Freitag, 27. April 2012

Chapter 11


„Besonders gesprächig bist du heute aber nicht.“ bemerkte John, als sie beide schon seit einigen Minuten nur schweigend auf Blays Bett saßen und an ihrem Bier tranken.
„Tut mir leid, ich hätte wohl sagen sollen, dass ich keine besonders gute Gesellschaft bin.“ gab Blay zurück.
„Schon okay. Ich dachte, dass wir einfach nur etwas Zeit miteinander bringen könnten. Mann, ich hab dich echt vermisst!“
Blay schaffte es, schwach zu lächeln. „Weisst du, wie viele Tage ich weg war?“ fragte er dann ziemlich plötzlich.
Überrascht kniff John seine Augen zusammen. „Na ja, du warst auf jeden Fall über vier Monate weg. Aber nein, weiß ich nicht.“
„Er wusste es.“ murmelte Blay.
„WAS?“ gestikulierte John, noch immer ziemlich verwirrt.
„Qhuinn. Er wusste es. 141 Tage.“ Nervös trank Blay von seinem Bier, das er in seinen etwas zittrigen Händen hielt. Wenn er das doch nur alles so einfach abtun könnte, aber so leicht war es nicht wirklich.
„Das wundert mich nicht wirklich. Blay, ihr seid Beide meine Freunde. Und... ihr habt beide gelitten. Ich leide mit euch. Und Qhuinn... Qhuinn war wirklich nicht mehr er selber, in der Zeit in der du weg warst.“
„Ja, weil er das haben will, was er nicht hat. Wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Und dann... dann hat er irgendwann keine Lust mehr darauf und noch mal überlebe ich das wirklich nicht, John.“ sagte Blay bitter.

John starrte einen Moment lang einfach nur auf seine Flasche, bevor er sich an Blay richtete. „Ich denke nicht, dass es das ist. Qhuinn kann genauso wenig ohne dich, wie du ohne ihn.“ gab er dann zu bedenken.
„Für wie lange, John? Für wie lange? Und nein, ich kann nicht ohne ihn. Wenn... er gestorben wäre, dann wäre ich ihm gefolgt.“ sprach Blay zum ersten Mal etwas aus, was er bisher auch zurück gehalten hatte.
„Ich kann verstehen, dass du vorsichtig bist, Blay. Aber bei Qhuinn wäre das genau so. Er würde dir auch folgen. Überall hin.“ Wieder schien John einen Moment nachzudenken, bevor er vorsichtig fragte: „Weswegen ist das mit Saxton zu Ende?“
„Saxton... ist die loyalste Person, die ich kenne. Sogar oder vor allem Qhuinn gegenüber. Qhuinn hat einen großen Auftritt hingelegt, als er bei Saxton und mir war. Er hat Saxton durch die Luft geschleudert und... sich an mich gebunden. Und daraufhin hat Saxton gesagt, dass es für uns so nicht weiter gehen wird.“
Als Blay davon sprach, dass Qhuinn sich gebunden hatte, war John kurz wirklich überrascht. „Dann... ist es erst recht nicht nur einfach mal eine Laune, die er gerade hat. Man bindet sich nicht einfach mal so!“


Qhuinn starrte eine ganze Weile auf das Foto von John, Blay und sich. Er wusste zwar, dass er mittlerweile so weit war, dass er mehr als nur diese Freundschaft wollte, aber vermutlich musste er in kleinen Schritten anfangen, um Blay überhaupt wieder zurück zu gewinnen. Dass er ihn so sehr verletzt hatte, dass er sich jetzt so verschlossen hatte, tat weh zu wissen.
Einem Impuls folgend griff er nach seinem Handy und tippte eine Nachricht an John. „Treffen bei Blay?“
„Bin schon da. Beweg seinen Arsch rüber.“ erhielt er kurz darauf sofort als Antwort und sprang auch gleich von seinem Bett auf um sich auf den Weg zu Blay zu machen, den festen Vorsatz diesmal nichts zu tun, was Blay irgendwie traurig machen würde. Er wollte ihn lachen sehen!
Als es an Blays Zimmer klopfte, sah der überrascht auf, aber John stand schon gleich auf und öffnete die Tür für Qhuinn.
„Habt ihr euch irgendwie abgesprochen?“ fragte Blay ein wenig gequält.
„Ihr könnt doch jetzt nicht ohne mich mit dem Bier anfangen!“ beschwerte Qhuinn sich scherzend und deutete auf die schon fast leere Flasche in Johns Hand.
„Können wir schon, aber wir haben sicher noch mehr.“ deutete John ihm an, reinzukommen, ohne wirklich auf Blays Protest einzugehen. Er war einfach nicht gewillt, weiterhin zu zu sehen, wie seine beiden Freunde sich fertig machten.

