Saxton stand vor
dem Spiegel im Badezimmer und tastete vorsichtig über die
schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf. Er hatte nicht gelogen. Er
machte Blay keinerlei Vorwürfe. Und, er war nicht mal wütend
auf Qhuinn. Er hatte seinen Cousin immer gemocht, fand es schade,
dass sie sich nicht mehr so gut verstanden wie sie es früher mal
getan hatten. Er wünschte sich für seinen Cousin, dass er
endlich den Platz in seinem Leben gefunden hatte. Und Blay... für
Blay wünschte er sich alles. Für Blay wünschte er
sich, dass er all die Liebe zurückbekam, die er zu geben hatte.
Blay hatte definitiv das beste Herz, das er kannte. Und Saxton war
nicht so dumm zu glauben, dass er derjenige war, der Blay diese Liebe
geben konnte. Und vor allem war er nicht derjenige, von dem er diese
wollte.
Es stimmte, dass er
den nächsten Schritt hatte gehen wollte. Er mochte Blay
wirklich, sexuell passte es sehr gut zwischen ihnen und so konnte
sich zu leicht eine Zukunft mit ihm vorstellen, würde aber
jederzeit zurücktreten, wenn Qhuinn endlich mal zu Verstand
kommen würde.
Das was vorhin
passiert war, hatte er eigentlich schon länger erwartet. Er
kannte niemanden, der besser zusammen passen würde als Blay und
Qhuinn und jetzt würde er nicht mehr so weiter machen können,
damit zu tun, dass es eigentlich Blay und er selber waren, die eben
zusammen gehörten. Qhuinns Bindungsduft war ihm eine eindeutige
Warnung und da er selber sich nicht an Blay gebunden hatte, nahm er
diese durchaus ernst.
In dem Moment wurde
die Badezimmertür geöffnet und Blay trat hinter ihn,
schlang einen seiner Arme um ihn. „Lass mich mal sehen.“ bat er
ihn leise.
Saxton wollte
eigentlich protestieren, wollte weiterhin klarstellen, dass sie so
nicht weiter machen konnten, aber als er dann auch schon Blays so
vertraute Finger spüren konnte, die vorsichtig über seinen
Hinterkopf strichen, schwieg er erstmal, ließ es zu, dass Blay
sich um die Wunde kümmerte, die er an diesem hatte.
Das nächste,
was er spüren konnte, war, dass Blay ihn in seinen starken Armen
zu sich umdrehte, gegen das Waschbecken presste und seine Lippen mit
seinen verschloß. Der Kuss war voller Verzweiflung, aber auch
irgendwie voller Hoffnung und es fiel Saxton doch um einiges
schwerer, sich von Blay zu lösen.
„Blay,
nicht...“ murmelte er.
„Doch.
Bitte. Ich kann nichts dafür und ich will das alles nicht.“
Blays Finger fanden einen Weg unter Saxtons Shirt, streichelten über
dessen Haut, noch immer voller Verzweiflung. Aber auch ziemlich
gezielt, denn sie glitten tiefer, strichen über Saxtons Schoß.
Natürlich
reagierte Saxtons Körper auf diese Berührungen und als Blay
durch seine Hose hindurch seinen harten Schwanz umfasste, stöhnte
er auf, schob Blay dann aber einen Moment später schwer atmend
von sich.
„Blay,
ich meine das ernst. Wir... sollten das lassen.“ bestand Saxton
darauf.
Angst lag in Blays
Blick. Ein Ausdruck von dem Saxton gehofft hatte, dass er diesen nie
so sehen musste. Und es tat ihm auch schon fast wieder leid, aber er
musste das hier tun. Für sich selber, für Blay und auch für
Qhuinn!
„Hör...
zu, Blay. Ich... mag dich wirklich. Ich liebe dich wahrscheinlich
sogar irgendwie, aber... genau deswegen können wir das jetzt
nicht mehr tun. Qhuinn ist mein Cousin und er bedeutet mir auch viel.
Ihr beide... Qhuinn und du, ihr gehört zusammen, auch wenn ihr
scheinbar beide gut darin seid, das zu bestreiten. Also, geh zu ihm.
