Dienstag, 24. April 2012

Chapter 9


Saxton stand vor dem Spiegel im Badezimmer und tastete vorsichtig über die schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf. Er hatte nicht gelogen. Er machte Blay keinerlei Vorwürfe. Und, er war nicht mal wütend auf Qhuinn. Er hatte seinen Cousin immer gemocht, fand es schade, dass sie sich nicht mehr so gut verstanden wie sie es früher mal getan hatten. Er wünschte sich für seinen Cousin, dass er endlich den Platz in seinem Leben gefunden hatte. Und Blay... für Blay wünschte er sich alles. Für Blay wünschte er sich, dass er all die Liebe zurückbekam, die er zu geben hatte. Blay hatte definitiv das beste Herz, das er kannte. Und Saxton war nicht so dumm zu glauben, dass er derjenige war, der Blay diese Liebe geben konnte. Und vor allem war er nicht derjenige, von dem er diese wollte.
Es stimmte, dass er den nächsten Schritt hatte gehen wollte. Er mochte Blay wirklich, sexuell passte es sehr gut zwischen ihnen und so konnte sich zu leicht eine Zukunft mit ihm vorstellen, würde aber jederzeit zurücktreten, wenn Qhuinn endlich mal zu Verstand kommen würde.
Das was vorhin passiert war, hatte er eigentlich schon länger erwartet. Er kannte niemanden, der besser zusammen passen würde als Blay und Qhuinn und jetzt würde er nicht mehr so weiter machen können, damit zu tun, dass es eigentlich Blay und er selber waren, die eben zusammen gehörten. Qhuinns Bindungsduft war ihm eine eindeutige Warnung und da er selber sich nicht an Blay gebunden hatte, nahm er diese durchaus ernst.

In dem Moment wurde die Badezimmertür geöffnet und Blay trat hinter ihn, schlang einen seiner Arme um ihn. „Lass mich mal sehen.“ bat er ihn leise.
Saxton wollte eigentlich protestieren, wollte weiterhin klarstellen, dass sie so nicht weiter machen konnten, aber als er dann auch schon Blays so vertraute Finger spüren konnte, die vorsichtig über seinen Hinterkopf strichen, schwieg er erstmal, ließ es zu, dass Blay sich um die Wunde kümmerte, die er an diesem hatte.
Das nächste, was er spüren konnte, war, dass Blay ihn in seinen starken Armen zu sich umdrehte, gegen das Waschbecken presste und seine Lippen mit seinen verschloß. Der Kuss war voller Verzweiflung, aber auch irgendwie voller Hoffnung und es fiel Saxton doch um einiges schwerer, sich von Blay zu lösen.
„Blay, nicht...“ murmelte er.
„Doch. Bitte. Ich kann nichts dafür und ich will das alles nicht.“ Blays Finger fanden einen Weg unter Saxtons Shirt, streichelten über dessen Haut, noch immer voller Verzweiflung. Aber auch ziemlich gezielt, denn sie glitten tiefer, strichen über Saxtons Schoß.
Natürlich reagierte Saxtons Körper auf diese Berührungen und als Blay durch seine Hose hindurch seinen harten Schwanz umfasste, stöhnte er auf, schob Blay dann aber einen Moment später schwer atmend von sich.
„Blay, ich meine das ernst. Wir... sollten das lassen.“ bestand Saxton darauf.