Zehn Minuten später war John sich nicht mehr sicher, ob das hier alles eine so gute Idee war. Jetzt hatte er nicht nur einen schweigenden Blay an seiner Seite, sondern auch noch einen schweigenden Qhuinn. Sie saßen alle drei nur auf dem Bett, tranken Corona, aber unterhielten sich nicht. Und weil seine Freunde recht abwesend zu sein schienen mit ihren Gedanken, versuchte John auch nicht gerade oft, ein Gespräch in den Gang zu bringen, weil sie seinen Gesten kaum folgen zu schienen.
„Ist es das jetzt? Ist es das jetzt, wie es immer sein wird zwischen uns?“ gestikulierte er dann so wütend, dass er plötzlich die Aufmerksamkeit beider hatte. „Ich dachte wirklich, wenn ich euch beide hier zusammen bringen würde, dann würde es vielleicht endlich so werden wie früher, aber offenbar habe ich mich da getäuscht!“
„Ich hab ihn nicht eingeladen.“ zischte Blay.
Qhuinn zuckte bei diesem Kommentar von Blay zusammen. „Tut mir leid, wenn ich so schwer zu ertragen bin.“ gab er zurück.
„Wow, ihr redet. Was für ein Fortschritt!“ Johns Kommentar.
„Ich wollte einfach nur meine Ruhe! Ich bin nicht hierher zurück gekommen, weil ich geglaubt habe, es wird wieder wie früher! Ich glaube da so oder so nicht dran.“
Die Kälte in Blays Stimme, nahm Qhuinn fast die Luft zum Atmen. Das war nicht der Blay, den er kannte. Nicht sein Blay. Auch wenn er kein Recht hatte von ihm als Sein zu denken. „Ich weiß nicht, wie das passiert ist, aber ich wollte nie, dass es so kommt. Du bist nicht der Blay, den ich kenne und ich werde mich für den Rest meines bescheidenen Lebens hassen, wenn der wahre Blay nicht noch irgendwo in dir ist.“
„Und du kennst den wahren Blay, ja?“ fragte Blay voller Sarkasmus zurück.

Nur ganz kurz senkte Qhuinn seinen Blick, bevor er Blay direkt in dessen saphirblauen Augen, die noch immer so glanzlos wirkten, sah. „Ja, ich kenne den wahren Blay. Genau wie du als einziger den wahren Qhuinn kennst, auch wenn du das jetzt nicht mehr so siehst. Und ich werde dich jetzt in Ruhe lassen, ich wollte deine Willkommensparty nicht kaputt machen. Das war nur ein dummer Teil von mir, der geglaubt hat, ich sollte bei dieser vielleicht auch dabei sein. Und zwar wollte dieser Teil das nicht für mich, sondern für dich. Der Arschloch Qhuinn lässt dich dann mal in Ruhe!“ Es gab nur wenige Momenten, in denen man Qhuinn wirklich ansehen und anhören konnte, dass er wirklich verletzt war und dieser war einer davon.
Obwohl John sich etwas anderes gewünscht hatte, ließ er Qhuinn gehen, wusste, dass das besser so war. Als er mit Blay alleine im Zimmer war, drehte er sich wütend zu diesem um. „Qhuinn hat recht! Du bist nicht mehr du selber! Ich kann verstehen, dass du verletzt bist, aber das hier... das würde Blay nie tun. Und für den Fall ob du dich fragst, ob du ihn jetzt auch verletzt hast, ja, das hast du! Und nein, ich finde nicht, dass er das verdient hat!“
Blay antwortete nicht. Stattdessen starrte er noch immer auf die Tür, durch die Qhuinn zu vor verschwunden war. Schließlich machte er ein paar Schritte auf diese zu, presste eine seiner Hände dagegen und murmelte leise Qhuinns Namen vor sich hin. Als er sich langsam wieder zu John umdrehte, war der sich fast sicher, dass Blays Augen feuchter waren, als normalerweise.
„Bin ich wirklich so schlimm?“ fragte Blay leise.
„Du bist dabei, dich selber zu verlieren, in dem du dich vor allem und jedem so zurückziehst.“
In dem Moment ließ Blay sich langsam mit dem Rücken an der Tür entlang sinken, bis er auf dem Boden zu sitzen kam. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, als wäre ihm diese ganze Sache jetzt furchtbar unangenehm.
„Weißt du, was das Problem ist, John?“ fragte er kaum hörbar und hob überrascht seinen Kopf, als er Johns Hand auf seiner Schulter spüren konnte und stellte fest, dass der sich neben ihn auf den Boden gesetzt hatte.
„Sag es mir!“
„Ich war das letzte Mal ich selber, als... ich noch hier gewesen bin. Als ich gegangen bin, habe ich einen Teil von mir hier gelassen. Qhuinn... Qhuinn ist dieser Teil von mir. Und ich habe wahnsinnige Angst davor, dass ich diesen Teil nicht mehr wieder finden werden.“ platzte es aus Blay hervor und das mit so einer Traurigkeit, die John erstens erschrack und die ihn zweitens vergessen ließ, dass er eigentlich wütend auf Blay war.


Qhuinn schaffte es nicht bis in sein Zimmer, nachdem er zutiefst getroffen aus dem von Blay gestürmt war. Auf dem Gang prallte er fast mit Rhage zusammen, der ihn breit grinsend ansah.
„Dich habe ich gesucht.“ stellte er fest.
„Was gibt es, Hollywood?“ fragte Qhuinn kurz angebunden zurück.
„Ich hab gehört, Blay ist wieder da?“
„Nein, ist er nicht.“ antwortete Qhuinn, machte sich nicht mal die Mühe seine übliche Maske wieder aufzusetzen.
Rhage war sichtlich verwirrt, schüttelte dann aber leicht den Kopf. „Jedenfalls sollst du zu Wrath ins Büro kommen.“ richtete der Bruder aus.
Qhuinn seufzte leise. Er war nicht gerade in der Stimmung um jetzt dem König gegenüber zu treten, um sich womöglich noch eine Standpauke einzufangen, nach seiner letzten Nacht auf der Straße, obwohl Blay diese ja bereits Wrath erklärt hatte. Aber er wusste auch, dass das keine Bitte von Wrath war, sondern, dass ihm ohnehin keine Wahl blieb, jetzt nicht in dessen Büro aufzutauchen. Er nickte Rhage nur noch mal kurz zu und machte sich dann auf den Weg zum Arbeitszimmer des Königs.

