Mittwoch, 2. Mai 2012

Chapter 12


Als Beth einen Moment später das Arbeitszimmer betrat, fand sie ihren Hellren in einer sehr nachdenklichen Stimmung vor. Sie umrundete den Schreibtisch und setzte sich auf seinen Schoß, streichelte mit einer Hand durch seine Haare. „Was ist los? Was beschäftigt dich?“ wollte sie wissen.
Wrath seufzte, aber konnte und wollte gar nicht anders, als Beth zu erzählen, was in ihm vorging. „Du weißt, dass ich mich nicht gerne in das Privatleben meiner Krieger einmische, aber diesmal... diesmal könnten wir dadurch zwei oder sogar drei von ihnen verlieren, wenn sie das nicht irgendwie hinbekommen.“
„Ja, ich weiß, dass du das nicht gerne machst, aber du machst dir nun mal Gedanken. Das ist doch normal und das liebe ich auch so an dir.“ sagte Beth leise. „Um wen geht es denn?“ wollte sie wissen.
„Qhuinn. Ich... offenbar hat der Junge sich gebunden.“
„Was? Qhuinn hat sich gebunden? An wen? Kennen wir die Frau?“
Wrath schüttelte den Kopf. „Es ist Blay.“ sagte er leise.

Wirklich überrascht war seine Shellan darüber nicht wirklich. „Eigentlich... hätte ich mir das denken können. Immerhin... na ja, wie sie den anderen ansehen, wenn sie denken, dass keiner es sieht... ja doch, das hätte ich mir denken können. Aber... ist das denn nicht etwas Gutes?“
„So wie es im Moment ist, ist es eine Katastrophe. Die Beiden scheinen noch nicht so weit zu sein. Und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hatte gedacht, dass ich sie im Moment nicht zusammen rausschicke, aber jetzt frage ich mich, ob ich das nicht besser doch tun sollte.“
„Wollen sie denn zusammen gehen?“
„Also Qhuinn will es. Ich weiß aber nicht, wie es mit Blay aussieht.“ gab Wrath zu.
„Rede mit ihm. Die Beiden gehören ganz offentlich zusammen.“
Wrath zog seine Shellan etwas näher zu sich und presste ihr einen Kuss auf die Lippen. „Hmmm... ich liebe dich.“ murmelte er.


Noch immer saßen Blay und John auf dem Boden. John hatte einfach abgewartet, hatte gedacht, dass es am besten war, dass endlich alles aus seinem Freund hervor brach und hoffte gleichzeitig, dass das allerdings auch irgendwie ein Anfang war, um sich wieder in die richtige Richtung zu bewegen.
„Blay, auch wenn du es vielleicht nicht hören willst... oder nicht glauben magst... Ja, ich denke, Qhuinn ist ein Teil von dir. Ist es immer noch. Und ich bin mir sicher, du findest dich wieder. Ich werde dir helfen. Und er... wird dir auch helfen. Er hat nicht unrecht... du kennst ihn besser als jeder andere und er dich.“ gestikulierte John schließlich, als er soweit sicher war, dass Blay das jetzt auch wahrnehmen würde.
Blay atmete tief durch, sammelte sich so gut es ging wieder. „Danke, John. Ich bin mir einfach noch nicht so ganz sicher, ob ich da selber so dran glauben soll.“
„Versuch es.“ nickte John ihm zu.
Beide sahen auf, als es an der Tür klopfte und standen vom Boden auf. Als Blay öffnete, hoffte er einfach nur, dass es nicht Qhuinn war, weil ihm einfach noch zu deutlich die verdrängten Emotionen im Gesicht standen.
„Master Blaylock, eure Hoheit würde Euch gerne sprechen.“ verkündete der Doggen der vor der Tür stand.
Blay errötete leicht. Er hatte wirklich nicht so viel Aufsehen um seine Rückkehr machen wollen, nickte aber. „Okay, ich komme.“ Er verabschiedete sich kurz von John und machte sich gleich auf den Weg zu Wraths Büro.

