„Ich...
also... jetzt?“ brachte Blay schließlich mühsam hervor,
als er seine Stimme soweit wieder gefunden hatte.
Qhuinn setzte sich
ebenfalls auf und schlang seine Arme um Blay, lehnte seine Stirn
gegen seine. „Nein. Nicht jetzt. Das... will ich so nicht planen.
Einfach dann, wenn es sich ergibt. Aber, ich kann es kaum noch
erwarten.“ gab er zu, biss sich leicht auf die Lippe.
Blay entspannte
sich in Qhuinns Umarmung und beugte sich so zu ihm, um ihm auf die
Lippen zu küssen. „Ich auch nicht. Und... ich wollte das...
schon immer.“ gab er zu.
„Blay,
ich... doch auch. Ich wollte es eben nur nie wahrhaben. Ich hatte
immer Angst, jemand anderem die Kontrolle zu überlassen, aber
jetzt... mit dir... ist das anders.“
Blay ließ
sich auf dem Bett nach hinten sinken und zog Qhuinn dabei mit sich,
drängte sich eng gegen ihn. „Wir... können uns Zeit
lassen.“
„Das
machen wir.“ murmelte Qhuinn an Blays Brust. „Nur... nicht zu
viel, ich habe ja ohnehin schon zu lange gewartet.“
Blays Hand glitt in
Qhuinns Haare, strich durch diese. Das alles hier war noch ein wenig
unrealistisch und er musste Qhuinn jetzt irgendwie berühren, um
das alles begreifen zu können.
„Hmmm...
mach weiter so. Aber ich glaube, ich... schlafe gleich ein.“ gab
Qhuinn etwas schläfrig von sich.
„Schlaf
ruhig.“ So lange er Qhuinn bei sich hatte, war Blays Welt völlig
in Ordnung.
Qhuinn wurde wach,
weil er spürte, dass jemand im Raum war. Und als er sich
aufsetzte, standen alle Brüder rund um das Bett, trugen schwarze
Roben. Sein Blick fiel auf Blay und als er feststellte, dass der
friedlich neben ihm schlief, wurde er erstmal etwas ruhiger. „Was...
was ist... los? Wollt ihr mich bestrafen?“ Er begann, sich zu
fragen, was man wohl mit ihm machen würde, wenn man ihn
bestrafen wollen würde, wenn man zu dem Schluss gekommen war,
dass er in seiner Aufgabe versagt hatte.
Vishous reichte
Qhuinn eine Robe, die genauso aussah wie die, die die Brüder
trugen. „Es ist soweit. Es ist deine Entscheidung, ob du mit uns
gehen willst.“
Noch immer nahm
Qhuinn an, es würde hier um eine Bestrafung gehen, aber er
nickte entschlossen. Er würde alles hinnehmen, es sei denn, man
würde ihm Blay weggnehmen wollen, so viel stand für ihn
fest. „Ja, ich bin bereit.“
„Dann
geh dich umziehen. Du hast noch Zeit um kurz auf Toilette zu gehen.“
verkünde V.
Wieder fiel Qhuinns
Blick auf Blay und beugte sich zu ihm und küsste seinem
schlafenden Freund auf die Lippen, bevor er die Robe annahm und kurz
ins Bad ging um sich umzuziehen.
„Stell
keine Fragen darüber, wo es hingeht und seh nachher nur zu
Boden. Und du musst dir sicher sein, dass du einer von uns werden
willst, danach gibt es kein Zurück mehr.“ sagte V, als sie
danach über den Flur des Anwesens liefen.
Qhuinn blieb wie
erstarrte stehen. „Was? Ich... einer... einer von euch?“ Nach und
nach fragte sich, was genau hier gerade vor sich ging.
„Ja,
einer von uns. Ein Bruder!“
„Ich...
ich werde ein Bruder?“
„Ja,
mein Sohn. Wenn du dich dafür entscheidest und jetzt mit uns
gehst!“ sagte Wrath und legte ihm eine Hand auf den Rücken.
Qhuinn schluckte.
Es ging hier nicht um eine Bestrafung, sondern darum, dass er in die
Bruderschaft aufgenommen wurde! Sein erster Gedanke war, dass er sich
wünschte, dass Blay bei ihm wäre und das hier mit ihm
zusammen erleben würde. Dann konnte er nur noch nicken. „Ja,
ich... gehe... mit!“ brachte er stockend hervor.
Die Brüder
führten Qhuinn zu einem der Escalades, in den sie einstiegen.
Während der Fahrt hielt Qhuinn sich daran, keinerlei Fragen zu
stellen und hielt seinen Kopf gesenkt. Er hatte keine Ahnung, wo sie
waren, als sie schließlich anhielten und er ließ sich
dann von den Brüdern einen langen Gang entlang führen, bis
sie stoppten und er spüren konnte, dass sie alle um ihn herum
standen. „Du darfst deinen Kopf nun heben.“
Qhuinns Augen
blitzten auf, als er seinen Kopf hob und feststellte, dass sie sich
in einer Höhle befanden. Und ihm klar wurde, dass es tatsächlich
passierte. ER würde ein Bruder werden!