Nach einem kurzen Klopfen betrat er dieses und senkte seinen Kopf leicht. Daran, dass er gehörigen Respekt vor Wrath hatte, würde sich wohl nie etwas ändern.
„Hallo mein König. Du... wolltest mich sprechen? Wenn es wegen der Nacht ist, in der ich verletzt worden bin, dann...“
„Nein, ist es nicht. Blaylock hat uns da bereits über alles informiert. Nein, viel mehr will ich noch mal mit dir über deine Bestrafung sprechen.“ Wraths Tonfall und seine Mimik ließen in keiner Weise darauf schließen, ob das hier ein positives oder negatives Gespräch werden würde.
Qhuinn konnte nur nicken und als ihm einfiel, dass Wrath das ja nicht sehen konnte, brachte er ein schnelles Ja über die Lippen.
„Es kommt mir nicht so vor als hättest du deine persönlichen Probleme in der Zwischenzeit in den Griff bekommen, aber ich kann es mir nicht länger leisten auf nur einen von euch zu verzichten. Deswegen werden John und du ab morgen Nacht wieder mit nach draußen gehen. Aber ich warne dich, ein Aussetzer und du sitzt wieder hier im Haus fest! Wenn ich ehrlich zu dir sein sollen, wir hatten dich als nächsten im Auge, den wir in die Bruderschaft aufnehmen könnten, aber dafür musst du dich erstmal wieder im Griff haben!“
Es überraschte Qhuinn etwas, zu hören, dass er wieder raus durfte, aber er hatte ganz sicher nicht vor, sich darüber zu beschweren. Und erst recht überraschte ihn das mit der Bruderschaft. Es bedeutete ihm wirklich sehr viel zu hören, wie sehr er hier anscheinend akzeptiert wurde, wo er doch so etwas wie Akzeptanz nie vorher in seinem Leben gekannt hatte. „Natürlich. Ich danke, mein König.“
„Jetzt, wo Blay wieder zurück ist, werde ich diesen natürlich auch wieder mit in die Rotation einbauen. Ich werde ihn vermutlich erstmal mit Tohr zusammen einsetzen.“ redete Wrath dann weiter und in diesem Moment erstarrte Qhuinn komplett, biss sich so fest auf die Lippen, um ein Knurren zu unterdrücken, das in seiner Kehle hochstieg, dass er Blut auf seiner Zunge schmecken konnte.
„Das kannst du nicht machen! Blay muss mit John und mir gehen! Ich meine, wir sind doch ein so gutes Team!“ brachte er mühsam hervor.
„Das kann ich nicht machen? Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, ich bin der König. Ich kann alles machen. Nenn mir einen Grund, warum ich das nicht machen kann!“ sagte Wrath sehr ernst.
„Ich muss doch auf ihn aufpassen!“
„So weit ich das einschätzen kann, kann Blay ziemlich gut auf sich selber aufpassen.“ bemerkte Wrath.
Und in dem Moment verströmte Qhuinn so stark seinen Bindungsduft, dass Wrath einen deftigen Fluch aussprach. „Du hast definitiv noch einiges zu klären, aber beruhig dich ein wenig. Ich habe nicht vor, dir deinen Mann wegzunehmen, okay?“
Qhuinn hatte das Gefühl zu erröten, konnte nicht fassen, dass er tatsächlich im Büro des Königs mit seinem Bindungsduft um sich warf. „Ja, ich... weiß, mein König.“ brachte er leise hervor.
„Okay, geh jetzt. Ich werde noch mal über den Einsatzplan nachdenken.“
Qhuinn nutzte die Gelegenheit um sofort aus dem Büro zu verschwinden.

Mittwoch, 25. April 2012

Chapter 10


Nachdem Blay sich ins Schlafzimmer zurück gezogen hatte, wurde ihm nur noch mal mehr bewusst, dass er hier nicht mehr bleiben konnte. Es würde weder für ihn noch für Saxton auf Dauer gut gehen und es würde für sie nur noch mal schwerer werden, wenn sie weiterhin hier zusammen leben würden.
Obwohl es ihm nicht leicht viel, griff er schließlich nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Es kam ihm so vor, als würde er gerade eingestehen, dass er gescheitert war, aber ihm blieb keine andere Wahl.
„Hallo?“
„Wrath? Hier ist... Blay, mein Herr.“ Er schluckte seinen Stolz so gut es ging runter, bevor er weiter sprach. „Ich... habe nachgedacht und ich würde gerne auf das Angebot zurück kommen und... wieder zurück kehren. Also aufs Anwesen und auch... um wieder mit der Bruderschaft zu kämpfen.“
Falls Wrath in irgendeiner Form darüber überrascht war, dass Blay ihn jetzt anrief und ihn bat, wieder zurück kommen zu dürfen, dann ließ er es sich nicht ein bißchen anmerken lassen, worüber Blay wirklich erleichtert war.
„Natürlich, du kannst jederzeit zurück kommen, mein Sohn, wie ich dir bereits angeboten habe.“ versicherte Wrath ihm.
„Dann... dann... würde ich schon heute kommen, sobald es dunkel wird.“ antwortete Blay und hoffte, dass er dabei nicht allzu verzweifelt klang.
„Ich werde Fritz vorbei schicken, um deine Sachen abholen zu lassen. Willkommen zurück, Blaylock.“
„Danke, mein Herr.“
Blay ließ sein Handy wieder aufs Bett fallen, froh darüber, dass wenigstens das ohne Probleme zu klären war. Nur wusste er noch nicht, wie das nun funktionieren sollte, wieder auf dem Anwesen zu leben, wo er doch eigentlich so weit wie möglich von Qhuinn weg wollte.
Seufzend stand er schließlich vom Bett auf und begann, seine Sachen zusammen zu packen um sich so wenigstens irgendwie ablenken zu können, in dem er etwas zu tun hatte.