Dort angekommen, klopfte er, wartete dass er herein gebeten wurde und betrat dann das Arbeitszimmer des Königs. „Wrath, mein König.“
„Hallo Blay. Willkommen zurück, mein Sohn. Ich wollte dich persönlich begrüßen und dir sagen, dass ich mich wirklich darüber freue, dass du dich entschieden hast, das Angebot anzunehmen und wieder zurück zu kehren. Immerhin gehörst du zu uns.“
Blay konnte nicht verhindern, dass er rot wurde, hatte nicht wirklich mit so einer Begrüßung seitens des Königs gerechnet. „Danke, mein König. Es... ist schön, wieder hier sein zu können.“
„Was ich mit dir besprechen wollte... ich würde dich dann auch gerne wieder mit in die Rotation einbauen und wollte dich fragen, ob du wieder mit deinem alten Team gehen willst?“
Es überraschte Blay wirklich, dass er danach gefragt wurde, was er wollte. Er hatte damit gerechnet, dass er einfach eingeteilt werden würde, wie es den Brüdern gerade am besten passte. Und kurz überlegte er, konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, getrennt von Qhuinn auf die Straße zu gehen. „John, Qhuinn und ich... waren ein gutes Team. Also... ja, das würde ich schon wollen.“ antwortete er.
„Okay, ich werde Tohr sagen, dass er das berücksichtigen soll. Und jetzt hast du ohnehin erstmal noch zwei, drei Tage frei um dich wieder hier einzuleben.“ sagte Wrath.
„Danke, König.“ nickte Blay und verließ das Büro.


Nachdem Qhuinn von Wraths Büro in sein Zimmer zurück gekehrt war, ließ er sich auf sein Bett sinken. Er konnte nicht fassen, dass er tatsächlich in Wraths Arbeitszimmer seinen Bindungsduft verströmt hatte. Und das nur, weil dieser ihm gesagt hatte, er sollte nicht mit Blay zusammen auf Streife gehen. Wenn er allerdings nur schon danach dachte, ballte er seine Hände zu Fäusten. Er musste einfach mit Blay zusammen rausgehen, musste doch auf ihn aufpassen!
Seine Gedanken schwankten zu dem, was Wrath noch zu ihm gesagt hatte. Dass sie ihn als neuen Bruder hatten vorschlagen wollen. Und das wollte noch immer nicht so recht in seinen Kopf, dass ausgerechnet er das verdient haben sollte. Viel eher sollte das doch Blay werden als er. Oder John. Nur nicht jemand so unwürdiges, wie er es war. Allerdings hatte sich das jetzt ja wohl ohnehin erledigt, in dem er sich selber den Weg verbaut hatte, wirklich als Bruder vorgeschlagen zu werden.
Über diese Gedanken schlief er schließlich ein.
Zurück in seinem eigenen Zimmer, wusste Blay nicht so recht, was er nun tun sollte. Der Zusammenbruch, den er zu vor in Johns Nähe gehabt hatte, war wohl nur eine Frage der Zeit gewesen. Seitdem er das Anwesen verlassen hatte, hatte er so vieles von seinen wirklichen Gefühlen unterdrückt, hatte sich immer wieder gesagt, dass es schon besser werden würde und dass er es auch ohne Qhuinn schaffen konnte. Aber da hatte er sich komplett etwas vorgemacht, so viel stand nun fest. Und jetzt würde es sehr schwer werden, wieder zu sich zurück zu finden, wieder einen Weg zu finden, wirklich richtig mit Qhuinn umgehen zu können. Denn, dass es ohne ihn nicht gehen würde, so viel stand mittlerweile wohl fest.
Er vermisste ihn, vermisste es, dass es wieder so sein würde, wie es eben alles früher mal war. Und wenn er jetzt in seiner Nähe war, dann wurde dieses Gefühl des Vermissens fast nur noch mal schlimmer als besser, einfach, weil es da nur noch mal mehr zu spüren war, dass da eine Mauer zwischen ihnen war. Und diesmal war Blay nicht mal mehr sicher, ob es noch die war, die Qhuinn aufgebaut hatte immer dann wenn er versucht hatte, ihm näher zu kommen oder aber ob es nicht eher die Mauer war, die er aus Angst vor weiteren Zurückweisungen selber um sich herum aufgebaut hatte.

