Donnerstag, 3. Mai 2012

Chapter 13


„Was für ein schöner Traum.“ war Qhuinns erster Gedanke beim Aufwachen. Er hatte ein Kissen in den Armen gehalten und davon geträumt, dass es Blay war, dann war Blay in sein Zimmer gekommen und hatte zu ihm gesagt, dass er ihn statt dem Kissen selber halten dufte und sich dann zu ihm gelegt um in seinen Armen zu schlafen. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er diesen Traum von nun an immer so träumen. Und es hatte sich so viel besser angefühlt, als er gedacht hatte. So viel besser als eigentlich alles andere.
Blay fühlte sich so gut an... wie er sich an ihn schmiegte, wenn er schlief. Er roch so gut und...
Qhuinn erstarrte. Blays Geruch war so echt. Und er konnte seinen warmen, starken Körper neben sich spüren. Das... war also kein Traum gewesen...
Er konnte es nicht fassen, dass Blay tatsächlich bei ihm war, dass er ihn noch immer im Arm hielt. Und wenn er eins wusste, dann war es, dass er immer so wach werden wollte. Nur... sie hatten nicht wirklich geredet, als Blay sich zu ihm gelegt hatte und vermutlich würde es keine Wiederholung davon geben. Also hoffte er, dass Blay einfach noch eine Weile schlafen würde und er ihn so lange wie es noch möglich war, weiter so halten konnte. Er versuchte sich sogar ganz genau einzuprägen, wie es war, ihn so zu halten, wie es sich anfühlte... damit er sich immer daran erinnern konnte. Nicht, dass er das hier vergessen könnte...

In dem Moment klopfte es an der Zimmertür und Blay zuckte zusammen, hob verwirrt seinen Kopf an.
Qhuinn fluchte leise auf. „Ja? Was denn?“ rief er.
„Master Qhuinn, ich bin es, Fritz. Master John hat gesagt, da Sie nicht beim ersten Mahl waren, soll ich ihnen etwas vorbeibringen. Ich stelle es einfach vor der Tür ab.“ erklang die Stimme des Doggens.
„Ja, okay. Danke.“ murmelte Qhuinn. Das erste Mahl war vorbei? Sie hatten sogar das erste Mahl verschlafen? So lange hatte Qhuinn schon eine Ewigkeit nicht mehr geschlafen! Und das nur, weil Blay neben ihm geschlafen hatte... dessen Blick er deutlich auf sich spüren konnte und sich zwang, sich ihm zu zu wenden. Der schöne Moment war jetzt wohl vorbei.
Das erste, was Blay gespürt hatte, beim Aufwachen, dass es ganz sicher nicht Saxtons Arme waren, die ihn festhielten. Nicht, dass er es nicht irgendwie gemocht hatte, wenn der ihn gehalten hatte, aber in Saxtons Armen hatte er sich nie so geborgen gefühlt, wie in dieser Umarmung jetzt. Er spürte eine unglaubliche, innere Wärme. Das zweite Gefühl war... Angst. Angst vor dem, was er zu gelassen hatte und was das nun bedeuten würde. Angst davor, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, das so zu zu lassen, obwohl Fehler sich normalerweise nicht so gut anfühlten wie das hier.
„Du... du... hast mich nicht... weggeschickt.“ stotterte er und verfluchte sich, dass das die ersten Worte waren, die er von sich gab, nachdem er aufgewacht war.
Qhuinns Augen weiteten sich für einen Moment. Es erschrack ihn, dass Blay so dachte und es tat auch irgendwie weh zu wissen, dass es so war. „Nein. Natürlich habe ich das nicht. Blay, ich wollte, dass du bleibst.“

Schweigen entstand und keiner von ihnen schien zu wissen, wie er dieses nun füllen sollte. Noch immer berührten sich ihre Körper leicht und eigentlich wollten sie beide nicht wirklich auf diese Berührung verzichten.
„Ich... ähm, wie es aussieht haben wir wohl etwas zu essen. Ich werde es holen gehen. Und wir können ja beide davon essen.“ war es schließlich Qhuinn, der das Schweigen brach und der sich dann auch von Blay löste, so schwer ihm das fiel. Aber die Situation war einfach zu angespannt, als dass er das jetzt einfach noch so geniessen konnte. Also stand er vom Bett auf, öffnete die Tür und nahm das Tablett hoch, was Fritz für ihn abgestellt hatte. „Hmmm... wie ich es mir gedacht habe. Fritz Essen reicht locker für zwei.“ sagte er, als er damit wieder richtig zurück ins Zimmer kam.
Blay verfolgte jede seiner Bewegungen, konnte nicht glauben, was hier eigentlich gerade passierte. Und überlegte noch immer ob er nicht besser einfach aufstehen und gehen sollte, beschloss aber, dem hier noch weiter eine Chance zu geben. „Ja, das ist typisch Fritz. Und... ich hätte Hunger.“ sagte er und bemühte sich um ein Lächeln.