Qhuinn hatte für sich entschieden, dass es besser wäre, das erste Mahl zu versäumen. Er wollte niemanden sehen, legte keinen Wert darauf, dass ihn alles nur noch mal mehr daran erinnerte, was für eine Schande er doch eigentlich war. Seitdem John ebenfalls verheiratet war, war es ohnehin noch schlimmer geworden, weil jeder jemanden hatte und Qhuinn sich nichts mehr wünschte, er hätte auch jemanden an seiner Seite. Natürlich war das in seinen Träumen nie irgendjemand. Es war immer Blay. Nur Blay.
Er wartete so lange, bis er eigentlich sicher war, dass niemand noch vom ersten Mahl unten war, bevor er sein Zimmer verließ um sich in die Küche zu schleichen, in der Hoffnung, dort auf Fritz zu treffen, der ihm noch etwas zu Essen machen könnte.
Der Doggen schien allerdings in Eile zu sein, als Qhuinn die Küche betrat.
„Fritz, Mann, ich hatte gehofft, es wäre vielleicht noch etwas vom ersten Mahl übrig?“ sprach Qhuinn den Doggen sofort an.
Fritz schien begeistert darüber zu sein, dass jemand seine Dienste in Anspruch nehmen wollte, deutete allerdings dennoch nur auf den Kühlschrank. „Natürlich, Master Qhuinn, im Kühlschrank ist noch einiges, was noch vom ersten Mahl übrig ist. Sie müssen mich entschuldigen, dass ich Ihnen dieses leider nicht persönlich raussuchen kann. Ich muss jetzt auf Wunsch von Master Wrath in die Stadt fahren.“
„Kein Problem, Mann, ich werde schon was finden.“ nickte Qhuinn und öffnete bereits die Kühlschranktür, bevor er sich aber noch mal zu dem Doggen umdrehte. „Weswegen müssen Sie in die Stadt?“
„Eure Hoheit hat mich beauftragt die Sachen von Master Blaylock abzuholen und wieder zurück ins Anwesen zu bringen.“ gab Fritz bereitwillig Auskunft. „Lassen Sie sich Ihr Essen schmecken, Master Qhuinn.“
Qhuinn starrte auf den Kühlschrank, ohne auch nur einen Gedanken ans Essen verschwenden zu können, obwohl Fritz natürlich maßlos untertrieben hatte und der Kühlschrank vor Leckereien nahezu überquoll. Blays Sachen würden ins Anwesen gebracht. Blay würde zurück kommen, er würde wieder hier einziehen!

Wieder und wieder ging Qhuinn dieser Gedanke durch den Kopf. Blay würde zurück kommen, würde wieder dahin zurück kommen, wo er hin gehörte. An seine Seite!
Und nach und nach kam dann auch wieder Bewegung in Qhuinn. Recht schnell hatte er sich einen Plan zurück gelegt, den er jetzt sofort verfolgte. Er nahm einen großen Teller aus einem der Schränke und platzierte einiges, was er an Leckereien finden konnte auf diesem. Als er damit soweit zufrieden war, nahm er noch einen zweiten, kleineren Teller, auf den er ein Käsesandwich legte und machte sich dann mit den beiden Tellern auf den Weg nach oben.
Sein Ziel war jedoch nicht sein eigenes Zimmer, sondern viel mehr der Raum neben diesem. Er sah sich in diesem um, wünschte sich, er verstand etwas davon, wie man ein Zimmer gemütlich machte. Schließlich räumte er nur die Kissen auf dem Bett ein wenig zusammen, platzierte den großen Teller auf diesem und setzte sich dann auf den Sessel in der Ecke des Zimmers um selber das Käsesandwich zu essen.

„Danke, Fritz.“ Blay nickte dem Doggen freundlich zu, als der ihm mit seinen Sachen ins Haus folgte. Im Foyer bestand Blay darauf, die Sachen selber nach oben zu tragen, auch wenn er wusste, dass der Doggen das nur zu gerne für ihn getan hatte. Er wollte nicht, dass besonders viel Aufsehen um seine Rückkehr gemacht wurde, wollte einfach erstmal nur in sein Zimmer und versuchen sich daran zu gewöhnen wieder hier zu sein. Erst dann wollte er den Anderen Bewohnern des Anwesens gegenüber treten. Erst, wenn er sich soweit bereit dafür fühlte. Wobei er glaubte, er würde sich nie bereit dazu fühlen, Qhuinn gegenüber zu treten.
Als Blay die Tür seines alten Zimmers hinter sich zu fallen ließ, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen, schloß die Augen und atmete hörbar aus. Wenigstens war ihm auf dem Weg hierher niemand begegnet. Es war schwer genug, wieder in diesem Zimmer zu sein, das ihn an so vieles erinnerte, wie es mal war, wie es vielleicht hätte sein können.
Eher untypisch für ihn, ließ er seine Koffer einfach auf den Boden fallen, als er seine Augen wieder öffnete.
Erst dann entdeckte er den Teller mit Essen auf seinem Bett und seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln an.
„Dafür werde ich Fritz später danken müssen.“ murmelte er als Erinnerung an sich selber gerichtet.