Irgendwann hielt Blay es nicht mehr in seinem eigenen Zimmer aus. John hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, dass er Qhuinn verletzt hatte und obwohl er vielleicht für einen Moment wirklich gewollt hatte, dass Qhuinn auch diesen Schmerz spüren musste, den er so oft verspürt hatte, wollte er nicht, dass es so zwischen ihnen war, wollte ihn nicht weiter verletzen.
Also zog es ihn zu Qhuinn, klopfte nur ganz kurz an dessen Zimmertür und betrat dieses dann auch gleich darauf, weil er sich nicht sicher war, ob er nicht vielleicht doch einen Rückzieher machen würde, wenn er zu lange warten würde.
Mitten im Zimmer blieb er stehen, als ihm bewusst wurde, dass Qhuinn schlief. Vermutlich hieß das, dass er eigentlich am besten wieder gehen sollte und vielleicht noch mal wieder kommen sollte, wenn Qhuinn wach sein würde. Aber er konnte sich nicht einen Schritt von der Stelle bewegen, beobachtete seinen schlafenden Freund und musste zu geben, dass er von diesem Anblick nicht wirklich genug bekommen konnte.
Langsam ging er näher, blieb direkt vor dem Bett stehen, wo er feststellte, dass Qhuinn auf der Seite schließ, mit seinen Armen sein zweites Kissen fest umklammert hielt, es im Schlaf eng an sich gepresst hatte.
Ein Lächeln legte sich auf Blays Lippen und er beugte sich vor, um zu versuchen, Qhuinn das Kissen wegzuziehen. Der jedoch umklammerte es nur noch mal fester, schien sich zu weigern, es loszulassen. „Blay.“ kam es leise über seine Lippen und Blay trat sofort einige Schritte zurück, glaubte, dass Qhuinn wohl wach geworden war und wusste nicht, wie er ihm erklären sollte, dass er in seinem Zimmer stand und ihm beim schlafen zu sah, aber überrascht stellte er fest, dass Qhuinn scheinbar noch immer schlief.
Blay presste eine Hand vor seinen Mund und starrte seinen schlafenden Freund fassungslos an. Aber... konnte es wirklich so sein, wie es jetzt wirkte? Dass Qhuinn seinen Namen gesagt hatte, weil er glaubte, er hielt nicht das Kissen in den Armen, sondern... ihn? Er wusste nicht mal, ob er das zu hoffen wagte, ob er sich wünschte, dass es wirklich so war oder aber dass es eher doch nicht wirklich so war...


Blay war bereits an der Tür angekommen war, stellte er fest, dass es gar nicht so einfach war, jetzt zu gehen. Vorsichtig drehte er sich um und wagte kaum, nachzusehen, ob Qhuinn das Kissen noch immer umarmt hielt. Aber er konnte auch wiederum nicht anders, musste es wissen. Also lief er doch wieder zurück zum Bett, blieb dicht vor diesem stehen und biss sich auf die Lippen, als er feststellte, dass Qhuinn das Kissen noch immer genau so fest umarmt hielt.
Für den Moment entschied Blay all seine Bedenken zur Seite zu schieben. Himmel, er war eifersüchtig auf ein Kissen! Wenn das nicht schon etwas bedeutete, dann wusste er es auch nicht wirklich.
Bevor er es sich anders überlegen konnte, setzte er sich auf die Bettkante und versuchte erneut, Qhuinn das Kissen wegzunehmen, was sich als weit schwieriger herausstellte, als er geglaubt hatte. Schließlich hatte er es geschafft und legte das Kissen neben das Kissen auf dem Qhuinn schlief auf das Bett.
Er atmete noch mal tief durch und ließ sich dann selber auf das Bett sinken. Neben Qhuinn. Und versuchte enger zu ihm zu rutschen in die Arme, die Qhuinn noch immer so aufhielt, als würde er dieses Kissen noch immer umarmen.

