„Was
für ein schöner Traum.“ war Qhuinns erster Gedanke beim
Aufwachen. Er hatte ein Kissen in den Armen gehalten und davon
geträumt, dass es Blay war, dann war Blay in sein Zimmer
gekommen und hatte zu ihm gesagt, dass er ihn statt dem Kissen selber
halten dufte und sich dann zu ihm gelegt um in seinen Armen zu
schlafen. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er diesen Traum von
nun an immer so träumen. Und es hatte sich so viel besser
angefühlt, als er gedacht hatte. So viel besser als eigentlich
alles andere.
Blay fühlte
sich so gut an... wie er sich an ihn schmiegte, wenn er schlief. Er
roch so gut und...
Qhuinn erstarrte.
Blays Geruch war so echt. Und er konnte seinen warmen, starken Körper
neben sich spüren. Das... war also kein Traum gewesen...
Er konnte es nicht
fassen, dass Blay tatsächlich bei ihm war, dass er ihn noch
immer im Arm hielt. Und wenn er eins wusste, dann war es, dass er
immer so wach werden wollte. Nur... sie hatten nicht wirklich
geredet, als Blay sich zu ihm gelegt hatte und vermutlich würde
es keine Wiederholung davon geben. Also hoffte er, dass Blay einfach
noch eine Weile schlafen würde und er ihn so lange wie es noch
möglich war, weiter so halten konnte. Er versuchte sich sogar
ganz genau einzuprägen, wie es war, ihn so zu halten, wie es
sich anfühlte... damit er sich immer daran erinnern konnte.
Nicht, dass er das hier vergessen könnte...
In dem Moment
klopfte es an der Zimmertür und Blay zuckte zusammen, hob
verwirrt seinen Kopf an.
Qhuinn fluchte
leise auf. „Ja? Was denn?“ rief er.
„Master
Qhuinn, ich bin es, Fritz. Master John hat gesagt, da Sie nicht beim
ersten Mahl waren, soll ich ihnen etwas vorbeibringen. Ich stelle es
einfach vor der Tür ab.“ erklang die Stimme des Doggens.
„Ja,
okay. Danke.“ murmelte Qhuinn. Das erste Mahl war vorbei? Sie
hatten sogar das erste Mahl verschlafen? So lange hatte Qhuinn schon
eine Ewigkeit nicht mehr geschlafen! Und das nur, weil Blay neben ihm
geschlafen hatte... dessen Blick er deutlich auf sich spüren
konnte und sich zwang, sich ihm zu zu wenden. Der schöne Moment
war jetzt wohl vorbei.
Das erste, was Blay
gespürt hatte, beim Aufwachen, dass es ganz sicher nicht Saxtons
Arme waren, die ihn festhielten. Nicht, dass er es nicht irgendwie
gemocht hatte, wenn der ihn gehalten hatte, aber in Saxtons Armen
hatte er sich nie so geborgen gefühlt, wie in dieser Umarmung
jetzt. Er spürte eine unglaubliche, innere Wärme. Das
zweite Gefühl war... Angst. Angst vor dem, was er zu gelassen
hatte und was das nun bedeuten würde. Angst davor, dass es ein
Fehler gewesen sein könnte, das so zu zu lassen, obwohl Fehler
sich normalerweise nicht so gut anfühlten wie das hier.
„Du...
du... hast mich nicht... weggeschickt.“ stotterte er und verfluchte
sich, dass das die ersten Worte waren, die er von sich gab, nachdem
er aufgewacht war.
Qhuinns Augen
weiteten sich für einen Moment. Es erschrack ihn, dass Blay so
dachte und es tat auch irgendwie weh zu wissen, dass es so war.
„Nein. Natürlich habe ich das nicht. Blay, ich wollte, dass du
bleibst.“
Schweigen entstand
und keiner von ihnen schien zu wissen, wie er dieses nun füllen
sollte. Noch immer berührten sich ihre Körper leicht und
eigentlich wollten sie beide nicht wirklich auf diese Berührung
verzichten.
„Ich...
ähm, wie es aussieht haben wir wohl etwas zu essen. Ich werde es
holen gehen. Und wir können ja beide davon essen.“ war es
schließlich Qhuinn, der das Schweigen brach und der sich dann
auch von Blay löste, so schwer ihm das fiel. Aber die Situation
war einfach zu angespannt, als dass er das jetzt einfach noch so
geniessen konnte. Also stand er vom Bett auf, öffnete die Tür
und nahm das Tablett hoch, was Fritz für ihn abgestellt hatte.
„Hmmm... wie ich es mir gedacht habe. Fritz Essen reicht locker für
zwei.“ sagte er, als er damit wieder richtig zurück ins Zimmer
kam.
Blay verfolgte jede
seiner Bewegungen, konnte nicht glauben, was hier eigentlich gerade
passierte. Und überlegte noch immer ob er nicht besser einfach
aufstehen und gehen sollte, beschloss aber, dem hier noch weiter eine
Chance zu geben. „Ja, das ist typisch Fritz. Und... ich hätte
Hunger.“ sagte er und bemühte sich um ein Lächeln.
Als Qhuinn begriff,
dass Blay offenbar nicht vor hatte jetzt zu gehen, dass er wirklich
hier bleiben würde zum Essen, wurde er dann doch sehr nervös.
Blay in seinem Bett und dann würde er ihn auch noch füttern
können... nur mühsam konnte er ein zufriedenes Knurren
unterdrücken und sagte sich, dass er nicht zu viel erwarten
durfte und auch nicht zu viel auf einmal wollen durfte. Er sollte
froh sein, dass Blay überhaupt mit ihm essen wollte und nicht
schon gleich darüber Phantasien anstellen, dass er Blay füttern
würde.
Qhuinn setzte sich
wieder auf das Bett zurück und stellte das Tablett auf diesem
ab. „Hmmm... wie wäre es mit Ei?“ wollte er wissen und hielt
Blay eine Gabel mit Rührei hin. So viel zum Thema, nicht
füttern!
Blay starrte erst
verwirrt auf die Gabel, dann zu Qhuinn und dann wieder auf die Gabel.
Er fragte sich, ob es eine so gute Idee gewesen war, zu bleiben, ob
es eine so gute Idee war, nachdem sie nicht wirklich miteinander
geredet hatten, aber er konnte sich dem auch nicht einfach so
entziehen. Und ehe es sich einer von ihnen versehen konnte, schlossen
sich seine Lippen um die Gabel und er schluckte das Rührei
runter.
Fasziniert
beobachtete Qhuinn Blay dabei, starrte auf diese Lippen, von denen er
sich mittlerweile nichts mehr wünschte, als sie auf seinen zu
spüren, sie überall auf seinem Körper zu spüren.
Die Art, wie er damit die Gabel umschloss, genügten, um Qhuinns
Körper darauf reagieren zu lassen und er konnte nicht
widerstehen, das ganze noch einmal zu wiederholen, Blay noch mit mehr
Ei zu füttern.
Blay betrachtete
Qhuinn genau und er musste zu geben, dass er ihn noch nie so gesehen
hatte und dass diese neue Seite an seinem Freund wirklich sehr...
anziehend war. Schließlich konnte er nicht widerstehen, Qhuinn
die Gabel aus der Hand zu nehmen und ihm diese wiederum seinerseits
hinzuhalten.
Qhuinns Augen
weiteten sich. Blay fütterte ihn! Das musste doch etwas
bedeuten! Und als er den Bissen von der Gabel nahm, sah er Blay die
ganze Zeit in die Augen, in denen etwas stand, was er nicht so recht
zu ordnen konnte... am ehesten würde er vermuten, dass es...
Hoffnung... war?
Seufzend ließ
Blay die Gabel sinken und lehnte sich im Bett etwas weiter zurück.
„Was genau tun wir hier eigentlich?“ wollte er wissen.
„Essen!?“
erwiderte Qhuinn lachend.
„Ich
finde das nicht besonders lustig. Und ich denke auch nicht, dass es
so eine gute Idee ist. Wir können nicht einfach zusammen im Bett
schlafen und dann zusammen in diesem Essen, als wäre...“
„Als
wäre was, Blay?“ wollte Qhuinn wissen, als Blay nicht weiter
sprach.
„Nichts.
Nur kann man Dinge nicht erzwingen, die nicht da sind. Sich diese
nicht vormachen.“ murmelte Blay leise.
Qhuinn seufzte,
hatte das Gefühl, dass Blay sich nun wieder komplett vor ihm
zurück zog und wusste nicht wirklich, was er dagegen tun sollte.
„DU bist zu mir ins Zimmer gekommen, zu mir ins Bett!“ betonte
er.
Einen Moment
schwieg Blay. Das konnte er immerhin wirklich nicht bestreiten.
„Ich... weiß. Ich weiß nur nicht genau, warum.“ gab
er zu.
„Du
hast gesagt, ich bin nicht der Arschloch Qhuinn. Meinst du das
ernst?“
„Oh...
ja, das meine ich ernst. Es tut mir leid. Es war nicht fair von mir,
was ich gesagt und getan habe.“
Qhuinn zuckte mit
den Schultern. „Muss es nicht. Vermutlich hatte ich das nicht
anders verdient.“ gab er zurück.
„Nein,
das stimmt nicht so recht. Und es macht mir selber Angst, dass ich
mich so verhalten habe. Du... hattest recht, das passt eigentlich
nicht zu mir. Ich habe mich verändert.“
„Hast
du... nicht. Ich... kann nicht glauben, dass du nicht mehr... mein
Blay bist. Ähm, also ich meine... der Blay, den ich kenne. Als
du zum Beispiel mit mir auf die Straße gegangen bist, das...
war der Blay, den ich kenne.“
Blay starrte auf
seine Hände, die er auf die Decke gelegt hatte. „Ich weiß
nicht, ich...
„Blay,
ich gebe dich nicht auf, okay? Egal, was du sagst oder tust!“
stellte Qhuinn klar und sorgte damit dafür, dass sich eine
sanfte Röte auf Blays Wangen legte.
„Okay
ähm... wie wäre es, wenn wir uns heute... einen Film
ansehen zusammen?“ schlug Blay vor, versuchte sich nicht so sehr
anmerken zu lassen, dass Qhuinns Worte ihn direkt in seinem Inneren
getroffen hatten. Und er versuchte irgendetwas zu sagen, was ganz
normal zu sein schien. Was er einfach seinem besten Freund
vorschlagen konnte.
Qhuinn zog leicht
überrascht die Augenbrauen hoch über diese Frage, aber er
freute sich zu sehr darüber, dass es Blay war, der diesen
Schritt machte, als dass er da jetzt irgendwas hinein interpretieren
wollte. „Ja, sicher. Ich kann John eine SMS schreiben ob er Lust
hat und dann...“ setzte er an.
„Ich...
meinte eigentlich... nur... wir beide.“ murmelte Blay leise.
„Oh...
ähm ja, natürlich. Das könnten wir machen. Wenn du
heute noch nicht wirklich raus musst...“
„Nein,
muss ich nicht. Wrath hat gesagt, ich habe noch drei Tage Zeit bis
ich mit rausgehen soll. Ich soll mich erst etwas eingewöhnen.
Und vermutlich sollte ich auch ein bißchen trainieren. Und
du... du darfst noch nicht wieder, oder?“
Qhuinn schüttelte
den Kopf. „Nein, heute noch nicht. Aber Wrath hat mir gesagt, dass
er meine Strafe aufhebt und ich dann auch wieder mit raus darf. Er
braucht uns alle auf der Straße.“ erklärte er.
Kurz schwieg Blay,
bevor er Qhuinn prüfend ansah. „Wofür genau hast du diese
Strafe bekommen?“ wollte er wissen. Immerhin kannte er dazu nur
Johns Sicht der Dinge und er wollte jetzt hören, was Qhuinn dazu
zu sagen.
Verlegen senkte
Qhuinn seinen Kopf. „Offenbar... hab ich es mal wieder vermasselt.
Ich... hab zu wenig gegessen, zu wenig geschlafen, war ständig
gereizt, hab kaum noch am Leben im Anwesen teil genommen. Ja,
vermutlich fasst es das ganz gut zusammen.“ seufzte er.
„Ja,
aber...warum? Ich meine, warum hast du das getan?“
Qhuinn zuckte mit
den Achseln. „Ich weiß nicht. Es war mir alles egal. Und
vermutlich habe ich nicht gedacht, dass Wrath mir verbieten würde,
auf die Straße zu gehen. Er... hat mir gesagt, dass ich ein
Bruder hätte werden können, aber vermutlich hat sich das
jetzt erledigt.“
Es war das erste
Mal seit langem, dass Qhuinn ein so offenes Gespräch führte.
Abgesehen von John hatte er mit niemandem so wirklich gesprochen und
eben auch John hatte er immer weiter von sich geschoben.
„Was?“
Blay schaute Qhuinn mit großen Augen an. Er hatte das so
erzählt, als würde er über das Wetter sprechen. Dabei
war es eine große Sache, ein Bruder werden zu dürfen! „Du
hättest ein Bruder werden können? Aber Qhuinn, das wäre
doch perfekt. Und ich glaube, dass du das könntest! Ich meine,
du setzt jede Nacht dein Leben für John aufs Spiel.“
Qhuinn zuckte mit
den Schultern. „Vergiss es. Ich habs vermasselt und das Thema hat
sich erledigt. Du solltest es viel eher werden, als ich.“ sagte er
leise.
„Ich?
Red keinen Unsinn Qhuinn, du hast es mehr verdient als ich. Abgesehen
davon bin ich weggegangen und ich denke nicht, dass mich das
besonders auszeichnet dafür, ein Bruder zu werden.“ vermutete
Blay.
„Das
spielt keine Rolle. Du bist ein Mann von Wert. Der beste, den ich
kenne. Im Gegensatz zu mir.“
„Ich
glaube, du solltest mit mir trainieren kommen. Ich brauche wen, den
ich verprügeln kann.“ zischte Blay. „Du bist genauso ein
Mann von Wert, wie ich es bin. Wenn du das mal einsehen würdest
und dir nicht mehr selber im Weg stehen würdest, dann wärst
du der Erste, der ein Bruder werden wird!“
Blays Worte
überraschten Qhuinn, aber andererseits taten sie vor allem
deswegen so gut, weil es immer Blay gewesen war, der ihm versucht
hatte klar zu machen, dass er nicht weniger war als andere. Immer
Blay. Von Anfang an. Und das zeigte Qhuinn nur noch mal mehr, dass
sein Freund eigentlich noch immer der Selbe war. Sein Blay...
„Ich
hab das so vermisst.“ sagte er leise.
„Was?“
„Das
alles hier. Dich.“
Blay presste die
Lippen fest aufeinander. „Es waren 141 Tage und 3 Stunden.“ war
alles, was er dazu sagte.
In dem Moment war
der Impuls, Blay zu umarmen so groß, dass Qhuinn nicht anders
konnte und Blay in eine feste Umarmung zog, sogar das Gefühl
hatte, gegen Tränen ankämpfen zu müssen. Er hatte
wirklich mittlerweile geglaubt, dass es nur ihm so ging und dass Blay
sich vielleicht wirklich zu weit entfernt hatte, aber das zeigte ihm
deutlich, dass Blay wohl doch so gedacht hatte, wie er selber.
ohh wie schön :) schreib schnell weiter. bin ja mal gespannt wie es bei den beiden weiter geht und ob qhuinn es schafft ein bruder zu werden
AntwortenLöschen