„Das hat nicht Fritz hier her gebracht.“ erklang dann eine Stimme aus der Ecke des Zimmers, die Blay sofort komplett erstarren ließ.
„Was... machst... du... hier?“ Jedes Wort kam ihm nur einzeln über die Lippen.
Qhuinn grinste leicht. „Dich hier willkommen heissen. Und ich dachte, du würdest vielleicht Hunger haben!“
„Qhuinn, was... soll das? Du weißt, dass ich nicht wirklich hier sein will.“ murmelte Blay, der nicht wirklich begreifen konnte, dass Qhuinn gerade in seinem Zimmer war, dass er offenbar in diesem auf ihn gewartet hatte und ihm etwas zu Essen her gebracht hatte.
„Hast du Hunger?“ fragte Qhuinn, ohne überhaupt auf Blays Worte einzugehen.
Blay schielte zu dem Teller, der auf dem Bett stand und fluchte innerlich. Es waren genau die Dinge, die er zum Frühstück mochte, die Qhuinn ausgewählt hatte. „Nein, habe ich nicht. Und ich will auch nichts essen. Du... hättest dir die Mühe nicht machen müssen. Du hast mich nicht verabschiedet und brauchst mich ganz sicher auch nicht Willkommen heissen. Also lass mich jetzt bitte allein!“ stellte Blay klar und hoffte, dass Qhuinn nicht bemerkt hatte, wie er auf den Teller gesehen hatte.
„141 Tage.“
„WAS?“ Zum ersten Mal sah Blay Qhuinn richtig an und verstand beim besten Willen nicht, was dieser ihm sagen wollte. „Wovon redest du?“
„141 Tage seitdem du... gegangen bist. 141 Tage in denen ich dich vermisst habe und ich mir gewünscht habe, dass du wieder zurück kommst. 141 Tage in denen ich mich verflucht habe, dass ich dich habe gehen lassen. Und 141 Tage, in denen ich kaum geschlafen habe, weil ich... an dich gedacht habe.“
Geschockt sah Blay Qhuinn an, spürte die ersten Anzeichen davon, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. „Sag... so was... jetzt nicht... zu mir.“ presste er nur mühsam hervor.

Blay wollte in Qhuinns Worten baden, wollte in seinen Armen liegen, aber ein Teil von ihm hatte einfach zu große Angst davor, sich noch einmal ganz zu öffnen und dann wieder enttäuscht zu werden. Dass Qhuinn bisher nur da gesessen hatte und keinerlei Anstalten gemacht hatte, ihn zu umarmen, machte es nicht wirklich leichter. Vielleicht begann er schon wieder Dinge zu sehen, die so gar nicht da waren. Darin war er ja besonders gut, wenn es um Qhuinn ging. Unzählige Blicke während des Sexs, den Qhuinn mit anderen gehabt hatte, bei denen Blay gedacht hatte, dass sie ihm gelten würde, dass das Leuchten in seinen Augen IHM gelten würde. Dinge, die immer nur er so gesehen hatte, nie Qhuinn.
„Sag es nicht, wenn du es nicht auch ernst meinst.“ betonte er jetzt noch einmal.
Qhuinn wollte Blay umarmen. Wollte es schon, seitdem Blay das Zimmer betreten hatte und sich gegen die Tür gelehnt hatte, aber er hatte das Gefühl, dass sie sich auf viel zu dünnem Eis bewegten, als dass er das wagen könnte.
Jetzt stand er auf und machte vorsichtig einige Schritte auf Blay zu. „Aber... ich meine es ernst, Blay.“ sagte er leise.
Kurz blitzte Hoffnung in Blays Augen auf, wurde aber gleich wieder von Schmerz abgelöst. „Ja, für wie lange? Bis du es dir mal wieder anders überlegst. Lass... lass mich einfach alleine, Qhuinn.“ sagte er leise.
Qhuinn starrte auf den Teller auf dem Bett, sah dann wieder seinen Freund an und nickte schließlich. „Okay. Ich... hoffe, du isst das trotzdem.“ murmelte er noch, bevor er dann auch schon Blays Zimmer verließ und sich in sein eigenes zurück zog.

Ein wenig später klopfte es an seiner Tür und er stand nur widerwillig von seinem Bett auf um diese zu öffnen, um John vor dieser zu finden.
„Hey.“
„Hey. Ja, eigentlich könnte ich dir noch immer in den Arsch treten, dafür, dass ich jede Nacht hier rumsitzen muss, während meine Shellan irgendwo da draussen ist, ich nicht mit dabei sein kann, aber... hey Mann, du bist immer noch mein Freund, also habe ich was für dich.“ gestikulierte John und hielt Qhuinn dann etwas entgegen.
Der brauchte einen Moment um auch danach zu greifen, war noch ein wenig verwirrt von dem, was John ihm da gesagt hatte. Schließlich sah er auf seine Hände, in denen er jetzt einen Bilderrahmen hielt. Und er wusste schon, was für ein Foto es war, bevor er den Rahmen umdrehte um dieses auch sehen zu können. Blay, John und er...
„Und... warum bringst du mir das vorbei? Ich meine, um mir zu sagen, was ich kaputt gemacht habe? Und damit meine ich nicht den Rahmen!“
„Nein! Ich habe es dir neu rahmen lassen. Und... sie es als etwas, wo... wir wieder hin kommen müssen!“
Qhuinn seufzte und lehnte sich mit seiner Schulter gegen den Türrahmen. „Wenn ich denn nur wüsste wie... ich meine, Blay ist jetzt wieder hier, aber er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er mich nicht sehen will.“
„Dann gib das nicht auf.“ John deutete noch einmal auf das Bild. „Ich muss jetzt noch was anderes erledigen, aber hey... Mann, ich will keinen von euch beiden so sehen, wie in den letzten Monaten.“ stellte er noch klar.
„141 Tage.“ murmelte Qhuinn.
„Was?“
„Nichts, vergess es, schon gut. Danke John.“ Qhuinn schloß die Tür hinter seinem Freund und starrte auf das Foto, das er nach kurzem überlegen tatsächlich wieder auf seinen Nachttisch stellte. Er würde wirklich versuchen, das als Wegweiser zu nehmen!