In dem Moment hörte Blay hinter sich ein scharfes Luftholen und als er seinen Kopf leicht drehte, sah er in ein blaues und ein grünes Auge. Sofort zuckte er zusammen. Eigentlich hätte er es sich denken müssen, dass es nicht gehen würde, sich einfach so in Qhuinns Arme zu legen, ohne dass dieser dabei wach werden würde. Seltsamerweise jedoch folgte er nicht dem Impuls, aus dem Bett aufzuspringen sondern bewegte sich gar nicht.
Fassungslos starrte Qhuinn seinen Freund an. Er hatte so gut geschlafen, hatte dieses Kissen fest in seinen Armen gehabt, als er eingeschlafen war und in seinen Träumen war es ihm dann gelungen, sich einzubilden, dass es nicht das Kissen war, was er festhielt sondern Blay. Genau das musste es sein... er schlief noch immer und dieses Kissen hatte sich wirklich in seinen besten Freund verwandelt...
„Was... tust du... da, Blay?“ fragte er leise. Nur für den Fall, dass das hier vielleicht doch kein Traum war.
„Du... du... könntest wirklich mich... halten. Nicht nur das Kissen.“ antwortete Blay ebenso leise und senkte seinen Kopf leicht, nicht in der Lage den Ausdruck in Qhuinns Augen zu sehen, für den Fall, dass er ihm nun sagen würde, dass er gehen sollte.
„Was?“ Langsam war Qhuinn sich nicht mehr so sicher, ob das hier nicht doch etwas anderes war als ein Traum. Warum sonst sollte Blay sich so komisch ausdrücken? Aber, vielleicht sollte er aufhören, darüber nachzudenken, sondern einfach das zu nehmen, was er bekommen konnte.
Er streckte seine Arme raus, rutschte näher an Blays Körper, der ihm den Rücken zu gedreht hatte und schlang seinen Arm fest um diesen. Es fiel ihm schwer, in dem Moment nicht aufzustöhnen. Es tat so wahnsinnig gut, ihn im Arm zu halten. So viel besser als nur dieses Kissen.

Blay hatte den Atem angehalten, als er darauf wartete, dass Qhuinn ihm sagte, er sollte aufstehen und gehen und fragte sich, was genau ihn dazu gebracht hatte, sich einfach neben ihm ins Bett zu legen. Und dann spürte er, dass Qhuinn näher zu ihm rückte und schließlich seine Arme, die er um ihn legte. Und erst dann erlaubte er sich, wieder auszuatmen. Vielleicht machte er sich etwas vor, aber für diesen Moment tat es ihm so wahnsinnig gut, dass Qhuinn ihn fest in den Armen hielt. Und deswegen rutschte er sogar seinerseits noch etwas näher zu Qhuinn, wollte ihn so nah wie möglich bei sich spüren konnte. Es tat so viel besser als er geglaubt hatte. Offenbar hatte er komplett unterschätzt, wie sehr er Qhuinns Nähe wirklich brauchte.
„Qhuinn?“ murmelte er leise. „Es... ist nicht wahr. Du... bist nicht der Arschloch Qhuinn.“
Qhuinn hielt kurz den Atem an bei Blays leisen Worten, wollte aber jetzt eigentlich nicht darüber reden. Dafür hatte er zu viel Angst, dass es damit enden würde, dass er doch wieder alleine hier im Bett liegen würde.
„Schlaf hier.“ bat er Blay. Sein Atem striff dabei leicht Blays Nacken und er schlang seinen Arm fast noch etwas fester um ihn.
Blay spürte eine leichte Gänsehaut, als er Qhuinns Atem so spüren konnte und seufzte leise, erlaubte sich aber, sich jetzt wirklich einfach nur zu entspannen. Er schloss seine Augen und schlief einen Moment später wirklich ein.
Qhuinn lag noch eine Weile wach, wollte jeden Moment geniessen, Blay halten zu können, so lange er die Möglichkeit dazu hatte, wurde dann aber schließlich von seiner Müdigkeit eingeholt und schlief ebenfalls ein.

1 Kommentar:

  1. *_* wie süß sie doch sind. schreib bald weiter..hoffe wir erwarten noch einige chaps

    AntwortenLöschen