Angst lag in Blays Blick. Ein Ausdruck von dem Saxton gehofft hatte, dass er diesen nie so sehen musste. Und es tat ihm auch schon fast wieder leid, aber er musste das hier tun. Für sich selber, für Blay und auch für Qhuinn!
„Hör... zu, Blay. Ich... mag dich wirklich. Ich liebe dich wahrscheinlich sogar irgendwie, aber... genau deswegen können wir das jetzt nicht mehr tun. Qhuinn ist mein Cousin und er bedeutet mir auch viel. Ihr beide... Qhuinn und du, ihr gehört zusammen, auch wenn ihr scheinbar beide gut darin seid, das zu bestreiten. Also, geh zu ihm. Und klär das ein für alle Mal!“
Blay starrte Saxton einen Moment lang an. Mit Saxton zusammen zu sein hatte sich so gut angefühlt. Er hatte sich so sicher gefühlt, weil er gewusst hatte, dass er keine Gefahr lief, abgelehnt zu werden. Weil er gewusst hatte, dass er, wenn es irgendwann mal schief ging, es trotzdem überstehen würde, weil sein Herz nie wirklich gebrochen werden konnte. Weil sein Herz eben nie wirklich Saxton gehört hatte. Er hatte die sichere Alternative gewählt, damit ihm niemals wieder sein Herz so gebrochen werden konnte, wie Qhuinn es eben getan hatte. Und genau deswegen hatte er jetzt auch so unglaubliche Angst davor, das mit Saxton aufgeben zu lassen und sich in diese Unsicherheit fallen zu lassen, die alles, was mit Qhuinn zu tun hatte bedeutete.
„Saxton, ich... will aber nicht, dass das zu Ende ist.“ murmelte Blay etwas hilflos.
Saxton zog Blay etwas enger zu sich, legte seine Hände an Blays Wangen und zog dessen Gesicht zu sich. „Blay, bitte... ich lasse dich gehen. Also lass... du mich bitte auch gehen.“ sagte er leise und striff Blays Lippen kurz mit seinen eigenen.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ gab Blay leise zu, lehnte seine Stirn gegen die von Saxton.
„Doch, du kannst das, Blay. Du bist ein so wundervoller Mann und du hast so ein wundervolles Herz, von dem ich mir manchmal wünschte, es würde mir gehören. Du hast so viel Liebe zu geben, nur... gib sie dem, den du auch wirklich liebst.“ sagte Saxton leise, berührte noch mal kurz Blays Lippen, bevor er sich dann aber ganz von ihm löste, nicht sicher, ob er es sonst überhaupt noch können würde. „Ich wünsche dir alles Gute. Und du weißt, dass du... na ja, also ich bin für dich da.“ versicherte Saxton ihm und verließ dann das Badezimmer.
Mit völlig gemischten Gefühlen blieb Blay alleine in diesem zurück. Er fühlte gerade alles auf einmal. Er war traurig darüber, wie das mit Saxton gelaufen war, war enttäuscht, fühlte sich einsam und vor allem aber war er wütend. Wütend darüber, wie Qhuinn dafür gesorgt hatte, dass alles in seinem Leben sich so änderte und er dann doch noch nicht mal mit ihm zusammen sein konnte, wie es schien.
Und nachdem er wenigstens einigermaßen wieder klar denken konnte, wusste er auch, was er machen wollte. Was er erstmal machen musste, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Er schloß kurz die Augen bevor er sich ins Anwesen dematerialiserte.

Sofort machte er sich auf den Weg zu Qhuinns Zimmer, nahm sich nicht mal mehr die Zeit um zu klopfen.
Qhuinn starrte Blay überrascht an, als der plötzlich mitten in seinem Zimmer stand. „Blay! Was ist... also ist irgendwas passiert?“
Hinter seinem Rücken ballte Blay seine Hände zu Fäusten. „Ob... was passiert ist? Und ob etwas passiert ist!“ zischte er und verlor im nächsten Moment die Kontrolle über sich selber.
Er stürmte auf seinen Freund zu, presste diesen mit seinem Körper fest gegen die Wand, hielt dessen Hände mit seinen fest, damit dieser sich nicht wehren konnte.
„Wie kannst du nur... wie kannst du nur einfach nur wieder in mein Leben kommen und dann alles kaputt machen, was ich mir aufgebaut habe?“ fuhr er ihn unsanft an. „DU warst es, der mich nicht wollte, der mich immer wieder von sich geschoben hat, nachdem du mich auch nur ein klein wenig näher hast kommen lassen! DU warst es, für den ich nicht mal ein Tschüß wert war, als ich gegangen bin. Der mich überhaupt erst dazu gebracht hat, zu gehen und das wo ich das Leben mit der Bruderschaft wirklich genossen habe, mir die Leute, die hier Leben wirklich etwas bedeutet haben. DU wolltest, dass ich mich weiter entwickel, dass ich mich nach anderen umsehe. Und jetzt, jetzt wo ich mir eine Beziehung aufgebaut habe, die funktioniert hat, ein Leben außerhalb des Anwesens, kommst du plötzlich an, spielst den gebundenen Vampir und machst alles kaputt! Ja, du hast meine Beziehung kaputt gemacht, du machst mein Leben kaputt, Qhuinn!“

