Mittwoch, 25. April 2012

Chapter 10


Nachdem Blay sich ins Schlafzimmer zurück gezogen hatte, wurde ihm nur noch mal mehr bewusst, dass er hier nicht mehr bleiben konnte. Es würde weder für ihn noch für Saxton auf Dauer gut gehen und es würde für sie nur noch mal schwerer werden, wenn sie weiterhin hier zusammen leben würden.
Obwohl es ihm nicht leicht viel, griff er schließlich nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Es kam ihm so vor, als würde er gerade eingestehen, dass er gescheitert war, aber ihm blieb keine andere Wahl.
„Hallo?“
„Wrath? Hier ist... Blay, mein Herr.“ Er schluckte seinen Stolz so gut es ging runter, bevor er weiter sprach. „Ich... habe nachgedacht und ich würde gerne auf das Angebot zurück kommen und... wieder zurück kehren. Also aufs Anwesen und auch... um wieder mit der Bruderschaft zu kämpfen.“
Falls Wrath in irgendeiner Form darüber überrascht war, dass Blay ihn jetzt anrief und ihn bat, wieder zurück kommen zu dürfen, dann ließ er es sich nicht ein bißchen anmerken lassen, worüber Blay wirklich erleichtert war.
„Natürlich, du kannst jederzeit zurück kommen, mein Sohn, wie ich dir bereits angeboten habe.“ versicherte Wrath ihm.
„Dann... dann... würde ich schon heute kommen, sobald es dunkel wird.“ antwortete Blay und hoffte, dass er dabei nicht allzu verzweifelt klang.
„Ich werde Fritz vorbei schicken, um deine Sachen abholen zu lassen. Willkommen zurück, Blaylock.“
„Danke, mein Herr.“
Blay ließ sein Handy wieder aufs Bett fallen, froh darüber, dass wenigstens das ohne Probleme zu klären war. Nur wusste er noch nicht, wie das nun funktionieren sollte, wieder auf dem Anwesen zu leben, wo er doch eigentlich so weit wie möglich von Qhuinn weg wollte.
Seufzend stand er schließlich vom Bett auf und begann, seine Sachen zusammen zu packen um sich so wenigstens irgendwie ablenken zu können, in dem er etwas zu tun hatte.


Qhuinn hatte für sich entschieden, dass es besser wäre, das erste Mahl zu versäumen. Er wollte niemanden sehen, legte keinen Wert darauf, dass ihn alles nur noch mal mehr daran erinnerte, was für eine Schande er doch eigentlich war. Seitdem John ebenfalls verheiratet war, war es ohnehin noch schlimmer geworden, weil jeder jemanden hatte und Qhuinn sich nichts mehr wünschte, er hätte auch jemanden an seiner Seite. Natürlich war das in seinen Träumen nie irgendjemand. Es war immer Blay. Nur Blay.
Er wartete so lange, bis er eigentlich sicher war, dass niemand noch vom ersten Mahl unten war, bevor er sein Zimmer verließ um sich in die Küche zu schleichen, in der Hoffnung, dort auf Fritz zu treffen, der ihm noch etwas zu Essen machen könnte.
Der Doggen schien allerdings in Eile zu sein, als Qhuinn die Küche betrat.
„Fritz, Mann, ich hatte gehofft, es wäre vielleicht noch etwas vom ersten Mahl übrig?“ sprach Qhuinn den Doggen sofort an.
Fritz schien begeistert darüber zu sein, dass jemand seine Dienste in Anspruch nehmen wollte, deutete allerdings dennoch nur auf den Kühlschrank. „Natürlich, Master Qhuinn, im Kühlschrank ist noch einiges, was noch vom ersten Mahl übrig ist. Sie müssen mich entschuldigen, dass ich Ihnen dieses leider nicht persönlich raussuchen kann. Ich muss jetzt auf Wunsch von Master Wrath in die Stadt fahren.“
„Kein Problem, Mann, ich werde schon was finden.“ nickte Qhuinn und öffnete bereits die Kühlschranktür, bevor er sich aber noch mal zu dem Doggen umdrehte. „Weswegen müssen Sie in die Stadt?“
„Eure Hoheit hat mich beauftragt die Sachen von Master Blaylock abzuholen und wieder zurück ins Anwesen zu bringen.“ gab Fritz bereitwillig Auskunft. „Lassen Sie sich Ihr Essen schmecken, Master Qhuinn.“
Qhuinn starrte auf den Kühlschrank, ohne auch nur einen Gedanken ans Essen verschwenden zu können, obwohl Fritz natürlich maßlos untertrieben hatte und der Kühlschrank vor Leckereien nahezu überquoll. Blays Sachen würden ins Anwesen gebracht. Blay würde zurück kommen, er würde wieder hier einziehen!