Und klär das ein für alle Mal!“
Blay starrte Saxton
einen Moment lang an. Mit Saxton zusammen zu sein hatte sich so gut
angefühlt. Er hatte sich so sicher gefühlt, weil er gewusst
hatte, dass er keine Gefahr lief, abgelehnt zu werden. Weil er
gewusst hatte, dass er, wenn es irgendwann mal schief ging, es
trotzdem überstehen würde, weil sein Herz nie wirklich
gebrochen werden konnte. Weil sein Herz eben nie wirklich Saxton
gehört hatte. Er hatte die sichere Alternative gewählt,
damit ihm niemals wieder sein Herz so gebrochen werden konnte, wie
Qhuinn es eben getan hatte. Und genau deswegen hatte er jetzt auch so
unglaubliche Angst davor, das mit Saxton aufgeben zu lassen und sich
in diese Unsicherheit fallen zu lassen, die alles, was mit Qhuinn zu
tun hatte bedeutete.
„Saxton,
ich... will aber nicht, dass das zu Ende ist.“ murmelte Blay etwas
hilflos.
Saxton zog Blay
etwas enger zu sich, legte seine Hände an Blays Wangen und zog
dessen Gesicht zu sich. „Blay, bitte... ich lasse dich gehen. Also
lass... du mich bitte auch gehen.“ sagte er leise und striff Blays
Lippen kurz mit seinen eigenen.
„Ich
weiß nicht, ob ich das kann.“ gab Blay leise zu, lehnte seine
Stirn gegen die von Saxton.
„Doch,
du kannst das, Blay. Du bist ein so wundervoller Mann und du hast so
ein wundervolles Herz, von dem ich mir manchmal wünschte, es
würde mir gehören. Du hast so viel Liebe zu geben, nur...
gib sie dem, den du auch wirklich liebst.“ sagte Saxton leise,
berührte noch mal kurz Blays Lippen, bevor er sich dann aber
ganz von ihm löste, nicht sicher, ob er es sonst überhaupt
noch können würde. „Ich wünsche dir alles Gute. Und
du weißt, dass du... na ja, also ich bin für dich da.“
versicherte Saxton ihm und verließ dann das Badezimmer.
Mit völlig
gemischten Gefühlen blieb Blay alleine in diesem zurück. Er
fühlte gerade alles auf einmal. Er war traurig darüber, wie
das mit Saxton gelaufen war, war enttäuscht, fühlte sich
einsam und vor allem aber war er wütend. Wütend darüber,
wie Qhuinn dafür gesorgt hatte, dass alles in seinem Leben sich
so änderte und er dann doch noch nicht mal mit ihm zusammen sein
konnte, wie es schien.
Und nachdem er
wenigstens einigermaßen wieder klar denken konnte, wusste er
auch, was er machen wollte. Was er erstmal machen musste, um nicht
völlig den Verstand zu verlieren. Er schloß kurz die Augen
bevor er sich ins Anwesen dematerialiserte.
Sofort machte er
sich auf den Weg zu Qhuinns Zimmer, nahm sich nicht mal mehr die Zeit
um zu klopfen.
Qhuinn starrte Blay
überrascht an, als der plötzlich mitten in seinem Zimmer
stand. „Blay! Was ist... also ist irgendwas passiert?“
Hinter seinem
Rücken ballte Blay seine Hände zu Fäusten. „Ob...
was passiert ist? Und ob etwas passiert ist!“ zischte er und verlor
im nächsten Moment die Kontrolle über sich selber.
Er stürmte auf
seinen Freund zu, presste diesen mit seinem Körper fest gegen
die Wand, hielt dessen Hände mit seinen fest, damit dieser sich
nicht wehren konnte.
„Wie
kannst du nur... wie kannst du nur einfach nur wieder in mein Leben
kommen und dann alles kaputt machen, was ich mir aufgebaut habe?“
fuhr er ihn unsanft an. „DU warst es, der mich nicht wollte, der
mich immer wieder von sich geschoben hat, nachdem du mich auch nur
ein klein wenig näher hast kommen lassen! DU warst es, für
den ich nicht mal ein Tschüß wert war, als ich gegangen
bin. Der mich überhaupt erst dazu gebracht hat, zu gehen und das
wo ich das Leben mit der Bruderschaft wirklich genossen habe, mir die
Leute, die hier Leben wirklich etwas bedeutet haben. DU wolltest,
dass ich mich weiter entwickel, dass ich mich nach anderen umsehe.