Qhuinn sagte nicht ein einziges Wort, starrte Blay nur mit großen Augen an. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er seinen Freund jemals so erlebt hatte und er entschied, dass es wohl besser war, einfach nur zu zu hören. Nicht, dass er eine passende Antwort auf das gehabt hätte, was Blay ihm vorwarf. Außer eine... ja, es stimmte alles, was Blay sagte. Es war alles seine Schuld und er hatte es komplett vermasselt.
Dass Qhuinn allerdings einfach nur schwieg, machte Blay nur noch wütender. „Und vermutlich denkst du jetzt noch, nach deinem Auftritt und nachdem Saxton sich von mir getrennt hat, komme ich wieder zu dir zurück gekrochen?“ zischte Blay wütend und als Qhuinn ihm auch darauf nicht antwortete, presste er Qhuinn fester gegen die Wand, holte aus und verpasste Qhuinn einen festen Schlag mit seiner Faust gegen das Kinn.
Qhuinn zischte und sein Kopf ruckte zur Seite, aber er zeigte keinerlei Reaktion, schien nicht mal daran zu denken, sich irgendwie zu wehren. Auch die nächsten harten Schläge, die Blay ihm verpasste, steckte er einfach so ein, machte gar nichts, außer ihm seinen Kopf hinzuhalten.
Etwas außer Atem hörte Blay schließlich auf damit ihn zu schlagen, starrte ihn nur außer sich vor Wut an. „Verdammt, Qhuinn! Wehr dich endlich!“ schrie er ihn an.
„Nein, ich wehre mich nicht. Ich hab das verdient. Und außerdem... denke ich gar nicht daran, dir weh zu tun, Blay. Ich habe dir genug weh getan, also... hier... bitte, mach, was du denkst, dass du jetzt gerade machen musst!“
Einen Moment lang schien Blay darüber nachzudenken, ihn wirklich noch mal zu schlagen, aber dann ließ er seine Hand sinken und Qhuinn von einem Moment auf den anderen los. Ohne noch ein weiteres Wort verschwand er aus dem Zimmer.


Zurück in seinem Haus, wusste Blay nicht was er tun sollte. Es hatte zwar gut getan, seine Wut rauszulassen, Qhuinn gegenüber. Aber auf der anderen Seite, fühlte er sich innerlich noch immer genauso leer, wenn nicht sogar noch leerer. Irgendwie wäre es leichter gewesen, wenn Qhuinn auch etwas dazu gesagt hätte, wenn er sich irgendwie verteidigt hätte und nicht einfach nur alles so hingenommen hätte.
Als er das Haus betrat, sah er selbst dieses mit anderen Augen. Immerhin hatte er das mit Saxton zusammen eingerichtet und er hatte das hier als sein zu Hause betrachtet. Nur würde er jetzt wohl nicht hier bleiben können. Und er wusste nicht wirklich, wohin er nun sollte. Zu seinen Eltern wollte er nicht wirklich und zurück ins Anwesen... das war ein wenig so, als würde er dort vor allen zu geben, dass er gescheitert war. Abgesehen davon, dass er dann wieder jeden Tag mit Qhuinn unter einem Dach leben würde.

