Nachdem Blay sich
ins Schlafzimmer zurück gezogen hatte, wurde ihm nur noch mal
mehr bewusst, dass er hier nicht mehr bleiben konnte. Es würde
weder für ihn noch für Saxton auf Dauer gut gehen und es
würde für sie nur noch mal schwerer werden, wenn sie
weiterhin hier zusammen leben würden.
Obwohl es ihm nicht
leicht viel, griff er schließlich nach seinem Handy und wählte
eine Nummer. Es kam ihm so vor, als würde er gerade eingestehen,
dass er gescheitert war, aber ihm blieb keine andere Wahl.
„Hallo?“
„Wrath?
Hier ist... Blay, mein Herr.“ Er schluckte seinen Stolz so gut es
ging runter, bevor er weiter sprach. „Ich... habe nachgedacht und
ich würde gerne auf das Angebot zurück kommen und... wieder
zurück kehren. Also aufs Anwesen und auch... um wieder mit der
Bruderschaft zu kämpfen.“
Falls Wrath in
irgendeiner Form darüber überrascht war, dass Blay ihn
jetzt anrief und ihn bat, wieder zurück kommen zu dürfen,
dann ließ er es sich nicht ein bißchen anmerken lassen,
worüber Blay wirklich erleichtert war.
„Natürlich,
du kannst jederzeit zurück kommen, mein Sohn, wie ich dir
bereits angeboten habe.“ versicherte Wrath ihm.
„Dann...
dann... würde ich schon heute kommen, sobald es dunkel wird.“
antwortete Blay und hoffte, dass er dabei nicht allzu verzweifelt
klang.
„Ich
werde Fritz vorbei schicken, um deine Sachen abholen zu lassen.
Willkommen zurück, Blaylock.“
„Danke,
mein Herr.“
Blay ließ
sein Handy wieder aufs Bett fallen, froh darüber, dass
wenigstens das ohne Probleme zu klären war. Nur wusste er noch
nicht, wie das nun funktionieren sollte, wieder auf dem Anwesen zu
leben, wo er doch eigentlich so weit wie möglich von Qhuinn weg
wollte.
Seufzend stand er
schließlich vom Bett auf und begann, seine Sachen zusammen zu
packen um sich so wenigstens irgendwie ablenken zu können, in
dem er etwas zu tun hatte.
Qhuinn hatte für
sich entschieden, dass es besser wäre, das erste Mahl zu
versäumen. Er wollte niemanden sehen, legte keinen Wert darauf,
dass ihn alles nur noch mal mehr daran erinnerte, was für eine
Schande er doch eigentlich war. Seitdem John ebenfalls verheiratet
war, war es ohnehin noch schlimmer geworden, weil jeder jemanden
hatte und Qhuinn sich nichts mehr wünschte, er hätte auch
jemanden an seiner Seite. Natürlich war das in seinen Träumen
nie irgendjemand. Es war immer Blay. Nur Blay.
Er wartete so
lange, bis er eigentlich sicher war, dass niemand noch vom ersten
Mahl unten war, bevor er sein Zimmer verließ um sich in die
Küche zu schleichen, in der Hoffnung, dort auf Fritz zu treffen,
der ihm noch etwas zu Essen machen könnte.
Der Doggen schien
allerdings in Eile zu sein, als Qhuinn die Küche betrat.
„Fritz,
Mann, ich hatte gehofft, es wäre vielleicht noch etwas vom
ersten Mahl übrig?“ sprach Qhuinn den Doggen sofort an.
Fritz schien
begeistert darüber zu sein, dass jemand seine Dienste in
Anspruch nehmen wollte, deutete allerdings dennoch nur auf den
Kühlschrank. „Natürlich, Master Qhuinn, im Kühlschrank
ist noch einiges, was noch vom ersten Mahl übrig ist. Sie müssen
mich entschuldigen, dass ich Ihnen dieses leider nicht persönlich
raussuchen kann. Ich muss jetzt auf Wunsch von Master Wrath in die
Stadt fahren.“
„Kein
Problem, Mann, ich werde schon was finden.“ nickte Qhuinn und
öffnete bereits die Kühlschranktür, bevor er sich aber
noch mal zu dem Doggen umdrehte. „Weswegen müssen Sie in die
Stadt?“
„Eure
Hoheit hat mich beauftragt die Sachen von Master Blaylock abzuholen
und wieder zurück ins Anwesen zu bringen.“ gab Fritz
bereitwillig Auskunft. „Lassen Sie sich Ihr Essen schmecken, Master
Qhuinn.“
Qhuinn starrte auf
den Kühlschrank, ohne auch nur einen Gedanken ans Essen
verschwenden zu können, obwohl Fritz natürlich maßlos
untertrieben hatte und der Kühlschrank vor Leckereien nahezu
überquoll. Blays Sachen würden ins Anwesen gebracht. Blay
würde zurück kommen, er würde wieder hier einziehen!
