Freitag, 27. April 2012

Chapter 11


„Besonders gesprächig bist du heute aber nicht.“ bemerkte John, als sie beide schon seit einigen Minuten nur schweigend auf Blays Bett saßen und an ihrem Bier tranken.
„Tut mir leid, ich hätte wohl sagen sollen, dass ich keine besonders gute Gesellschaft bin.“ gab Blay zurück.
„Schon okay. Ich dachte, dass wir einfach nur etwas Zeit miteinander bringen könnten. Mann, ich hab dich echt vermisst!“
Blay schaffte es, schwach zu lächeln. „Weisst du, wie viele Tage ich weg war?“ fragte er dann ziemlich plötzlich.
Überrascht kniff John seine Augen zusammen. „Na ja, du warst auf jeden Fall über vier Monate weg. Aber nein, weiß ich nicht.“
„Er wusste es.“ murmelte Blay.
„WAS?“ gestikulierte John, noch immer ziemlich verwirrt.
„Qhuinn. Er wusste es. 141 Tage.“ Nervös trank Blay von seinem Bier, das er in seinen etwas zittrigen Händen hielt. Wenn er das doch nur alles so einfach abtun könnte, aber so leicht war es nicht wirklich.
„Das wundert mich nicht wirklich. Blay, ihr seid Beide meine Freunde. Und... ihr habt beide gelitten. Ich leide mit euch. Und Qhuinn... Qhuinn war wirklich nicht mehr er selber, in der Zeit in der du weg warst.“
„Ja, weil er das haben will, was er nicht hat. Wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Und dann... dann hat er irgendwann keine Lust mehr darauf und noch mal überlebe ich das wirklich nicht, John.“ sagte Blay bitter.

John starrte einen Moment lang einfach nur auf seine Flasche, bevor er sich an Blay richtete. „Ich denke nicht, dass es das ist. Qhuinn kann genauso wenig ohne dich, wie du ohne ihn.“ gab er dann zu bedenken.
„Für wie lange, John? Für wie lange? Und nein, ich kann nicht ohne ihn. Wenn... er gestorben wäre, dann wäre ich ihm gefolgt.“ sprach Blay zum ersten Mal etwas aus, was er bisher auch zurück gehalten hatte.
„Ich kann verstehen, dass du vorsichtig bist, Blay. Aber bei Qhuinn wäre das genau so. Er würde dir auch folgen. Überall hin.“ Wieder schien John einen Moment nachzudenken, bevor er vorsichtig fragte: „Weswegen ist das mit Saxton zu Ende?“
„Saxton... ist die loyalste Person, die ich kenne. Sogar oder vor allem Qhuinn gegenüber. Qhuinn hat einen großen Auftritt hingelegt, als er bei Saxton und mir war. Er hat Saxton durch die Luft geschleudert und... sich an mich gebunden. Und daraufhin hat Saxton gesagt, dass es für uns so nicht weiter gehen wird.“
Als Blay davon sprach, dass Qhuinn sich gebunden hatte, war John kurz wirklich überrascht. „Dann... ist es erst recht nicht nur einfach mal eine Laune, die er gerade hat. Man bindet sich nicht einfach mal so!“


Qhuinn starrte eine ganze Weile auf das Foto von John, Blay und sich. Er wusste zwar, dass er mittlerweile so weit war, dass er mehr als nur diese Freundschaft wollte, aber vermutlich musste er in kleinen Schritten anfangen, um Blay überhaupt wieder zurück zu gewinnen. Dass er ihn so sehr verletzt hatte, dass er sich jetzt so verschlossen hatte, tat weh zu wissen.
Einem Impuls folgend griff er nach seinem Handy und tippte eine Nachricht an John. „Treffen bei Blay?“
„Bin schon da. Beweg seinen Arsch rüber.“ erhielt er kurz darauf sofort als Antwort und sprang auch gleich von seinem Bett auf um sich auf den Weg zu Blay zu machen, den festen Vorsatz diesmal nichts zu tun, was Blay irgendwie traurig machen würde. Er wollte ihn lachen sehen!
Als es an Blays Zimmer klopfte, sah der überrascht auf, aber John stand schon gleich auf und öffnete die Tür für Qhuinn.
„Habt ihr euch irgendwie abgesprochen?“ fragte Blay ein wenig gequält.
„Ihr könnt doch jetzt nicht ohne mich mit dem Bier anfangen!“ beschwerte Qhuinn sich scherzend und deutete auf die schon fast leere Flasche in Johns Hand.
„Können wir schon, aber wir haben sicher noch mehr.“ deutete John ihm an, reinzukommen, ohne wirklich auf Blays Protest einzugehen. Er war einfach nicht gewillt, weiterhin zu zu sehen, wie seine beiden Freunde sich fertig machten.