„Blay...“
Er hob seinen Kopf und stellte fest, dass Saxton die Treppe nach unten kam. „Saxton... Sax, können wir denn nicht... können wir es denn nicht doch irgendwie... versuchen?“ stotterte Blay etwas unsicher.
„Blay, mach es uns doch nicht noch mal schwerer... es geht nicht, hm?“ Saxton klang traurig, aber dennoch gefasst. „Ich meine, du kannst natürlich gerne noch hier bleiben. So lange du willst. Ich würde dich nicht rausschmeissen.“ versicherte er dann schnell.
„Er... er will meine Liebe nicht. Ich würde sie ihm ja geben, aber er will sie doch nicht.“ platzte es dann aus Blay heraus. Plötzlich dachte er an all die Nächte, die er in diesem Haus verbracht hatte, in denen er an Qhuinn gedacht hatte. In denen er sich gewünscht hätte, dass Qhuinn bei ihm war. Und in denen er sich gewünscht hätte, dass Qhuinn in vielleicht genauso lieben würde. Er hatte so sehr versucht, sich weiter zu entwickeln, sich ein Leben ohne Qhuinn aufzubauen... nur, Qhuinn war immer in ihm. Qhuinn war sein Herz. Er war einfach... alles.
„Blay...“ Er zuckte zusammen als er Saxtons Stimme jetzt so nah neben sich hörte. Vorsichtig legte Saxton eine Hand auf Blays Arm. „Gib... ihm noch ein bißchen Zeit. In Qhuinn ist vieles kaputt gegangen und er denkt immer noch, dass er das alles nicht wert ist, aber... auch er wird es irgendwann endlich begreifen. Ein gebundener Vampir... kann nicht lange ohne den, an den er sich gebunden hat.“
Blay nickte leicht. Er wusste, dass Saxton das alles gut meinte und dass er ihn aufbauen wollte, aber er wollte nicht dass Qhuinn nicht ohne ihn konnte, weil er sich an ihn gebunden hatte, sondern er wollte, dass Qhuinn ihn liebte. Und er war sich nicht ganz sicher, ob er noch die Kraft hatte, zu warten, bis Qhuinn es denn irgendwann begreifen würde.

Qhuinn stand noch eine ganze Weile schwer atmend an der Wand, gegen die Blay ihn zu vor gepresst hatte. Sein Gesicht schmerzte leicht und er würde sicherlich zumindest ein blaues Auge kriegen. Blay wusste, wie man zuschlug und es hatte die ganze Wut in seinen Schlägen gelegen. Aber Qhuinn hatte gedacht, dass er jeden einzelnen Schlag davon verdient hatte und dass er es auch verdiente, dass er jetzt hier alleine stand und Schmerzen empfand. Und wenn er ehrlich zu sich selber war, dann waren es nicht nur körperliche Schmerzen.
Bis vor kurzem hatte er noch gedacht, dass Blay und er noch eine Chance hatten, um wieder zueinander zu finden. Bis vor kurzem hatte er noch gedacht, dass er eine realistische Chance hatte, um es wieder gut zu machen und um es diesmal richtig zu machen. Und jetzt... jetzt musste er einsehen, dass er alles nur noch mal schlimmer gemacht hatte. Und dass es jetzt keine Chance mehr für sie gab, noch nicht mal mehr als Freunde. Er hatte Blay verloren und sich das einzig und alleine sich selber zu zu schreiben.
Du hast mein Leben zerstört.“
Niemals würde er vergessen, wie es sich angehört hatte, als Blay diesen Satz zu ihm gesagt hatte. Sicher, Blay war wütend gewesen, aber der Schmerz in seiner Stimme bei diesen Worten war dennoch nicht zu überhören gewesen und es hatte Qhuinn innerlich zerrissen, dass er Blay schon wieder so sehr verletzt hatte und dass er ihn unglücklich gemacht hatte. Dabei war alles, was er immer gewollt hatte... Glück für Blay!

1 Kommentar:

  1. *_* wie toll es doch wieder war. bitte schreib schnell weiter. jetzt bin ich so gespannt was noch passiert.

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