Und jetzt, jetzt wo ich mir eine Beziehung aufgebaut habe, die
funktioniert hat, ein Leben außerhalb des Anwesens, kommst du
plötzlich an, spielst den gebundenen Vampir und machst alles
kaputt! Ja, du hast meine Beziehung kaputt gemacht, du machst mein
Leben kaputt, Qhuinn!“
Qhuinn sagte nicht
ein einziges Wort, starrte Blay nur mit großen Augen an. Er
konnte sich nicht daran erinnern, dass er seinen Freund jemals so
erlebt hatte und er entschied, dass es wohl besser war, einfach nur
zu zu hören. Nicht, dass er eine passende Antwort auf das gehabt
hätte, was Blay ihm vorwarf. Außer eine... ja, es stimmte
alles, was Blay sagte. Es war alles seine Schuld und er hatte es
komplett vermasselt.
Dass Qhuinn
allerdings einfach nur schwieg, machte Blay nur noch wütender.
„Und vermutlich denkst du jetzt noch, nach deinem Auftritt und
nachdem Saxton sich von mir getrennt hat, komme ich wieder zu dir
zurück gekrochen?“ zischte Blay wütend und als Qhuinn ihm
auch darauf nicht antwortete, presste er Qhuinn fester gegen die
Wand, holte aus und verpasste Qhuinn einen festen Schlag mit seiner
Faust gegen das Kinn.
Qhuinn zischte und
sein Kopf ruckte zur Seite, aber er zeigte keinerlei Reaktion, schien
nicht mal daran zu denken, sich irgendwie zu wehren. Auch die
nächsten harten Schläge, die Blay ihm verpasste, steckte er
einfach so ein, machte gar nichts, außer ihm seinen Kopf
hinzuhalten.
Etwas außer
Atem hörte Blay schließlich auf damit ihn zu schlagen,
starrte ihn nur außer sich vor Wut an. „Verdammt, Qhuinn!
Wehr dich endlich!“ schrie er ihn an.
„Nein,
ich wehre mich nicht. Ich hab das verdient. Und außerdem...
denke ich gar nicht daran, dir weh zu tun, Blay. Ich habe dir genug
weh getan, also... hier... bitte, mach, was du denkst, dass du jetzt
gerade machen musst!“
Einen Moment lang
schien Blay darüber nachzudenken, ihn wirklich noch mal zu
schlagen, aber dann ließ er seine Hand sinken und Qhuinn von
einem Moment auf den anderen los. Ohne noch ein weiteres Wort
verschwand er aus dem Zimmer.
Zurück in
seinem Haus, wusste Blay nicht was er tun sollte. Es hatte zwar gut
getan, seine Wut rauszulassen, Qhuinn gegenüber. Aber auf der
anderen Seite, fühlte er sich innerlich noch immer genauso leer,
wenn nicht sogar noch leerer. Irgendwie wäre es leichter
gewesen, wenn Qhuinn auch etwas dazu gesagt hätte, wenn er sich
irgendwie verteidigt hätte und nicht einfach nur alles so
hingenommen hätte.
Als er das Haus
betrat, sah er selbst dieses mit anderen Augen. Immerhin hatte er das
mit Saxton zusammen eingerichtet und er hatte das hier als sein zu
Hause betrachtet. Nur würde er jetzt wohl nicht hier bleiben
können. Und er wusste nicht wirklich, wohin er nun sollte. Zu
seinen Eltern wollte er nicht wirklich und zurück ins Anwesen...
das war ein wenig so, als würde er dort vor allen zu geben, dass
er gescheitert war. Abgesehen davon, dass er dann wieder jeden Tag
mit Qhuinn unter einem Dach leben würde.
„Blay...“
Er hob seinen Kopf
und stellte fest, dass Saxton die Treppe nach unten kam. „Saxton...