Zehn Minuten später war John sich nicht mehr sicher, ob das hier alles eine so gute Idee war. Jetzt hatte er nicht nur einen schweigenden Blay an seiner Seite, sondern auch noch einen schweigenden Qhuinn. Sie saßen alle drei nur auf dem Bett, tranken Corona, aber unterhielten sich nicht. Und weil seine Freunde recht abwesend zu sein schienen mit ihren Gedanken, versuchte John auch nicht gerade oft, ein Gespräch in den Gang zu bringen, weil sie seinen Gesten kaum folgen zu schienen.
„Ist es das jetzt? Ist es das jetzt, wie es immer sein wird zwischen uns?“ gestikulierte er dann so wütend, dass er plötzlich die Aufmerksamkeit beider hatte. „Ich dachte wirklich, wenn ich euch beide hier zusammen bringen würde, dann würde es vielleicht endlich so werden wie früher, aber offenbar habe ich mich da getäuscht!“
„Ich hab ihn nicht eingeladen.“ zischte Blay.
Qhuinn zuckte bei diesem Kommentar von Blay zusammen. „Tut mir leid, wenn ich so schwer zu ertragen bin.“ gab er zurück.
„Wow, ihr redet. Was für ein Fortschritt!“ Johns Kommentar.
„Ich wollte einfach nur meine Ruhe! Ich bin nicht hierher zurück gekommen, weil ich geglaubt habe, es wird wieder wie früher! Ich glaube da so oder so nicht dran.“
Die Kälte in Blays Stimme, nahm Qhuinn fast die Luft zum Atmen. Das war nicht der Blay, den er kannte. Nicht sein Blay. Auch wenn er kein Recht hatte von ihm als Sein zu denken. „Ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber ich wollte nie, dass es so kommt. Du bist nicht der Blay, den ich kenne und ich werde mich für den Rest meines bescheidenen Lebens hassen, wenn der wahre Blay nicht noch irgendwo in dir ist.“
„Und du kennst den wahren Blay, ja?“ fragte Blay voller Sarkasmus zurück.

Nur ganz kurz senkte Qhuinn seinen Blick, bevor er Blay direkt in dessen saphirblauen Augen, die noch immer so glanzlos wirkten, sah. „Ja, ich kenne den wahren Blay. Genau wie du als einziger den wahren Qhuinn kennst, auch wenn du das jetzt nicht mehr so siehst. Und ich werde dich jetzt in Ruhe lassen, ich wollte deine Willkommensparty nicht kaputt machen. Das war nur ein dummer Teil von mir, der geglaubt hat, ich sollte bei dieser vielleicht auch dabei sein. Und zwar wollte dieser Teil das nicht für mich, sondern für dich. Der Arschloch Qhuinn lässt dich dann mal in Ruhe!“ Es gab nur wenige Momenten, in denen man Qhuinn wirklich ansehen und anhören konnte, dass er wirklich verletzt war und dieser war einer davon.
Obwohl John sich etwas anderes gewünscht hatte, ließ er Qhuinn gehen, wusste, dass das besser so war. Als er mit Blay alleine im Zimmer war, drehte er sich wütend zu diesem um. „Qhuinn hat recht! Du bist nicht mehr du selber! Ich kann verstehen, dass du verletzt bist, aber das hier... das würde Blay nie tun. Und für den Fall ob du dich fragst, ob du ihn jetzt auch verletzt hast, ja, das hast du! Und nein, ich finde nicht, dass er das verdient hat!“
Blay antwortete nicht. Stattdessen starrte er noch immer auf die Tür, durch die Qhuinn zu vor verschwunden war. Schließlich machte er ein paar Schritte auf diese zu, presste eine seiner Hände dagegen und murmelte leise Qhuinns Namen vor sich hin. Als er sich langsam wieder zu John umdrehte, war der sich fast sicher, dass Blays Augen feuchter waren, als normalerweise.
„Bin ich wirklich so schlimm?“ fragte Blay leise.
„Du bist dabei, dich selber zu verlieren, in dem du dich vor allem und jedem so zurückziehst.“
In dem Moment ließ Blay sich langsam mit dem Rücken an der Tür entlang sinken, bis er auf dem Boden zu sitzen kam. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als wäre ihm diese ganze Sache jetzt furchtbar unangenehm.
„Weißt du, was das Problem ist, John?“ fragte er kaum hörbar und hob überrascht seinen Kopf, als er Johns Hand auf seiner Schulter spüren konnte und stellte fest, dass der sich neben ihn auf den Boden gesetzt hatte.
„Sag es mir!“
„Ich war das letzte Mal ich selber, als... ich noch hier gewesen bin. Als ich gegangen bin, habe ich einen Teil von mir hier gelassen. Qhuinn... Qhuinn ist dieser Teil von mir. Und ich habe wahnsinnige Angst davor, dass ich diesen Teil nicht mehr wieder finden werden.“ platzte es aus Blay hervor und das mit so einer Traurigkeit, die John erstens erschrack und die ihn zweitens vergessen ließ, dass er eigentlich wütend auf Blay war.