Wieder und wieder ging Qhuinn dieser Gedanke durch den Kopf. Blay würde zurück kommen, würde wieder dahin zurück kommen, wo er hin gehörte. An seine Seite!
Und nach und nach kam dann auch wieder Bewegung in Qhuinn. Recht schnell hatte er sich einen Plan zurück gelegt, den er jetzt sofort verfolgte. Er nahm einen großen Teller aus einem der Schränke und platzierte einiges, was er an Leckereien finden konnte auf diesem. Als er damit soweit zufrieden war, nahm er noch einen zweiten, kleineren Teller, auf den er ein Käsesandwich legte und machte sich dann mit den beiden Tellern auf den Weg nach oben.
Sein Ziel war jedoch nicht sein eigenes Zimmer, sondern viel mehr der Raum neben diesem. Er sah sich in diesem um, wünschte sich, er verstand etwas davon, wie man ein Zimmer gemütlich machte. Schließlich räumte er nur die Kissen auf dem Bett ein wenig zusammen, platzierte den großen Teller auf diesem und setzte sich dann auf den Sessel in der Ecke des Zimmers um selber das Käsesandwich zu essen.

„Danke, Fritz.“ Blay nickte dem Doggen freundlich zu, als der ihm mit seinen Sachen ins Haus folgte. Im Foyer bestand Blay darauf, die Sachen selber nach oben zu tragen, auch wenn er wusste, dass der Doggen das nur zu gerne für ihn getan hatte. Er wollte nicht, dass besonders viel Aufsehen um seine Rückkehr gemacht wurde, wollte einfach erstmal nur in sein Zimmer und versuchen sich daran zu gewöhnen wieder hier zu sein. Erst dann wollte er den Anderen Bewohnern des Anwesens gegenüber treten. Erst, wenn er sich soweit bereit dafür fühlte. Wobei er glaubte, er würde sich nie bereit dazu fühlen, Qhuinn gegenüber zu treten.
Als Blay die Tür seines alten Zimmers hinter sich zu fallen ließ, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen, schloß die Augen und atmete hörbar aus. Wenigstens war ihm auf dem Weg hierher niemand begegnet. Es war schwer genug, wieder in diesem Zimmer zu sein, das ihn an so vieles erinnerte, wie es mal war, wie es vielleicht hätte sein können.
Eher untypisch für ihn, ließ er seine Koffer einfach auf den Boden fallen, als er seine Augen wieder öffnete.
Erst dann entdeckte er den Teller mit Essen auf seinem Bett und seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln an.
„Dafür werde ich Fritz später danken müssen.“ murmelte er als Erinnerung an sich selber gerichtet.

„Das hat nicht Fritz hier her gebracht.“ erklang dann eine Stimme aus der Ecke des Zimmers, die Blay sofort komplett erstarren ließ.
„Was... machst... du... hier?“ Jedes Wort kam ihm nur einzeln über die Lippen.
Qhuinn grinste leicht. „Dich hier willkommen heissen. Und ich dachte, du würdest vielleicht Hunger haben!“
„Qhuinn, was... soll das? Du weißt, dass ich nicht wirklich hier sein will.“ murmelte Blay, der nicht wirklich begreifen konnte, dass Qhuinn gerade in seinem Zimmer war, dass er offenbar in diesem auf ihn gewartet hatte und ihm etwas zu Essen her gebracht hatte.
„Hast du Hunger?“ fragte Qhuinn, ohne überhaupt auf Blays Worte einzugehen.
Blay schielte zu dem Teller, der auf dem Bett stand und fluchte innerlich. Es waren genau die Dinge, die er zum Frühstück mochte, die Qhuinn ausgewählt hatte. „Nein, habe ich nicht. Und ich will auch nichts essen. Du... hättest dir die Mühe nicht machen müssen. Du hast mich nicht verabschiedet und brauchst mich ganz sicher auch nicht Willkommen heissen. Also lass mich jetzt bitte allein!“ stellte Blay klar und hoffte, dass Qhuinn nicht bemerkt hatte, wie er auf den Teller gesehen hatte.
„141 Tage.“
„WAS?“ Zum ersten Mal sah Blay Qhuinn richtig an und verstand beim besten Willen nicht, was dieser ihm sagen wollte. „Wovon redest du?“
„141 Tage seitdem du... gegangen bist. 141 Tage in denen ich dich vermisst habe und ich mir gewünscht habe, dass du wieder zurück kommst. 141 Tage in denen ich mich verflucht habe, dass ich dich habe gehen lassen. Und 141 Tage, in denen ich kaum geschlafen habe, weil ich... an dich gedacht habe.“
Geschockt sah Blay Qhuinn an, spürte die ersten Anzeichen davon, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. „Sag... so was... jetzt nicht... zu mir.“ presste er nur mühsam hervor.