„Du
bist nicht würdig, diesen Ort hier zu betreten. Sag, dass du
nicht würdig bist.“ ertönte die tiefe Stimme von Wrath.
„Ich
bin nicht würdig.“ wiederholte Qhuinn mit wie er hoffte,
fester Stimme.
„Willst
du würdig werden, diesen Ort betreten zu können? Dann sag,
dass du würdig werden willst!“
„Ja,
ich will würdig werden!“
„Wer
schlägt diesen Krieger vor?“ ertönte eine helle Stimme
und Qhuinn stellte überrascht fest, dass die Jungfrau der
Schrift ebenfalls anwesend war.
Vishous trat vor.
„Ich, Vishous, Sohn des Bloodletter, schlage ihn vor!“
„Deine
Wahl ist eine gute Wahl, mein Sohn.“ Dass sie betonte, dass er ihr
Sohn war, zuckte Vishous leicht zusammen. „Fahrt also fort mit der
Zeremonie.“ nickte die Jungfrau der Schrift.
„Qhuinn,
tritt vor.“ nickte Wrath.
Qhuinn trat einen
Schritt nach vorne und Vishous trat an seine Seite, um ihm die Robe
abzunehmen. Alle anderen Brüder ließen ihre Roben
ebenfalls fallen und V führte Qhuinn auf eine Plattform hinter
einer Art Altar.
„Stell
dich an die Wand und halt dich an den Griffen fest.“ Wieder Wrath.
Qhuinn lehnte
seinen Rücken gegen die Wand und legte seine Hände in die
Griffe, die an beiden Seiten in die Wand eingeschlagen waren. Die
Brüder jetzt so vor sich zu sehen, ließ ihn leicht
schlucken. Alles wirklich beeindruckende Männer von Wert.
Krieger!
Wrath trat vor ihn
und hielt seine Hand hoch, um die er einen gezackter Handschuh trug
und in der er einen schwarzen Dolch hielt. Er schnitt sich damit in
sein Handgelenk und ließ einige Tropfen seines Blutes in einen
Kelch tropfen, der die Form eines Totenkopfes hatte, wie Qhuinn am
Rand feststellte.
„Mein
Fleisch.“ betonte Wrath, leckte über die Wunde und trat nun
richtig vor Qhuinn. Er legte Qhuinns Kopf ein wenig zur Seite und
versenkte seine Fänge in die Haut an seinem Nacken, trank von
ihm. Danach trat er einen Schritt zurück. „Dein Fleisch.“ Er
holte aus und schlug mit der behandschuhten Hand gegen Qhuinns Brust,
wo sich die Zacken hart in seine Haut bohrten.
Jeder der Brüder
wiederholte die gleichen Schritte, bis von jedem von ihnen Blut in
dem Kelch war und jeder Qhuinn geschlagen hatte.
Wrath erhob den
Kelch. „Das war der erste von uns. Der erste Bruder!“
Die Brüder
stimmten einen wilden Kriegsschrei an und Wrath trat nun mit dem
Kelch in der Hand wieder vor Qhuinn. „Trink und schließe dich
uns an!“
Als Qhuinn das Blut
der Brüder in sich aufnahm, konnte er die Kraft jedes einzelnen
darin schmecken, wie sich alles zu einer großen Kraft
vermischte.
„Lass
nun die Griffe los.“
In dem Moment, in
dem Qhuinn seine Hände von den Griffen nahm, merkte er erst,
dass seine Knie ihn nicht mehr trugen und er sank fast augenblicklich
in die Knie. Um ihn herum wurde alles schwarz.
Als er wieder wach
wurde, stellte er fest, dass er auf dem Boden der Höhle lag.
Beim Aufsetzen, sah er V und Butch über sich stehen, beide jetzt
wieder in ihren Roben. Mit einem breiten Grinsen hielt V ihm seine
Robe hin. „Du hast dich wirklich nicht schlecht geschlagen.“
Mit leicht
zittrigen Händen nahm Qhuinn die Robe entgegen und zog diese
über seinen Körper. Auf seiner Brust trug er nun die Narbe
der Bruderschaft, die die Brüder mit ihren Schlägen mit dem
Handschuh hinterlassen hatten.
Als er sich
umdrehte, stellte er fest, dass die Höhlenwand hinter ihm mit
lauter Namen beschrieben war und nach einem Moment begriff er, dass
es die Namen aller bisherigen Brüder waren. Mit seinen Augen
glitt er über diese und sein Herz setzte für einen Moment
lang aus, als er den letzten Namen von diesen erkannte. Seinen
eigenen! Sein Name in dieser langen Liste von Brüdern, von
Männern von Wert.
„Von
nun an bist du ein Krieger, ein Bruder, einer von uns, Qhuinn, Sohn
des Lohstrong.“ betonte Vishous.