Sax, können wir denn nicht... können wir es denn nicht doch
irgendwie... versuchen?“ stotterte Blay etwas unsicher.
„Blay,
mach es uns doch nicht noch mal schwerer... es geht nicht, hm?“
Saxton klang traurig, aber dennoch gefasst. „Ich meine, du kannst
natürlich gerne noch hier bleiben. So lange du willst. Ich würde
dich nicht rausschmeissen.“ versicherte er dann schnell.
„Er...
er will meine Liebe nicht. Ich würde sie ihm ja geben, aber er
will sie doch nicht.“ platzte es dann aus Blay heraus. Plötzlich
dachte er an all die Nächte, die er in diesem Haus verbracht
hatte, in denen er an Qhuinn gedacht hatte. In denen er sich
gewünscht hätte, dass Qhuinn bei ihm war. Und in denen er
sich gewünscht hätte, dass Qhuinn in vielleicht genauso
lieben würde. Er hatte so sehr versucht, sich weiter zu
entwickeln, sich ein Leben ohne Qhuinn aufzubauen... nur, Qhuinn war
immer in ihm. Qhuinn war sein Herz. Er war einfach... alles.
„Blay...“
Er zuckte zusammen als er Saxtons Stimme jetzt so nah neben sich
hörte. Vorsichtig legte Saxton eine Hand auf Blays Arm. „Gib...
ihm noch ein bißchen Zeit. In Qhuinn ist vieles kaputt gegangen
und er denkt immer noch, dass er das alles nicht wert ist, aber...
auch er wird es irgendwann endlich begreifen. Ein gebundener
Vampir... kann nicht lange ohne den, an den er sich gebunden hat.“
Blay nickte leicht.
Er wusste, dass Saxton das alles gut meinte und dass er ihn aufbauen
wollte, aber er wollte nicht dass Qhuinn nicht ohne ihn konnte, weil
er sich an ihn gebunden hatte, sondern er wollte, dass Qhuinn ihn
liebte. Und er war sich nicht ganz sicher, ob er noch die Kraft
hatte, zu warten, bis Qhuinn es denn irgendwann begreifen würde.
Qhuinn stand noch
eine ganze Weile schwer atmend an der Wand, gegen die Blay ihn zu vor
gepresst hatte. Sein Gesicht schmerzte leicht und er würde
sicherlich zumindest ein blaues Auge kriegen. Blay wusste, wie man
zuschlug und es hatte die ganze Wut in seinen Schlägen gelegen.
Aber Qhuinn hatte gedacht, dass er jeden einzelnen Schlag davon
verdient hatte und dass er es auch verdiente, dass er jetzt hier
alleine stand und Schmerzen empfand. Und wenn er ehrlich zu sich
selber war, dann waren es nicht nur körperliche Schmerzen.
Bis vor kurzem
hatte er noch gedacht, dass Blay und er noch eine Chance hatten, um
wieder zueinander zu finden. Bis vor kurzem hatte er noch gedacht,
dass er eine realistische Chance hatte, um es wieder gut zu machen
und um es diesmal richtig zu machen. Und jetzt... jetzt musste er
einsehen, dass er alles nur noch mal schlimmer gemacht hatte. Und
dass es jetzt keine Chance mehr für sie gab, noch nicht mal mehr
als Freunde. Er hatte Blay verloren und sich das einzig und alleine
sich selber zu zu schreiben.
„Du hast mein Leben zerstört.“
Niemals würde
er vergessen, wie es sich angehört hatte, als Blay diesen Satz
zu ihm gesagt hatte. Sicher, Blay war wütend gewesen, aber der
Schmerz in seiner Stimme bei diesen Worten war dennoch nicht zu
überhören gewesen und es hatte Qhuinn innerlich zerrissen,
dass er Blay schon wieder so sehr verletzt hatte und dass er ihn
unglücklich gemacht hatte. Dabei war alles, was er immer gewollt
hatte... Glück für Blay!
*_* wie toll es doch wieder war. bitte schreib schnell weiter. jetzt bin ich so gespannt was noch passiert.
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