Blay wollte in Qhuinns Worten baden, wollte in seinen Armen liegen, aber ein Teil von ihm hatte einfach zu große Angst davor, sich noch einmal ganz zu öffnen und dann wieder enttäuscht zu werden. Dass Qhuinn bisher nur da gesessen hatte und keinerlei Anstalten gemacht hatte, ihn zu umarmen, machte es nicht wirklich leichter. Vielleicht begann er schon wieder Dinge zu sehen, die so gar nicht da waren. Darin war er ja besonders gut, wenn es um Qhuinn ging. Unzählige Blicke während des Sexs, den Qhuinn mit anderen gehabt hatte, bei denen Blay gedacht hatte, dass sie ihm gelten würde, dass das Leuchten in seinen Augen IHM gelten würde. Dinge, die immer nur er so gesehen hatte, nie Qhuinn.
„Sag es nicht, wenn du es nicht auch ernst meinst.“ betonte er jetzt noch einmal.
Qhuinn wollte Blay umarmen. Wollte es schon, seitdem Blay das Zimmer betreten hatte und sich gegen die Tür gelehnt hatte, aber er hatte das Gefühl, dass sie sich auf viel zu dünnem Eis bewegten, als dass er das wagen könnte.
Jetzt stand er auf und machte vorsichtig einige Schritte auf Blay zu. „Aber... ich meine es ernst, Blay.“ sagte er leise.
Kurz blitzte Hoffnung in Blays Augen auf, wurde aber gleich wieder von Schmerz abgelöst. „Ja, für wie lange? Bis du es dir mal wieder anders überlegst. Lass... lass mich einfach alleine, Qhuinn.“ sagte er leise.
Qhuinn starrte auf den Teller auf dem Bett, sah dann wieder seinen Freund an und nickte schließlich. „Okay. Ich... hoffe, du isst das trotzdem.“ murmelte er noch, bevor er dann auch schon Blays Zimmer verließ und sich in sein eigenes zurück zog.

Ein wenig später klopfte es an seiner Tür und er stand nur widerwillig von seinem Bett auf um diese zu öffnen, um John vor dieser zu finden.
„Hey.“
„Hey. Ja, eigentlich könnte ich dir noch immer in den Arsch treten, dafür, dass ich jede Nacht hier rumsitzen muss, während meine Shellan irgendwo da draussen ist, ich nicht mit dabei sein kann, aber... hey Mann, du bist immer noch mein Freund, also habe ich was für dich.“ gestikulierte John und hielt Qhuinn dann etwas entgegen.
Der brauchte einen Moment um auch danach zu greifen, war noch ein wenig verwirrt von dem, was John ihm da gesagt hatte. Schließlich sah er auf seine Hände, in denen er jetzt einen Bilderrahmen hielt. Und er wusste schon, was für ein Foto es war, bevor er den Rahmen umdrehte um dieses auch sehen zu können. Blay, John und er...
„Und... warum bringst du mir das vorbei? Ich meine, um mir zu sagen, was ich kaputt gemacht habe? Und damit meine ich nicht den Rahmen!“
„Nein! Ich habe es dir neu rahmen lassen. Und... sie es als etwas, wo... wir wieder hin kommen müssen!“
Qhuinn seufzte und lehnte sich mit seiner Schulter gegen den Türrahmen. „Wenn ich denn nur wüsste wie... ich meine, Blay ist jetzt wieder hier, aber er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er mich nicht sehen will.“
„Dann gib das nicht auf.“ John deutete noch einmal auf das Bild. „Ich muss jetzt noch was anderes erledigen, aber hey... Mann, ich will keinen von euch beiden so sehen, wie in den letzten Monaten.“ stellte er noch klar.
„141 Tage.“ murmelte Qhuinn.
„Was?“
„Nichts, vergess es, schon gut. Danke John.“ Qhuinn schloß die Tür hinter seinem Freund und starrte auf das Foto, das er nach kurzem überlegen tatsächlich wieder auf seinen Nachttisch stellte. Er würde wirklich versuchen, das als Wegweiser zu nehmen!

Johns Weg führte ihn nur ein Zimmer weiter, wo er gleich wieder an der Tür klopfte und wo Blay ihm öffnete.
„Hey, herzlich Willkommen zurück!“ grinste er Blay an, der ihn einen Moment später auch schon in seine Arme zog.
„Ich hab uns was mitgebracht, kleine Willkommensparty sozusagen!“ John hielt zwei Flaschen Corona hoch, nachdem er sich von Blay gelöst hatte und grinste ihn abwartend an.
„Okay, komm... rein.“ nickte Blay, froh darüber, seinen Freund wiederzusehen.

1 Kommentar:

  1. das war wieder ein tolles chap. jetzt bin ich aber neugierig wie es weiter geht. john wird sicher versuchen zu vermitteln. macht er ja die ganze zeit durch die blume :)

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