Wieder und wieder
ging Qhuinn dieser Gedanke durch den Kopf. Blay würde zurück
kommen, würde wieder dahin zurück kommen, wo er hin
gehörte. An seine Seite!
Und nach und nach
kam dann auch wieder Bewegung in Qhuinn. Recht schnell hatte er sich
einen Plan zurück gelegt, den er jetzt sofort verfolgte. Er nahm
einen großen Teller aus einem der Schränke und platzierte
einiges, was er an Leckereien finden konnte auf diesem. Als er damit
soweit zufrieden war, nahm er noch einen zweiten, kleineren Teller,
auf den er ein Käsesandwich legte und machte sich dann mit den
beiden Tellern auf den Weg nach oben.
Sein Ziel war
jedoch nicht sein eigenes Zimmer, sondern viel mehr der Raum neben
diesem. Er sah sich in diesem um, wünschte sich, er verstand
etwas davon, wie man ein Zimmer gemütlich machte. Schließlich
räumte er nur die Kissen auf dem Bett ein wenig zusammen,
platzierte den großen Teller auf diesem und setzte sich dann
auf den Sessel in der Ecke des Zimmers um selber das Käsesandwich
zu essen.
„Danke,
Fritz.“ Blay nickte dem Doggen freundlich zu, als der ihm mit
seinen Sachen ins Haus folgte. Im Foyer bestand Blay darauf, die
Sachen selber nach oben zu tragen, auch wenn er wusste, dass der
Doggen das nur zu gerne für ihn getan hatte. Er wollte nicht,
dass besonders viel Aufsehen um seine Rückkehr gemacht wurde,
wollte einfach erstmal nur in sein Zimmer und versuchen sich daran zu
gewöhnen wieder hier zu sein. Erst dann wollte er den Anderen
Bewohnern des Anwesens gegenüber treten. Erst, wenn er sich
soweit bereit dafür fühlte. Wobei er glaubte, er würde
sich nie bereit dazu fühlen, Qhuinn gegenüber zu treten.
Als Blay die Tür
seines alten Zimmers hinter sich zu fallen ließ, lehnte er sich
mit dem Rücken dagegen, schloß die Augen und atmete hörbar
aus. Wenigstens war ihm auf dem Weg hierher niemand begegnet. Es war
schwer genug, wieder in diesem Zimmer zu sein, das ihn an so vieles
erinnerte, wie es mal war, wie es vielleicht hätte sein können.
Eher untypisch für
ihn, ließ er seine Koffer einfach auf den Boden fallen, als er
seine Augen wieder öffnete.
Erst dann entdeckte
er den Teller mit Essen auf seinem Bett und seine Mundwinkel hoben
sich zu einem leichten Lächeln an.
„Dafür
werde ich Fritz später danken müssen.“ murmelte er als
Erinnerung an sich selber gerichtet.
„Das
hat nicht Fritz hier her gebracht.“ erklang dann eine Stimme aus
der Ecke des Zimmers, die Blay sofort komplett erstarren ließ.
„Was...
machst... du... hier?“ Jedes Wort kam ihm nur einzeln über die
Lippen.
Qhuinn grinste
leicht. „Dich hier willkommen heissen. Und ich dachte, du würdest
vielleicht Hunger haben!“
„Qhuinn,
was... soll das? Du weißt, dass ich nicht wirklich hier sein
will.“ murmelte Blay, der nicht wirklich begreifen konnte, dass
Qhuinn gerade in seinem Zimmer war, dass er offenbar in diesem auf
ihn gewartet hatte und ihm etwas zu Essen her gebracht hatte.
„Hast
du Hunger?“ fragte Qhuinn, ohne überhaupt auf Blays Worte
einzugehen.
Blay schielte zu
dem Teller, der auf dem Bett stand und fluchte innerlich. Es waren
genau die Dinge, die er zum Frühstück mochte, die Qhuinn
ausgewählt hatte. „Nein, habe ich nicht. Und ich will auch
nichts essen. Du... hättest dir die Mühe nicht machen
müssen. Du hast mich nicht verabschiedet und brauchst mich ganz
sicher auch nicht Willkommen heissen. Also lass mich jetzt bitte
allein!“ stellte Blay klar und hoffte, dass Qhuinn nicht bemerkt
hatte, wie er auf den Teller gesehen hatte.
„141
Tage.“
„WAS?“
Zum ersten Mal sah Blay Qhuinn richtig an und verstand beim besten
Willen nicht, was dieser ihm sagen wollte. „Wovon redest du?“
„141
Tage seitdem du... gegangen bist. 141 Tage in denen ich dich vermisst
habe und ich mir gewünscht habe, dass du wieder zurück
kommst. 141 Tage in denen ich mich verflucht habe, dass ich dich habe
gehen lassen. Und 141 Tage, in denen ich kaum geschlafen habe, weil
ich... an dich gedacht habe.“
Geschockt sah Blay
Qhuinn an, spürte die ersten Anzeichen davon, dass ihm Tränen
in die Augen stiegen. „Sag... so was... jetzt nicht... zu mir.“
presste er nur mühsam hervor.
