Mittwoch, 23. Mai 2012

Chapter 17


„Ich... also... jetzt?“ brachte Blay schließlich mühsam hervor, als er seine Stimme soweit wieder gefunden hatte.
Qhuinn setzte sich ebenfalls auf und schlang seine Arme um Blay, lehnte seine Stirn gegen seine. „Nein. Nicht jetzt. Das... will ich so nicht planen. Einfach dann, wenn es sich ergibt. Aber, ich kann es kaum noch erwarten.“ gab er zu, biss sich leicht auf die Lippe.
Blay entspannte sich in Qhuinns Umarmung und beugte sich so zu ihm, um ihm auf die Lippen zu küssen. „Ich auch nicht. Und... ich wollte das... schon immer.“ gab er zu.
„Blay, ich... doch auch. Ich wollte es eben nur nie wahrhaben. Ich hatte immer Angst, jemand anderem die Kontrolle zu überlassen, aber jetzt... mit dir... ist das anders.“
Blay ließ sich auf dem Bett nach hinten sinken und zog Qhuinn dabei mit sich, drängte sich eng gegen ihn. „Wir... können uns Zeit lassen.“
„Das machen wir.“ murmelte Qhuinn an Blays Brust. „Nur... nicht zu viel, ich habe ja ohnehin schon zu lange gewartet.“
Blays Hand glitt in Qhuinns Haare, strich durch diese. Das alles hier war noch ein wenig unrealistisch und er musste Qhuinn jetzt irgendwie berühren, um das alles begreifen zu können.
„Hmmm... mach weiter so. Aber ich glaube, ich... schlafe gleich ein.“ gab Qhuinn etwas schläfrig von sich.
„Schlaf ruhig.“ So lange er Qhuinn bei sich hatte, war Blays Welt völlig in Ordnung.

Qhuinn wurde wach, weil er spürte, dass jemand im Raum war. Und als er sich aufsetzte, standen alle Brüder rund um das Bett, trugen schwarze Roben. Sein Blick fiel auf Blay und als er feststellte, dass der friedlich neben ihm schlief, wurde er erstmal etwas ruhiger. „Was... was ist... los? Wollt ihr mich bestrafen?“ Er begann, sich zu fragen, was man wohl mit ihm machen würde, wenn man ihn bestrafen wollen würde, wenn man zu dem Schluss gekommen war, dass er in seiner Aufgabe versagt hatte.
Vishous reichte Qhuinn eine Robe, die genauso aussah wie die, die die Brüder trugen. „Es ist soweit. Es ist deine Entscheidung, ob du mit uns gehen willst.“
Noch immer nahm Qhuinn an, es würde hier um eine Bestrafung gehen, aber er nickte entschlossen. Er würde alles hinnehmen, es sei denn, man würde ihm Blay weggnehmen wollen, so viel stand für ihn fest. „Ja, ich bin bereit.“
„Dann geh dich umziehen. Du hast noch Zeit um kurz auf Toilette zu gehen.“ verkünde V.
Wieder fiel Qhuinns Blick auf Blay und beugte sich zu ihm und küsste seinem schlafenden Freund auf die Lippen, bevor er die Robe annahm und kurz ins Bad ging um sich umzuziehen.
„Stell keine Fragen darüber, wo es hingeht und seh nachher nur zu Boden. Und du musst dir sicher sein, dass du einer von uns werden willst, danach gibt es kein Zurück mehr.“ sagte V, als sie danach über den Flur des Anwesens liefen.
Qhuinn blieb wie erstarrte stehen. „Was? Ich... einer... einer von euch?“ Nach und nach fragte sich, was genau hier gerade vor sich ging.
„Ja, einer von uns. Ein Bruder!“
„Ich... ich werde ein Bruder?“
„Ja, mein Sohn. Wenn du dich dafür entscheidest und jetzt mit uns gehst!“ sagte Wrath und legte ihm eine Hand auf den Rücken.
Qhuinn schluckte. Es ging hier nicht um eine Bestrafung, sondern darum, dass er in die Bruderschaft aufgenommen wurde! Sein erster Gedanke war, dass er sich wünschte, dass Blay bei ihm wäre und das hier mit ihm zusammen erleben würde. Dann konnte er nur noch nicken. „Ja, ich... gehe... mit!“ brachte er stockend hervor.
Die Brüder führten Qhuinn zu einem der Escalades, in den sie einstiegen. Während der Fahrt hielt Qhuinn sich daran, keinerlei Fragen zu stellen und hielt seinen Kopf gesenkt. Er hatte keine Ahnung, wo sie waren, als sie schließlich anhielten und er ließ sich dann von den Brüdern einen langen Gang entlang führen, bis sie stoppten und er spüren konnte, dass sie alle um ihn herum standen. „Du darfst deinen Kopf nun heben.“
Qhuinns Augen blitzten auf, als er seinen Kopf hob und feststellte, dass sie sich in einer Höhle befanden. Und ihm klar wurde, dass es tatsächlich passierte. ER würde ein Bruder werden!