Qhuinn schaffte es nicht bis in sein Zimmer, nachdem er zutiefst getroffen aus dem von Blay gestürmt war. Auf dem Gang prallte er fast mit Rhage zusammen, der ihn breit grinsend ansah.
„Dich habe ich gesucht.“ stellte er fest.
„Was gibt es, Hollywood?“ fragte Qhuinn kurz angebunden zurück.
„Ich hab gehört, Blay ist wieder da?“
„Nein, ist er nicht.“ antwortete Qhuinn, machte sich nicht mal die Mühe seine übliche Maske wieder aufzusetzen.
Rhage war sichtlich verwirrt, schüttelte dann aber leicht den Kopf. „Jedenfalls sollst du zu Wrath ins Büro kommen.“ richtete der Bruder aus.
Qhuinn seufzte leise. Er war nicht gerade in der Stimmung um jetzt dem König gegenüber zu treten, um sich womöglich noch eine Standpauke einzufangen, nach seiner letzten Nacht auf der Straße, obwohl Blay diese ja bereits Wrath erklärt hatte. Aber er wusste auch, dass das keine Bitte von Wrath war, sondern, dass ihm ohnehin keine Wahl blieb, jetzt nicht in dessen Büro aufzutauchen. Er nickte Rhage nur noch mal kurz zu und machte sich dann auf den Weg zum Arbeitszimmer des Königs.

Nach einem kurzen Klopfen betrat er dieses und senkte seinen Kopf leicht. Daran, dass er gehörigen Respekt vor Wrath hatte, würde sich wohl nie etwas ändern.
„Hallo mein König. Du... wolltest mich sprechen? Wenn es wegen der Nacht ist, in der ich verletzt worden bin, dann...“
„Nein, ist es nicht. Blaylock hat uns da bereits über alles informiert. Nein, viel mehr will ich noch mal mit dir über deine Bestrafung sprechen.“ Wraths Tonfall und seine Mimik ließen in keiner Weise darauf schließen, ob das hier ein positives oder negatives Gespräch werden würde.
Qhuinn konnte nur nicken und als ihm einfiel, dass Wrath das ja nicht sehen konnte, brachte er ein schnelles Ja über die Lippen.
„Es kommt mir nicht so vor als hättest du deine persönlichen Probleme in der Zwischenzeit in den Griff bekommen, aber ich kann es mir nicht länger leisten auf nur einen von euch zu verzichten. Deswegen werden John und du ab morgen Nacht wieder mit nach draußen gehen. Aber ich warne dich, ein Aussetzer und du sitzt wieder hier im Haus fest! Wenn ich ehrlich zu dir sein sollen, wir hatten dich als nächsten im Auge, den wir in die Bruderschaft aufnehmen könnten, aber dafür musst du dich erstmal wieder im Griff haben!“
Es überraschte Qhuinn etwas, zu hören, dass er wieder raus durfte, aber er hatte ganz sicher nicht vor, sich darüber zu beschweren. Und erst recht überraschte ihn das mit der Bruderschaft. Es bedeutete ihm wirklich sehr viel zu hören, wie sehr er hier anscheinend akzeptiert wurde, wo er doch so etwas wie Akzeptanz nie vorher in seinem Leben gekannt hatte. „Natürlich. Ich danke, mein König.“
„Jetzt, wo Blay wieder zurück ist, werde ich diesen natürlich auch wieder mit in die Rotation einbauen. Ich werde ihn vermutlich erstmal mit Tohr zusammen einsetzen.“ redete Wrath dann weiter und in diesem Moment erstarrte Qhuinn komplett, biss sich so fest auf die Lippen, um ein Knurren zu unterdrücken, das in seiner Kehle hochstieg, dass er Blut auf seiner Zunge schmecken konnte.
„Das kannst du nicht machen! Blay muss mit John und mir gehen! Ich meine, wir sind doch ein so gutes Team!“ brachte er mühsam hervor.
„Das kann ich nicht machen? Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, ich bin der König. Ich kann alles machen. Nenn mir einen Grund, warum ich das nicht machen kann!“ sagte Wrath sehr ernst.
„Ich muss doch auf ihn aufpassen!“
„So weit ich das einschätzen kann, kann Blay ziemlich gut auf sich selber aufpassen.“ bemerkte Wrath.
Und in dem Moment verströmte Qhuinn so stark seinen Bindungsduft, dass Wrath einen deftigen Fluch aussprach. „Du hast definitiv noch einiges zu klären, aber beruhig dich ein wenig. Ich habe nicht vor, dir deinen Mann wegzunehmen, okay?“
Qhuinn hatte das Gefühl zu erröten, konnte nicht fassen, dass er tatsächlich im Büro des Königs mit seinem Bindungsduft um sich warf. „Ja, ich... weiß, mein König.“ brachte er leise hervor.
„Okay, geh jetzt. Ich werde noch mal über den Einsatzplan nachdenken.“
Qhuinn nutzte die Gelegenheit um sofort aus dem Büro zu verschwinden.

1 Kommentar:

  1. haha jetzt wo qhuinn sich an blay gebunden hat kann das ja lustig werden. aber süß das er au so reagiert vor dem könig. aber ich denke mal das blay auch noch zu verletzt und verunsichert sich um qhuinn schon wieder an sich ran zu lassen, denk mal daas bedarf etwas arbeit

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