Blay wollte in
Qhuinns Worten baden, wollte in seinen Armen liegen, aber ein Teil
von ihm hatte einfach zu große Angst davor, sich noch einmal
ganz zu öffnen und dann wieder enttäuscht zu werden. Dass
Qhuinn bisher nur da gesessen hatte und keinerlei Anstalten gemacht
hatte, ihn zu umarmen, machte es nicht wirklich leichter. Vielleicht
begann er schon wieder Dinge zu sehen, die so gar nicht da waren.
Darin war er ja besonders gut, wenn es um Qhuinn ging. Unzählige
Blicke während des Sexs, den Qhuinn mit anderen gehabt hatte,
bei denen Blay gedacht hatte, dass sie ihm gelten würde, dass
das Leuchten in seinen Augen IHM gelten würde. Dinge, die immer
nur er so gesehen hatte, nie Qhuinn.
„Sag
es nicht, wenn du es nicht auch ernst meinst.“ betonte er jetzt
noch einmal.
Qhuinn wollte Blay
umarmen. Wollte es schon, seitdem Blay das Zimmer betreten hatte und
sich gegen die Tür gelehnt hatte, aber er hatte das Gefühl,
dass sie sich auf viel zu dünnem Eis bewegten, als dass er das
wagen könnte.
Jetzt stand er auf
und machte vorsichtig einige Schritte auf Blay zu. „Aber... ich
meine es ernst, Blay.“ sagte er leise.
Kurz blitzte
Hoffnung in Blays Augen auf, wurde aber gleich wieder von Schmerz
abgelöst. „Ja, für wie lange? Bis du es dir mal wieder
anders überlegst. Lass... lass mich einfach alleine, Qhuinn.“
sagte er leise.
Qhuinn starrte auf
den Teller auf dem Bett, sah dann wieder seinen Freund an und nickte
schließlich. „Okay. Ich... hoffe, du isst das trotzdem.“
murmelte er noch, bevor er dann auch schon Blays Zimmer verließ
und sich in sein eigenes zurück zog.
Ein wenig später
klopfte es an seiner Tür und er stand nur widerwillig von seinem
Bett auf um diese zu öffnen, um John vor dieser zu finden.
„Hey.“
„Hey.
Ja, eigentlich könnte ich dir noch immer in den Arsch treten,
dafür, dass ich jede Nacht hier rumsitzen muss, während
meine Shellan irgendwo da draussen ist, ich nicht mit dabei sein
kann, aber... hey Mann, du bist immer noch mein Freund, also habe ich
was für dich.“ gestikulierte John und hielt Qhuinn dann etwas
entgegen.
Der brauchte einen
Moment um auch danach zu greifen, war noch ein wenig verwirrt von
dem, was John ihm da gesagt hatte. Schließlich sah er auf seine
Hände, in denen er jetzt einen Bilderrahmen hielt. Und er wusste
schon, was für ein Foto es war, bevor er den Rahmen umdrehte um
dieses auch sehen zu können. Blay, John und er...
„Und...
warum bringst du mir das vorbei? Ich meine, um mir zu sagen, was ich
kaputt gemacht habe? Und damit meine ich nicht den Rahmen!“
„Nein!
Ich habe es dir neu rahmen lassen. Und... sie es als etwas, wo... wir
wieder hin kommen müssen!“
Qhuinn seufzte und
lehnte sich mit seiner Schulter gegen den Türrahmen. „Wenn ich
denn nur wüsste wie... ich meine, Blay ist jetzt wieder hier,
aber er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er mich nicht sehen
will.“
„Dann
gib das nicht auf.“ John deutete noch einmal auf das Bild. „Ich
muss jetzt noch was anderes erledigen, aber hey... Mann, ich will
keinen von euch beiden so sehen, wie in den letzten Monaten.“
stellte er noch klar.
„141
Tage.“ murmelte Qhuinn.
„Was?“
„Nichts,
vergess es, schon gut. Danke John.“ Qhuinn schloß die Tür
hinter seinem Freund und starrte auf das Foto, das er nach kurzem
überlegen tatsächlich wieder auf seinen Nachttisch stellte.
Er würde wirklich versuchen, das als Wegweiser zu nehmen!
Johns Weg führte
ihn nur ein Zimmer weiter, wo er gleich wieder an der Tür
klopfte und wo Blay ihm öffnete.
„Hey,
herzlich Willkommen zurück!“ grinste er Blay an, der ihn einen
Moment später auch schon in seine Arme zog.
„Ich
hab uns was mitgebracht, kleine Willkommensparty sozusagen!“ John
hielt zwei Flaschen Corona hoch, nachdem er sich von Blay gelöst
hatte und grinste ihn abwartend an.
„Okay,
komm... rein.“ nickte Blay, froh darüber, seinen Freund
wiederzusehen.
das war wieder ein tolles chap. jetzt bin ich aber neugierig wie es weiter geht. john wird sicher versuchen zu vermitteln. macht er ja die ganze zeit durch die blume :)
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