„Du bist nicht würdig, diesen Ort hier zu betreten. Sag, dass du nicht würdig bist.“ ertönte die tiefe Stimme von Wrath.
„Ich bin nicht würdig.“ wiederholte Qhuinn mit wie er hoffte, fester Stimme.
„Willst du würdig werden, diesen Ort betreten zu können? Dann sag, dass du würdig werden willst!“
„Ja, ich will würdig werden!“
„Wer schlägt diesen Krieger vor?“ ertönte eine helle Stimme und Qhuinn stellte überrascht fest, dass die Jungfrau der Schrift ebenfalls anwesend war.
Vishous trat vor. „Ich, Vishous, Sohn des Bloodletter, schlage ihn vor!“
„Deine Wahl ist eine gute Wahl, mein Sohn.“ Dass sie betonte, dass er ihr Sohn war, zuckte Vishous leicht zusammen. „Fahrt also fort mit der Zeremonie.“ nickte die Jungfrau der Schrift.
„Qhuinn, tritt vor.“ nickte Wrath.
Qhuinn trat einen Schritt nach vorne und Vishous trat an seine Seite, um ihm die Robe abzunehmen. Alle anderen Brüder ließen ihre Roben ebenfalls fallen und V führte Qhuinn auf eine Plattform hinter einer Art Altar.
„Stell dich an die Wand und halt dich an den Griffen fest.“ Wieder Wrath.

Qhuinn lehnte seinen Rücken gegen die Wand und legte seine Hände in die Griffe, die an beiden Seiten in die Wand eingeschlagen waren. Die Brüder jetzt so vor sich zu sehen, ließ ihn leicht schlucken. Alles wirklich beeindruckende Männer von Wert. Krieger!
Wrath trat vor ihn und hielt seine Hand hoch, um die er einen gezackter Handschuh trug und in der er einen schwarzen Dolch hielt. Er schnitt sich damit in sein Handgelenk und ließ einige Tropfen seines Blutes in einen Kelch tropfen, der die Form eines Totenkopfes hatte, wie Qhuinn am Rand feststellte.
„Mein Fleisch.“ betonte Wrath, leckte über die Wunde und trat nun richtig vor Qhuinn. Er legte Qhuinns Kopf ein wenig zur Seite und versenkte seine Fänge in die Haut an seinem Nacken, trank von ihm. Danach trat er einen Schritt zurück. „Dein Fleisch.“ Er holte aus und schlug mit der behandschuhten Hand gegen Qhuinns Brust, wo sich die Zacken hart in seine Haut bohrten.
Jeder der Brüder wiederholte die gleichen Schritte, bis von jedem von ihnen Blut in dem Kelch war und jeder Qhuinn geschlagen hatte.
Wrath erhob den Kelch. „Das war der erste von uns. Der erste Bruder!“
Die Brüder stimmten einen wilden Kriegsschrei an und Wrath trat nun mit dem Kelch in der Hand wieder vor Qhuinn. „Trink und schließe dich uns an!“
Als Qhuinn das Blut der Brüder in sich aufnahm, konnte er die Kraft jedes einzelnen darin schmecken, wie sich alles zu einer großen Kraft vermischte.
„Lass nun die Griffe los.“
In dem Moment, in dem Qhuinn seine Hände von den Griffen nahm, merkte er erst, dass seine Knie ihn nicht mehr trugen und er sank fast augenblicklich in die Knie. Um ihn herum wurde alles schwarz.
Als er wieder wach wurde, stellte er fest, dass er auf dem Boden der Höhle lag. Beim Aufsetzen, sah er V und Butch über sich stehen, beide jetzt wieder in ihren Roben. Mit einem breiten Grinsen hielt V ihm seine Robe hin. „Du hast dich wirklich nicht schlecht geschlagen.“
Mit leicht zittrigen Händen nahm Qhuinn die Robe entgegen und zog diese über seinen Körper. Auf seiner Brust trug er nun die Narbe der Bruderschaft, die die Brüder mit ihren Schlägen mit dem Handschuh hinterlassen hatten.
Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass die Höhlenwand hinter ihm mit lauter Namen beschrieben war und nach einem Moment begriff er, dass es die Namen aller bisherigen Brüder waren. Mit seinen Augen glitt er über diese und sein Herz setzte für einen Moment lang aus, als er den letzten Namen von diesen erkannte. Seinen eigenen! Sein Name in dieser langen Liste von Brüdern, von Männern von Wert.
„Von nun an bist du ein Krieger, ein Bruder, einer von uns, Qhuinn, Sohn des Lohstrong.“ betonte Vishous.