Johns Weg führte ihn nur ein Zimmer weiter, wo er gleich wieder an der Tür klopfte und wo Blay ihm öffnete.
„Hey, herzlich Willkommen zurück!“ grinste er Blay an, der ihn einen Moment später auch schon in seine Arme zog.
„Ich hab uns was mitgebracht, kleine Willkommensparty sozusagen!“ John hielt zwei Flaschen Corona hoch, nachdem er sich von Blay gelöst hatte und grinste ihn abwartend an.
„Okay, komm... rein.“ nickte Blay, froh darüber, seinen Freund wiederzusehen.

Dienstag, 24. April 2012

Chapter 9


Saxton stand vor dem Spiegel im Badezimmer und tastete vorsichtig über die schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf. Er hatte nicht gelogen. Er machte Blay keinerlei Vorwürfe. Und, er war nicht mal wütend auf Qhuinn. Er hatte seinen Cousin immer gemocht, fand es schade, dass sie sich nicht mehr so gut verstanden wie sie es früher mal getan hatten. Er wünschte sich für seinen Cousin, dass er endlich den Platz in seinem Leben gefunden hatte. Und Blay... für Blay wünschte er sich alles. Für Blay wünschte er sich, dass er all die Liebe zurückbekam, die er zu geben hatte. Blay hatte definitiv das beste Herz, das er kannte. Und Saxton war nicht so dumm zu glauben, dass er derjenige war, der Blay diese Liebe geben konnte. Und vor allem war er nicht derjenige, von dem er diese wollte.
Es stimmte, dass er den nächsten Schritt hatte gehen wollte. Er mochte Blay wirklich, sexuell passte es sehr gut zwischen ihnen und so konnte sich zu leicht eine Zukunft mit ihm vorstellen, würde aber jederzeit zurücktreten, wenn Qhuinn endlich mal zu Verstand kommen würde.
Das was vorhin passiert war, hatte er eigentlich schon länger erwartet. Er kannte niemanden, der besser zusammen passen würde als Blay und Qhuinn und jetzt würde er nicht mehr so weiter machen können, damit zu tun, dass es eigentlich Blay und er selber waren, die eben zusammen gehörten. Qhuinns Bindungsduft war ihm eine eindeutige Warnung und da er selber sich nicht an Blay gebunden hatte, nahm er diese durchaus ernst.

In dem Moment wurde die Badezimmertür geöffnet und Blay trat hinter ihn, schlang einen seiner Arme um ihn. „Lass mich mal sehen.“ bat er ihn leise.
Saxton wollte eigentlich protestieren, wollte weiterhin klarstellen, dass sie so nicht weiter machen konnten, aber als er dann auch schon Blays so vertraute Finger spüren konnte, die vorsichtig über seinen Hinterkopf strichen, schwieg er erstmal, ließ es zu, dass Blay sich um die Wunde kümmerte, die er an diesem hatte.
Das nächste, was er spüren konnte, war, dass Blay ihn in seinen starken Armen zu sich umdrehte, gegen das Waschbecken presste und seine Lippen mit seinen verschloß. Der Kuss war voller Verzweiflung, aber auch irgendwie voller Hoffnung und es fiel Saxton doch um einiges schwerer, sich von Blay zu lösen.
„Blay, nicht...“ murmelte er.
„Doch. Bitte. Ich kann nichts dafür und ich will das alles nicht.“ Blays Finger fanden einen Weg unter Saxtons Shirt, streichelten über dessen Haut, noch immer voller Verzweiflung. Aber auch ziemlich gezielt, denn sie glitten tiefer, strichen über Saxtons Schoß.
Natürlich reagierte Saxtons Körper auf diese Berührungen und als Blay durch seine Hose hindurch seinen harten Schwanz umfasste, stöhnte er auf, schob Blay dann aber einen Moment später schwer atmend von sich.
„Blay, ich meine das ernst. Wir... sollten das lassen.“ bestand Saxton darauf.

Angst lag in Blays Blick. Ein Ausdruck von dem Saxton gehofft hatte, dass er diesen nie so sehen musste. Und es tat ihm auch schon fast wieder leid, aber er musste das hier tun. Für sich selber, für Blay und auch für Qhuinn!
„Hör... zu, Blay. Ich... mag dich wirklich. Ich liebe dich wahrscheinlich sogar irgendwie, aber... genau deswegen können wir das jetzt nicht mehr tun. Qhuinn ist mein Cousin und er bedeutet mir auch viel. Ihr beide... Qhuinn und du, ihr gehört zusammen, auch wenn ihr scheinbar beide gut darin seid, das zu bestreiten. Also, geh zu ihm. Und klär das ein für alle Mal!“
Blay starrte Saxton einen Moment lang an. Mit Saxton zusammen zu sein hatte sich so gut angefühlt. Er hatte sich so sicher gefühlt, weil er gewusst hatte, dass er keine Gefahr lief, abgelehnt zu werden. Weil er gewusst hatte, dass er, wenn es irgendwann mal schief ging, es trotzdem überstehen würde, weil sein Herz nie wirklich gebrochen werden konnte. Weil sein Herz eben nie wirklich Saxton gehört hatte. Er hatte die sichere Alternative gewählt, damit ihm niemals wieder sein Herz so gebrochen werden konnte, wie Qhuinn es eben getan hatte. Und genau deswegen hatte er jetzt auch so unglaubliche Angst davor, das mit Saxton aufgeben zu lassen und sich in diese Unsicherheit fallen zu lassen, die alles, was mit Qhuinn zu tun hatte bedeutete.
„Saxton, ich... will aber nicht, dass das zu Ende ist.“ murmelte Blay etwas hilflos.
Saxton zog Blay etwas enger zu sich, legte seine Hände an Blays Wangen und zog dessen Gesicht zu sich. „Blay, bitte... ich lasse dich gehen. Also lass... du mich bitte auch gehen.“ sagte er leise und striff Blays Lippen kurz mit seinen eigenen.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ gab Blay leise zu, lehnte seine Stirn gegen die von Saxton.
„Doch, du kannst das, Blay. Du bist ein so wundervoller Mann und du hast so ein wundervolles Herz, von dem ich mir manchmal wünschte, es würde mir gehören. Du hast so viel Liebe zu geben, nur... gib sie dem, den du auch wirklich liebst.“ sagte Saxton leise, berührte noch mal kurz Blays Lippen, bevor er sich dann aber ganz von ihm löste, nicht sicher, ob er es sonst überhaupt noch können würde. „Ich wünsche dir alles Gute. Und du weißt, dass du... na ja, also ich bin für dich da.“ versicherte Saxton ihm und verließ dann das Badezimmer.
Mit völlig gemischten Gefühlen blieb Blay alleine in diesem zurück. Er fühlte gerade alles auf einmal. Er war traurig darüber, wie das mit Saxton gelaufen war, war enttäuscht, fühlte sich einsam und vor allem aber war er wütend. Wütend darüber, wie Qhuinn dafür gesorgt hatte, dass alles in seinem Leben sich so änderte und er dann doch noch nicht mal mit ihm zusammen sein konnte, wie es schien.
Und nachdem er wenigstens einigermaßen wieder klar denken konnte, wusste er auch, was er machen wollte. Was er erstmal machen musste, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Er schloß kurz die Augen bevor er sich ins Anwesen dematerialiserte.