Als Qhuinn begriff, dass Blay offenbar nicht vor hatte jetzt zu gehen, dass er wirklich hier bleiben würde zum Essen, wurde er dann doch sehr nervös. Blay in seinem Bett und dann würde er ihn auch noch füttern können... nur mühsam konnte er ein zufriedenes Knurren unterdrücken und sagte sich, dass er nicht zu viel erwarten durfte und auch nicht zu viel auf einmal wollen durfte. Er sollte froh sein, dass Blay überhaupt mit ihm essen wollte und nicht schon gleich darüber Phantasien anstellen, dass er Blay füttern würde.
Qhuinn setzte sich wieder auf das Bett zurück und stellte das Tablett auf diesem ab. „Hmmm... wie wäre es mit Ei?“ wollte er wissen und hielt Blay eine Gabel mit Rührei hin. So viel zum Thema, nicht füttern!
Blay starrte erst verwirrt auf die Gabel, dann zu Qhuinn und dann wieder auf die Gabel. Er fragte sich, ob es eine so gute Idee gewesen war, zu bleiben, ob es eine so gute Idee war, nachdem sie nicht wirklich miteinander geredet hatten, aber er konnte sich dem auch nicht einfach so entziehen. Und ehe es sich einer von ihnen versehen konnte, schlossen sich seine Lippen um die Gabel und er schluckte das Rührei runter.
Fasziniert beobachtete Qhuinn Blay dabei, starrte auf diese Lippen, von denen er sich mittlerweile nichts mehr wünschte, als sie auf seinen zu spüren, sie überall auf seinem Körper zu spüren. Die Art, wie er damit die Gabel umschloss, genügten, um Qhuinns Körper darauf reagieren zu lassen und er konnte nicht widerstehen, das ganze noch einmal zu wiederholen, Blay noch mit mehr Ei zu füttern.
Blay betrachtete Qhuinn genau und er musste zu geben, dass er ihn noch nie so gesehen hatte und dass diese neue Seite an seinem Freund wirklich sehr... anziehend war. Schließlich konnte er nicht widerstehen, Qhuinn die Gabel aus der Hand zu nehmen und ihm diese wiederum seinerseits hinzuhalten.
Qhuinns Augen weiteten sich. Blay fütterte ihn! Das musste doch etwas bedeuten! Und als er den Bissen von der Gabel nahm, sah er Blay die ganze Zeit in die Augen, in denen etwas stand, was er nicht so recht zu ordnen konnte... am ehesten würde er vermuten, dass es... Hoffnung... war?
Seufzend ließ Blay die Gabel sinken und lehnte sich im Bett etwas weiter zurück. „Was genau tun wir hier eigentlich?“ wollte er wissen.
„Essen!?“ erwiderte Qhuinn lachend.
„Ich finde das nicht besonders lustig. Und ich denke auch nicht, dass es so eine gute Idee ist. Wir können nicht einfach zusammen im Bett schlafen und dann zusammen in diesem Essen, als wäre...“
„Als wäre was, Blay?“ wollte Qhuinn wissen, als Blay nicht weiter sprach.
„Nichts. Nur kann man Dinge nicht erzwingen, die nicht da sind. Sich diese nicht vormachen.“ murmelte Blay leise.

Qhuinn seufzte, hatte das Gefühl, dass Blay sich nun wieder komplett vor ihm zurück zog und wusste nicht wirklich, was er dagegen tun sollte. „DU bist zu mir ins Zimmer gekommen, zu mir ins Bett!“ betonte er.
Einen Moment schwieg Blay. Das konnte er immerhin wirklich nicht bestreiten. „Ich... weiß. Ich weiß nur nicht genau, warum.“ gab er zu.
„Du hast gesagt, ich bin nicht der Arschloch Qhuinn. Meinst du das ernst?“
„Oh... ja, das meine ich ernst. Es tut mir leid. Es war nicht fair von mir, was ich gesagt und getan habe.“
Qhuinn zuckte mit den Schultern. „Muss es nicht. Vermutlich hatte ich das nicht anders verdient.“ gab er zurück.
„Nein, das stimmt nicht so recht. Und es macht mir selber Angst, dass ich mich so verhalten habe. Du... hattest recht, das passt eigentlich nicht zu mir. Ich habe mich verändert.“
„Hast du... nicht. Ich... kann nicht glauben, dass du nicht mehr... mein Blay bist. Ähm, also ich meine... der Blay, den ich kenne. Als du zum Beispiel mit mir auf die Straße gegangen bist, das... war der Blay, den ich kenne.“
Blay starrte auf seine Hände, die er auf die Decke gelegt hatte. „Ich weiß nicht, ich...
„Blay, ich gebe dich nicht auf, okay? Egal, was du sagst oder tust!“ stellte Qhuinn klar und sorgte damit dafür, dass sich eine sanfte Röte auf Blays Wangen legte.