Blay wachte erst
dann auf, als Qhuinn sein Zimmer wieder betrat und dabei, weil er
noch nicht ganz so sicher auf seinen Beinen war, gegen die Kommode
stieß und leise los fluchte.
„Qhuinn?“
murmelte Blay verschlafen, konnte im ersten Moment noch nicht so
recht zu ordnen, warum Qhuinn nicht neben ihm im Bett lag. „Was...
was ist los? Wo warst du?“ wollte er wissen und setzte sich richtig
im Bett auf.
Das nächste,
was er wusste war, dass Qhuinn ihm um den Hals fiel, ihn eng an sich
presste. Und dass er dabei spüren konnte, wie Qhuinn zitterte
und sogar vor Schmerzen etwas zurück zuckte.
„Qhuinn,
was ist denn los?“ wollte er wieder wissen und schob ihn ein wenig
von sich um ihn ansehen zu können, suchte in dessen Gesicht nach
irgendwelchen Anzeichen von Schmerzen oder dass es ihm irgendwie
schlecht ging. Alles, was er jedoch fand, war, dass Qhuinns Augen
regelrecht strahlten, seine Wangen leicht gerötet waren vor
Aufregung und auf seinen Lippen ein Lächeln war. Was Blay
wiederum nur noch mal mehr verwirrte.
„Sie
haben mich abgeholt und dann...“
„Wer
hat dich abgeholt? Und, sie haben dir doch nicht weh getan oder? Ich
meine, das können sie doch nicht machen, dich bestrafen!“
„Ich
bin ein Bruder, Blay.“ platzte es aus Qhuinn hervor und er schob
seine Robe zur Seite, damit Blay die Narbe an seiner Brust sehen
konnte.
Blays Augen
weiteten sich und er streckte seine Hand aus um diese Stelle ganz
vorsichtig zu berühren. „Ich... wow... das ist ja Wahnsinn!“
brachte er hervor.
„Ja,
ne? Das ist unglaublich. Ich meine... ich bin ein Bruder. ICH!“
„Nein,
das ist es nicht. Qhuinn, du hast es dir verdient, ein Bruder zu
sein. Mehr als verdient. Und ich freue mich so für dich, dass du
es nun auch wirklich bist. Ich bin so stolz auf dich!“ sagte Blay
und fiel Qhuinn nun seinerseits um den Hals.
„Aber...
bist du denn nicht... also du solltest doch genauso ein Bruder sein,
wie ich. Stört dich das nicht?“ fragte Qhuinn vorsichtig nach.
„Nein!
Natürlich nicht. Du hast es verdient. Und es ist richtig so!“
Blays Lippen pressten sich auf die von Qhuinn und der wiederum war
jetzt nicht weniger stolz auf Blay, als Blay wohl auf ihn war.
Einfach, weil er fand, dass Blay ein wundervolles Herz hatte, ihm
dieses schenkte und sich einfach für ihn freute. Ganz egal, ob
er das selber vielleicht auch gerne für sich wollen würde.
„Wie
war es?“ wollte Blay wissen, als er sich wieder von Qhuinn löste.
„Ich
hab am Anfang überhaupt nicht verstanden, was los ist. Die
Bruderschaft stand plötzlich komplett im Zimmer.“
Fassungslos sah
Blay ihn an. „Und ich habe geschlafen?“
Qhuinns
Gesichtsausdruck wurde sofort eine Spur weicher. „Ja. Friedlich.
Und wie ein Baby.“ grinste er.
„Ich
fasse es nicht, dass ich das verpasst habe!“
„Ich
dachte eigentlich, dass sie mich holen kommen, um mich zu bestrafen.
Vishous hat mir erst auf dem Gang gesagt, dass sie mich in die
Bruderschaft aufnehmen. Und dann... es war unglaublich. Ich hab ihr
Blut getrunken, ich hab jetzt die Narbe. Und mein Name steht auf der
Wand mit den Namen aller Brüder. Die Jungfrau der Schrift hat
gesagt, ich darf aufgenommen werden. V hat mich vorgeschlagen.“
sprudelte es dann nur so aus Qhuinn hervor, in seinen Augen wieder
dieses Glänzen, was Blay so sehr faszinierte.
„Dein
Name gehört da auch hin.“ sagte Blay und schluckte schwer. Er
wusste zu gut, was es für Qhuinn bedeutete, ein Teil von etwas
zu sein, komplett angenommen zu werden und genau deswegen freute er
sich auch so sehr für ihn, dass er nun ein Bruder war. „Ich
bin wirklich so stolz auf dich!“
„Ich
hätte es mir gewünscht, dass du dabei gewesen wärst.“
murmelte Qhuinn und lehnte sich gegen Blay.
„Ist
schon okay. Wirklich. Tut dir noch was weh?“
„Die
Narbe brennt etwas, aber das ist schon okay so. Ich mag es, wofür
sie steht.“
„Das
mag ich auch.“ Blays Finger glitten leicht über die Stelle,
bevor sie sich zusammen auf das Bett sinken ließen um noch ein
wenig zu schlafen.
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