Sofort machte er sich auf den Weg zu Qhuinns Zimmer, nahm sich nicht mal mehr die Zeit um zu klopfen.
Qhuinn starrte Blay überrascht an, als der plötzlich mitten in seinem Zimmer stand. „Blay! Was ist... also ist irgendwas passiert?“
Hinter seinem Rücken ballte Blay seine Hände zu Fäusten. „Ob... was passiert ist? Und ob etwas passiert ist!“ zischte er und verlor im nächsten Moment die Kontrolle über sich selber.
Er stürmte auf seinen Freund zu, presste diesen mit seinem Körper fest gegen die Wand, hielt dessen Hände mit seinen fest, damit dieser sich nicht wehren konnte.
„Wie kannst du nur... wie kannst du nur einfach nur wieder in mein Leben kommen und dann alles kaputt machen, was ich mir aufgebaut habe?“ fuhr er ihn unsanft an. „DU warst es, der mich nicht wollte, der mich immer wieder von sich geschoben hat, nachdem du mich auch nur ein klein wenig näher hast kommen lassen! DU warst es, für den ich nicht mal ein Tschüß wert war, als ich gegangen bin. Der mich überhaupt erst dazu gebracht hat, zu gehen und das wo ich das Leben mit der Bruderschaft wirklich genossen habe, mir die Leute, die hier Leben wirklich etwas bedeutet haben. DU wolltest, dass ich mich weiter entwickel, dass ich mich nach anderen umsehe. Und jetzt, jetzt wo ich mir eine Beziehung aufgebaut habe, die funktioniert hat, ein Leben außerhalb des Anwesens, kommst du plötzlich an, spielst den gebundenen Vampir und machst alles kaputt! Ja, du hast meine Beziehung kaputt gemacht, du machst mein Leben kaputt, Qhuinn!“

Qhuinn sagte nicht ein einziges Wort, starrte Blay nur mit großen Augen an. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er seinen Freund jemals so erlebt hatte und er entschied, dass es wohl besser war, einfach nur zu zu hören. Nicht, dass er eine passende Antwort auf das gehabt hätte, was Blay ihm vorwarf. Außer eine... ja, es stimmte alles, was Blay sagte. Es war alles seine Schuld und er hatte es komplett vermasselt.
Dass Qhuinn allerdings einfach nur schwieg, machte Blay nur noch wütender. „Und vermutlich denkst du jetzt noch, nach deinem Auftritt und nachdem Saxton sich von mir getrennt hat, komme ich wieder zu dir zurück gekrochen?“ zischte Blay wütend und als Qhuinn ihm auch darauf nicht antwortete, presste er Qhuinn fester gegen die Wand, holte aus und verpasste Qhuinn einen festen Schlag mit seiner Faust gegen das Kinn.
Qhuinn zischte und sein Kopf ruckte zur Seite, aber er zeigte keinerlei Reaktion, schien nicht mal daran zu denken, sich irgendwie zu wehren. Auch die nächsten harten Schläge, die Blay ihm verpasste, steckte er einfach so ein, machte gar nichts, außer ihm seinen Kopf hinzuhalten.
Etwas außer Atem hörte Blay schließlich auf damit ihn zu schlagen, starrte ihn nur außer sich vor Wut an. „Verdammt, Qhuinn! Wehr dich endlich!“ schrie er ihn an.
„Nein, ich wehre mich nicht. Ich hab das verdient. Und außerdem... denke ich gar nicht daran, dir weh zu tun, Blay. Ich habe dir genug weh getan, also... hier... bitte, mach, was du denkst, dass du jetzt gerade machen musst!“
Einen Moment lang schien Blay darüber nachzudenken, ihn wirklich noch mal zu schlagen, aber dann ließ er seine Hand sinken und Qhuinn von einem Moment auf den anderen los. Ohne noch ein weiteres Wort verschwand er aus dem Zimmer.