Blay wachte erst dann auf, als Qhuinn sein Zimmer wieder betrat und dabei, weil er noch nicht ganz so sicher auf seinen Beinen war, gegen die Kommode stieß und leise los fluchte.
„Qhuinn?“ murmelte Blay verschlafen, konnte im ersten Moment noch nicht so recht zu ordnen, warum Qhuinn nicht neben ihm im Bett lag. „Was... was ist los? Wo warst du?“ wollte er wissen und setzte sich richtig im Bett auf.
Das nächste, was er wusste war, dass Qhuinn ihm um den Hals fiel, ihn eng an sich presste. Und dass er dabei spüren konnte, wie Qhuinn zitterte und sogar vor Schmerzen etwas zurück zuckte.
„Qhuinn, was ist denn los?“ wollte er wieder wissen und schob ihn ein wenig von sich um ihn ansehen zu können, suchte in dessen Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen von Schmerzen oder dass es ihm irgendwie schlecht ging. Alles, was er jedoch fand, war, dass Qhuinns Augen regelrecht strahlten, seine Wangen leicht gerötet waren vor Aufregung und auf seinen Lippen ein Lächeln war. Was Blay wiederum nur noch mal mehr verwirrte.
„Sie haben mich abgeholt und dann...“
„Wer hat dich abgeholt? Und, sie haben dir doch nicht weh getan oder? Ich meine, das können sie doch nicht machen, dich bestrafen!“
„Ich bin ein Bruder, Blay.“ platzte es aus Qhuinn hervor und er schob seine Robe zur Seite, damit Blay die Narbe an seiner Brust sehen konnte.
Blays Augen weiteten sich und er streckte seine Hand aus um diese Stelle ganz vorsichtig zu berühren. „Ich... wow... das ist ja Wahnsinn!“ brachte er hervor.
„Ja, ne? Das ist unglaublich. Ich meine... ich bin ein Bruder. ICH!“
„Nein, das ist es nicht. Qhuinn, du hast es dir verdient, ein Bruder zu sein. Mehr als verdient. Und ich freue mich so für dich, dass du es nun auch wirklich bist. Ich bin so stolz auf dich!“ sagte Blay und fiel Qhuinn nun seinerseits um den Hals.
„Aber... bist du denn nicht... also du solltest doch genauso ein Bruder sein, wie ich. Stört dich das nicht?“ fragte Qhuinn vorsichtig nach.
„Nein! Natürlich nicht. Du hast es verdient. Und es ist richtig so!“ Blays Lippen pressten sich auf die von Qhuinn und der wiederum war jetzt nicht weniger stolz auf Blay, als Blay wohl auf ihn war. Einfach, weil er fand, dass Blay ein wundervolles Herz hatte, ihm dieses schenkte und sich einfach für ihn freute. Ganz egal, ob er das selber vielleicht auch gerne für sich wollen würde.

„Wie war es?“ wollte Blay wissen, als er sich wieder von Qhuinn löste.
„Ich hab am Anfang überhaupt nicht verstanden, was los ist. Die Bruderschaft stand plötzlich komplett im Zimmer.“
Fassungslos sah Blay ihn an. „Und ich habe geschlafen?“
Qhuinns Gesichtsausdruck wurde sofort eine Spur weicher. „Ja. Friedlich. Und wie ein Baby.“ grinste er.
„Ich fasse es nicht, dass ich das verpasst habe!“
„Ich dachte eigentlich, dass sie mich holen kommen, um mich zu bestrafen. Vishous hat mir erst auf dem Gang gesagt, dass sie mich in die Bruderschaft aufnehmen. Und dann... es war unglaublich. Ich hab ihr Blut getrunken, ich hab jetzt die Narbe. Und mein Name steht auf der Wand mit den Namen aller Brüder. Die Jungfrau der Schrift hat gesagt, ich darf aufgenommen werden. V hat mich vorgeschlagen.“ sprudelte es dann nur so aus Qhuinn hervor, in seinen Augen wieder dieses Glänzen, was Blay so sehr faszinierte.
„Dein Name gehört da auch hin.“ sagte Blay und schluckte schwer. Er wusste zu gut, was es für Qhuinn bedeutete, ein Teil von etwas zu sein, komplett angenommen zu werden und genau deswegen freute er sich auch so sehr für ihn, dass er nun ein Bruder war. „Ich bin wirklich so stolz auf dich!“
„Ich hätte es mir gewünscht, dass du dabei gewesen wärst.“ murmelte Qhuinn und lehnte sich gegen Blay.
„Ist schon okay. Wirklich. Tut dir noch was weh?“
„Die Narbe brennt etwas, aber das ist schon okay so. Ich mag es, wofür sie steht.“
„Das mag ich auch.“ Blays Finger glitten leicht über die Stelle, bevor sie sich zusammen auf das Bett sinken ließen um noch ein wenig zu schlafen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen