Dienstag, 17. April 2012

Chapter 6

Blay schien im Schlaf zu Lächeln und Qhuinns Blick hing fasziniert an seinem eigentlich besten Freund. Diese vertrauten Gesichtszüge... eigentlich hatte er sich nicht verändert und doch schien jetzt alles anders zu sein, als es mal war. Qhuinn seufzte, hatte mittlerweile ein wenig Mühe sich auf den Beinen zu halten, spürte seine Verletzung mit jedem Moment mehr und er fragte sich, wie er so dumm sein konnte und ausgerechnet jetzt hier her gekommen war. Er presste seine Hand auf seinen Bauch und arbeitete sich Schritt für Schritt auf den Weg Richtung Bett, vor dem er schließlich in die Knie sank, weil er sich einfach nicht mehr länger auf den Beinen halten konnte.
„Blay.“ Er streckte seine Hand aus und bekam irgendwann endlich dessen Hand zu fassen. „Blay!“ wiederholte er lauter.

Blays Lippen zuckten, schienen wieder zu lächeln. Und seine Hand krallte sich um Qhuinns. Es fühlte sich so an, als wäre Qhuinn bei ihm... und es fühlte sich gut an.
Einen Moment später riss Blay seine Augen auf, sah sich verwirrt um. Er hätte schwören können, dass Qhuinn seinen Namen gesagt hatte, dass er seine Berührung gespürt hatte. Aber, das konnte nicht stimmen, er konnte jetzt nicht hier sein, in seinem Zimmer.
Und dann entdeckte er Qhuinn auf dem Boden vor dem Bett. „Qhuinn!“ Er sprang auf, schlang seine Arme um den Körper seines Freundes und zog ihn hoch, platzierte ihn auf seinem Bett. „Was... was machst du hier? Qhuinn, du bist verletzt!“ fuhr er ihn an, wütend über den Schock, den er ihm eingejagt hatte.
„Das ist doch egal.“ gab Qhuinn schwach zurück. „Das ist egal, weil... ich wollte zu dir.“

Blays Augen weiteten sich. Es hatte eine Zeit gegeben, in dem er sich nichts mehr gewünscht als dass Qhuinn so etwas zu ihm sagte, aber jetzt wusste er nicht, was das alles zu bedeuten hatte und was er davon halten sollte. „Und... warum?“ wollte er wissen, bemüht um einen möglichst neutralen Tonfall.
„Ich... weil ich nicht will, dass du gehst.“ murmelte Qhuinn, eine Hand noch immer auf seinen Bauch gepresst.
„Warum sagst du das jetzt? Ich... habe gewartet. Die ganze Zeit. Ich habe gewartet, dass du irgendwas sagen würdest. Irgendwas. Und hättest du nur ein Wort gesagt, dass ich nicht gehen soll, dann wäre ich geblieben.“ presste Blay hervor. Über die Nacht seines Abschiedes hatte er noch nie gesprochen und es fühlte jetzt wieder die Enttäuschung und den Schmerz, den er in dieser Nacht empfunden hatte. Bis zum letzten Moment hatte er gehofft, dass Qhuinn zu ihm kommen würde, aber er war nicht mal da gewesen um Tschüß zu sagen.
„Ich konnte das nicht.“ Qhuinns Gesicht war schmerzverzerrt und das kam nicht alleine von seiner Wunde.
„Und was hat sich jetzt verändert? Warum kannst du es jetzt?“
„Blay, ich vermisse dich, okay? Ich will, dass du bleibst. Zurückkommst. Ich will, dass du... also ich will meinen besten Freund zurück.“

Blay presste seine Lippen so fest aufeinander, dass er sich fast auf die Lippen biss. Es war doch klar gewesen, dass Qhuinn dass in diese Richtung gemeint hatte, oder? Und er konnte nicht glauben, dass er jetzt nach all der Zeit da noch immer mehr hinein interpretiert hatte als je da gewesen war. „Ich... denke nicht, dass das geht. Ich muss zurück zu Saxton.“
„Aber... warum kannst du denn nicht wieder zurück kommen? Wieder mit uns... mit mir... kämpfen?“ fragte Qhuinn gequält.
„Weil es nicht mehr zu meinem Leben gehört.“
„Und was ist mit mir? Gehöre ich auch nicht mehr zu deinem Leben?“
„Doch... doch... du gehörst noch zu meinem Leben. Na ja, irgendwie jedenfalls. Und ich dachte immer, dass ich nicht mehr zu deinem gehören würde.“
„Doch, tust du. Und wirst du auch immer. Und jetzt... jetzt... komm her. Ich glaube, ich schaffe den Weg nicht wieder zurück nach unten, ich werde hier schlafen müssen.“
Kurz weiteten sich Blays Augen, bevor er sich wieder gefangen hatte und nickte. „Ja, du hättest eigentlich nicht hier her kommen dürfen, aber... es ist sicher besser, wenn du bleibst.“ sagte er leise und legte sich dann so vorsichtig wie möglich auf das Bett. Neben Qhuinn zu schlafen fühlte sich komisch an, aber er versuchte sich zu sagen, dass es wirklich besser so war, weil Qhuinn sich schon zu viel zugemutet hatte, in dem er hier hoch gekommen war.


Das erste, was Qhuinn auffiel, als er wach wurde, war, dass er noch immer Schmerzen hatte, wenn auch nicht mehr so stechende, wie als er sich in Blays Zimmer nicht mehr auf den Beinen hatte halten können. Und das zweite war etwas... wundervolles. Blay. Neben sich. Schlafend. Und das war etwas, was fast schon zu gut um wahr zu sein war. Na ja, es war vielleicht nicht gerade aus dem Grund weswegen er in seinen Träumen neben Blay wach wurde, aber dennoch... es war so gut. Und er wagte kaum zu atmen um das nicht vielleicht irgendwie zu zerstören. Wenn es nach ihm ginge, würde Blay noch eine ganze Weile weiter schlafen, so dass er einfach noch neben ihm liegen könnte und ihn ansehen könnte.
Irgendwann konnte Qhuinn nicht widerstehen, streckte seine Hand aus und ließ diese leicht über Blays Wangen streicheln. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er spüren konnte, wie sich Blay im Schlaf gegen seine Hand schmiegte, seinen Berührungen entgegen. Und so konnte er erst recht nicht widerstehen, seine Finger langsam über Blays volle Lippen wandern zu lassen. Wieder reagierte der im Schlaf darauf, öffnete diese leicht.
Qhuinn leckte sich über seine eigenen Lippen, als er spüren konnte, wie sich Blays Lippen um seinen Finger schloßen und leicht daran saugten. Und überrascht zuckte er zusammen, als Blay ihm dabei in den Finger biss und begann noch fester daran zu saugen. Es war wahnsinnig erregend, zu denken, dass Blay jetzt sein Blut in sich aufnahm, auch wenn er sich sicher war, dass Blay wütend werden würde, wenn ihm bewusst wurde, was gerade passierte, aber... er hatte nicht geplant, dass das so laufen würde, nicht damit gerechnet, dass Blay ihn beissen würde. Und jetzt würde er ihn ganz sicher nicht aufhalten.

Blay wachte auf, als er einen unglaublichen Geschmack auf seiner Zunge spürte. Er verstand nicht so recht, wie das sein konnte, dass er Blut schmecken konnte, aber alles, was er wusste, war, dass er mehr davon wollte. Dass es das beste Blut war, was er jemals geschmeckt hatte. Er saugte noch fester an dieser wundervollen Quelle und erst nach und nach begann er sich Fragen zu stellen. Das hier... war definitiv nicht Saxtons Blut. Es schmeckte... stärker. Dunkler. Und auf eine Art wirklich erregend.
Schließlich schaffte Blay es, sich davon zu lösen und riss dann seine Augen auf. Geschockt sah er in ein grünes und ein blaues Auge und wich dann so weit zurück, dass er fast vom Bett fiel. „Was... was... zum Teufel... tust du da, Qhuinn?“

„Ich... nichts. DU hast mich gebissen.“ betonte Qhuinn und konnte nicht anders als zu grinsen.
„Mit Sicherheit nicht freiwillig.“ betonte Blay. „Es hat gereicht, dass du hier geschlafen hast, nachdem du ja unbedingt unvernünftig sein musstest und hier her kommen musstest, obwohl du zu schwach warst, aber das...“ Er schüttelte seinen Kopf. Es fiel ihm schwer, klar zu denken, wenn er immer noch kleine Bluttropfen auf seinen Lippen spüren konnte. Immer schon hatte er sich gefragt, wie es wohl schmecken würde. Qhuinns Blut. Und jetzt... jetzt verfluchte er es, dass er es wusste. „Kannst du aufstehen?“

Qhuinn zog seine Augenbrauen leicht hoch. „Warum? Schmeisst du mich raus?“ wollte er wissen.
„Wenn du es so nimmst... ja, das tue ich. Ich werde mich gleich auf den Weg zurück machen. In 20 Minuten wird es dunkel sein.“
Das genügte um Qhuinns doch eher ausgelassene Laune rapide fallen zu lassen. „Dann... wirst du also gehen. Und was heisst das? Sehen wir uns dann wieder?“
„Qhuinn, ich weiss nicht. Ich weiss nicht, ob es nicht zu spät ist, jetzt noch anzufangen, was zu retten.“ murmelte Blay.
„Wenn ich wieder auf die Strasse gehen würde... würdest du mich dann wieder begleiten?“
Kurz wurde Blay blass, sah Qhuinn wieder auf dem Boden liegen in seinem Blut. „Das ist nicht dein Ernst. Du wirst also wieder raus gehen, ja?“
„Ja, das werde ich. Natürlich werde ich das!“
„Eigentlich sollte ich sagen, dass ich dich einfach alleine da raus gehen lassen, wenn du unbedingt der Meinung bist, dass du mit offenen Augen ins Unglück rennst, aber ja, wenn du wieder rausgehst, dann werde ich dich begleiten.“ sagte Blay, für den das absolut außer Frage stand, dass er das tun würde.
„Okay dann... dann werde ich jetzt gehen.“ nickte Qhuinn leicht, überlegte kurz Blay zu umarmen, traute sich aber nicht wirklich. Stattdessen erhob er sich vom Bett, stellte fest, dass er zumindest einigermaßen laufen konnte und verließ dann das Zimmer.


Eine halbe Stunde später betrat Blay das Haus, in dem er gemeinsam mit Saxton wohnte. Der kam ihm schon gleich entgegen und zog ihn in seine Arme. Blay war zwar ein wenig überrascht, ließ sich aber gegen ihn sinken. Erst jetzt merkte er, wie viel Kraft ihn die vergangene Nacht wirklich gekostet hatte.
„Es tut mir leid, Blay. Es war dumm von mir, was ich am Telefon gesagt habe. Ich war nur auch um dich besorgt. Geht es meinem Cousin gut?“ wollte Saxton wissen.
„Ist... schon gut. Ich will da jetzt auch eigentlich nicht drüber reden. Ja, es geht ihm besser.“ war alles, was Blay dazu sagte. „Ich... ich bin ziemlich fertig.“
Saxton löste sich von ihm und griff nach seiner Hand. „Dann komm. Ich... werde mich um dich kümmern.“ Auf seinen Lippen lag ein verführerisches Grinsen, was Blay mittlerweile nur zu genau kannte.
Blay zog ihn daraufhin nur an sich und presste seine Lippen auf Saxtons. Seine Sinne waren noch etwas benebelt von dem Erlebnis von Qhuinns Blut zu trinken und er wollte schon fast verzweifelt auf andere Gedanken kommen. Allerdings dachte er noch immer daran, als er längst nackt auf dem Bett lag und Saxtons Lippen seinen Körper erkundeten.

Qhuinn lag in der Zwischenzeit auf seinem eigenen Bett und starrte seinen Finger an, an dem noch immer die kleine Wunde zu erkennen war, an der Stelle an dem Blay ihn gebissen hatte. Er glaubte sogar noch spüren zu können, wie Blay daran saugte. Er seufzte leise über den Verlust das jetzt nicht mehr spüren zu können. Er konnte jetzt ohnehin kaum noch glauben, was in der vergangenen Nacht alles passiert war, aber wenn es eins gab, was er jetzt genau wusste, dann war es, dass er nicht ohne Blay weiter leben wollte, dass er ihn jetzt nicht aufgeben würde. Und dass er anstatt vor sich hin zu leiden, jetzt auch darum kämpfen wollte. Wenn er auch nicht wirklich wusste, wie er das machen würde.

Er zuckte zusammen, als es an seiner Tür klopfte und drehte seinen Kopf dann leicht um John im Türrahmen zu sehen. „Ist Blay gegangen?“
„Ja, ist er.“
„Und hat er dich direkt rausgeschmissen für deine bekloppte Idee unbedingt in sein Zimmer zu kommen?“
Ein Grinsen erschien auf Qhuinns Gesicht. „Nein. Ich hab bei ihm geschlafen.“
John zog die Augenbrauen leicht hoch. „Verdient hattest du das eigentlich nicht. Aber verdammt, es wird Zeit, dass du dich endlich zusammenreisst. Ich will auch irgendwann wieder auf die Straße können!“
„Und was hat das mit Blay zu tun?“
„Qhuinn, mach nicht einen Schritt nach vorne und gleich zwei wieder zurück. Wir wissen doch beide ganz genau, dass dein Zustand und dein Verhalten an Blay liegt. Seitdem er weg gegangen ist, fing das an und es wird immer schlimmer!“

Für einen Moment war Qhuinn zu überrascht um das irgendwie zu bestreiten. Außerdem wusste er, dass John recht hatte. Er hatte sich was vorgemacht, als er sich eingeredet hatte, dass es ihm gelingen würde, Blays Glück über sein eigenes zu stellen. Es über alles andere zu stellen.
„Ich... Blay... soll glücklich werden.“ murmelte er halbherzig.
„Wann genau hast du denn eigentlich Blay gefragt, was ihn glücklich machen würde?“ John verschränkte seine Arme vor der Brust, nachdem er diese Frage mit seinen Händen gestikuliert hatte.
Es dauerte einen Moment bis Qhuinn darauf eine Antwort gab. „Ich habe ihn nicht gefragt, aber ich denke...“
„Genau das ist es ja. Du denkst! Aber Blay kann selber für sich entscheiden, was ihn glücklich macht!“ unterbrachen Johns Gesten ihn.
„Aber ich kann doch nicht einfach hingehen und ihn fragen...“
„Doch, kannst du. Und solltest du auch. Ich werde nicht ewig rumsitzen, weil du den Mund nicht aufbekommst!“ stellte John klar.

1 Kommentar:

  1. *_* wie süß, und john hat so recht, ich find es lustig wie er ihm immer wieder versucht zu vermitteln. bin ja mal gespannt was blay sagt wenn qhuinn wieder auf einmal vor der tür steht xD vorallem wird saxton das sicher nicht lustig finden wenn qhuinn seinen liebsten jetzt versucht wieder näher zu kommen

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