„Okay ähm... wie wäre es, wenn wir uns heute... einen Film ansehen zusammen?“ schlug Blay vor, versuchte sich nicht so sehr anmerken zu lassen, dass Qhuinns Worte ihn direkt in seinem Inneren getroffen hatten. Und er versuchte irgendetwas zu sagen, was ganz normal zu sein schien. Was er einfach seinem besten Freund vorschlagen konnte.
Qhuinn zog leicht überrascht die Augenbrauen hoch über diese Frage, aber er freute sich zu sehr darüber, dass es Blay war, der diesen Schritt machte, als dass er da jetzt irgendwas hinein interpretieren wollte. „Ja, sicher. Ich kann John eine SMS schreiben ob er Lust hat und dann...“ setzte er an.
„Ich... meinte eigentlich... nur... wir beide.“ murmelte Blay leise.
„Oh... ähm ja, natürlich. Das könnten wir machen. Wenn du heute noch nicht wirklich raus musst...“
„Nein, muss ich nicht. Wrath hat gesagt, ich habe noch drei Tage Zeit bis ich mit rausgehen soll. Ich soll mich erst etwas eingewöhnen. Und vermutlich sollte ich auch ein bißchen trainieren. Und du... du darfst noch nicht wieder, oder?“
Qhuinn schüttelte den Kopf. „Nein, heute noch nicht. Aber Wrath hat mir gesagt, dass er meine Strafe aufhebt und ich dann auch wieder mit raus darf. Er braucht uns alle auf der Straße.“ erklärte er.
Kurz schwieg Blay, bevor er Qhuinn prüfend ansah. „Wofür genau hast du diese Strafe bekommen?“ wollte er wissen. Immerhin kannte er dazu nur Johns Sicht der Dinge und er wollte jetzt hören, was Qhuinn dazu zu sagen.

Verlegen senkte Qhuinn seinen Kopf. „Offenbar... hab ich es mal wieder vermasselt. Ich... hab zu wenig gegessen, zu wenig geschlafen, war ständig gereizt, hab kaum noch am Leben im Anwesen teil genommen. Ja, vermutlich fasst es das ganz gut zusammen.“ seufzte er.
„Ja, aber...warum? Ich meine, warum hast du das getan?“
Qhuinn zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Es war mir alles egal. Und vermutlich habe ich nicht gedacht, dass Wrath mir verbieten würde, auf die Straße zu gehen. Er... hat mir gesagt, dass ich ein Bruder hätte werden können, aber vermutlich hat sich das jetzt erledigt.“
Es war das erste Mal seit langem, dass Qhuinn ein so offenes Gespräch führte. Abgesehen von John hatte er mit niemandem so wirklich gesprochen und eben auch John hatte er immer weiter von sich geschoben.
„Was?“ Blay schaute Qhuinn mit großen Augen an. Er hatte das so erzählt, als würde er über das Wetter sprechen. Dabei war es eine große Sache, ein Bruder werden zu dürfen! „Du hättest ein Bruder werden können? Aber Qhuinn, das wäre doch perfekt. Und ich glaube, dass du das könntest! Ich meine, du setzt jede Nacht dein Leben für John aufs Spiel.“
Qhuinn zuckte mit den Schultern. „Vergiss es. Ich habs vermasselt und das Thema hat sich erledigt. Du solltest es viel eher werden, als ich.“ sagte er leise.
„Ich? Red keinen Unsinn Qhuinn, du hast es mehr verdient als ich. Abgesehen davon bin ich weggegangen und ich denke nicht, dass mich das besonders auszeichnet dafür, ein Bruder zu werden.“ vermutete Blay.
„Das spielt keine Rolle. Du bist ein Mann von Wert. Der beste, den ich kenne. Im Gegensatz zu mir.“
„Ich glaube, du solltest mit mir trainieren kommen. Ich brauche wen, den ich verprügeln kann.“ zischte Blay. „Du bist genauso ein Mann von Wert, wie ich es bin. Wenn du das mal einsehen würdest und dir nicht mehr selber im Weg stehen würdest, dann wärst du der Erste, der ein Bruder werden wird!“
Blays Worte überraschten Qhuinn, aber andererseits taten sie vor allem deswegen so gut, weil es immer Blay gewesen war, der ihm versucht hatte klar zu machen, dass er nicht weniger war als andere. Immer Blay. Von Anfang an. Und das zeigte Qhuinn nur noch mal mehr, dass sein Freund eigentlich noch immer der Selbe war. Sein Blay...
„Ich hab das so vermisst.“ sagte er leise.
„Was?“
„Das alles hier. Dich.“
Blay presste die Lippen fest aufeinander. „Es waren 141 Tage und 3 Stunden.“ war alles, was er dazu sagte.
In dem Moment war der Impuls, Blay zu umarmen so groß, dass Qhuinn nicht anders konnte und Blay in eine feste Umarmung zog, sogar das Gefühl hatte, gegen Tränen ankämpfen zu müssen. Er hatte wirklich mittlerweile geglaubt, dass es nur ihm so ging und dass Blay sich vielleicht wirklich zu weit entfernt hatte, aber das zeigte ihm deutlich, dass Blay wohl doch so gedacht hatte, wie er selber.

1 Kommentar:

  1. ohh wie schön :) schreib schnell weiter. bin ja mal gespannt wie es bei den beiden weiter geht und ob qhuinn es schafft ein bruder zu werden

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