gefühlvoll und tief. Blay klammerte sich mit einer Hand an Qhuinns Nacken fest und zog ihn so noch tiefer in den Kuss, seufzte ihm leise entgegen und stieß mit seiner Zunge gegen die seines Freundes, ließ sie langsam mit dieser spielen. Niemals würde er genug davon bekommen, so zu küssen und so geküsst zu werden.

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