Zurück in seinem Haus, wusste Blay nicht was er tun sollte. Es hatte zwar gut getan, seine Wut rauszulassen, Qhuinn gegenüber. Aber auf der anderen Seite, fühlte er sich innerlich noch immer genauso leer, wenn nicht sogar noch leerer. Irgendwie wäre es leichter gewesen, wenn Qhuinn auch etwas dazu gesagt hätte, wenn er sich irgendwie verteidigt hätte und nicht einfach nur alles so hingenommen hätte.
Als er das Haus betrat, sah er selbst dieses mit anderen Augen. Immerhin hatte er das mit Saxton zusammen eingerichtet und er hatte das hier als sein zu Hause betrachtet. Nur würde er jetzt wohl nicht hier bleiben können. Und er wusste nicht wirklich, wohin er nun sollte. Zu seinen Eltern wollte er nicht wirklich und zurück ins Anwesen... das war ein wenig so, als würde er dort vor allen zu geben, dass er gescheitert war. Abgesehen davon, dass er dann wieder jeden Tag mit Qhuinn unter einem Dach leben würde.

„Blay...“
Er hob seinen Kopf und stellte fest, dass Saxton die Treppe nach unten kam. „Saxton... Sax, können wir denn nicht... können wir es denn nicht doch irgendwie... versuchen?“ stotterte Blay etwas unsicher.
„Blay, mach es uns doch nicht noch mal schwerer... es geht nicht, hm?“ Saxton klang traurig, aber dennoch gefasst. „Ich meine, du kannst natürlich gerne noch hier bleiben. So lange du willst. Ich würde dich nicht rausschmeissen.“ versicherte er dann schnell.
„Er... er will meine Liebe nicht. Ich würde sie ihm ja geben, aber er will sie doch nicht.“ platzte es dann aus Blay heraus. Plötzlich dachte er an all die Nächte, die er in diesem Haus verbracht hatte, in denen er an Qhuinn gedacht hatte. In denen er sich gewünscht hätte, dass Qhuinn bei ihm war. Und in denen er sich gewünscht hätte, dass Qhuinn in vielleicht genauso lieben würde. Er hatte so sehr versucht, sich weiter zu entwickeln, sich ein Leben ohne Qhuinn aufzubauen... nur, Qhuinn war immer in ihm. Qhuinn war sein Herz. Er war einfach... alles.
„Blay...“ Er zuckte zusammen als er Saxtons Stimme jetzt so nah neben sich hörte. Vorsichtig legte Saxton eine Hand auf Blays Arm. „Gib... ihm noch ein bißchen Zeit. In Qhuinn ist vieles kaputt gegangen und er denkt immer noch, dass er das alles nicht wert ist, aber... auch er wird es irgendwann endlich begreifen. Ein gebundener Vampir... kann nicht lange ohne den, an den er sich gebunden hat.“
Blay nickte leicht. Er wusste, dass Saxton das alles gut meinte und dass er ihn aufbauen wollte, aber er wollte nicht dass Qhuinn nicht ohne ihn konnte, weil er sich an ihn gebunden hatte, sondern er wollte, dass Qhuinn ihn liebte. Und er war sich nicht ganz sicher, ob er noch die Kraft hatte, zu warten, bis Qhuinn es denn irgendwann begreifen würde.

Qhuinn stand noch eine ganze Weile schwer atmend an der Wand, gegen die Blay ihn zu vor gepresst hatte. Sein Gesicht schmerzte leicht und er würde sicherlich zumindest ein blaues Auge kriegen. Blay wusste, wie man zuschlug und es hatte die ganze Wut in seinen Schlägen gelegen. Aber Qhuinn hatte gedacht, dass er jeden einzelnen Schlag davon verdient hatte und dass er es auch verdiente, dass er jetzt hier alleine stand und Schmerzen empfand. Und wenn er ehrlich zu sich selber war, dann waren es nicht nur körperliche Schmerzen.
Bis vor kurzem hatte er noch gedacht, dass Blay und er noch eine Chance hatten, um wieder zueinander zu finden. Bis vor kurzem hatte er noch gedacht, dass er eine realistische Chance hatte, um es wieder gut zu machen und um es diesmal richtig zu machen. Und jetzt... jetzt musste er einsehen, dass er alles nur noch mal schlimmer gemacht hatte. Und dass es jetzt keine Chance mehr für sie gab, noch nicht mal mehr als Freunde. Er hatte Blay verloren und sich das einzig und alleine sich selber zu zu schreiben.
Du hast mein Leben zerstört.“
Niemals würde er vergessen, wie es sich angehört hatte, als Blay diesen Satz zu ihm gesagt hatte. Sicher, Blay war wütend gewesen, aber der Schmerz in seiner Stimme bei diesen Worten war dennoch nicht zu überhören gewesen und es hatte Qhuinn innerlich zerrissen, dass er Blay schon wieder so sehr verletzt hatte und dass er ihn unglücklich gemacht hatte. Dabei war alles, was er immer gewollt hatte... Glück für Blay!

Montag, 23. April 2012

Chapter 8


Blay nickte nur knapp. „Kann ich dich jetzt wieder alleine lassen?“ wollte er wissen.
Ein Teil in Qhuinn wollte nein sagen, wollte sagen, dass er Schmerzen hatte und nicht schlafen konnte, irgendwas, was Blay dazu brachte, das Zimmer jetzt nicht zu verlassen, ihn hier nicht alleine zu lassen, aber er tat es nicht. „Ja, kannst du. Keine Angst, ich mache auch nicht mehr kaputt und ich werde auch brav liegen bleiben.“ Viele andere Alternativen hatte er auch ohnehin nicht wirklich.
Blay schüttelte über den Kommentar nur leicht den Kopf und drehte sich dann um um aus dem Zimmer zu gehen.
„War es gut? Mit Saxton?“
Als Qhuinn das fragte, spannte Blay sich komplett an, umklammerte die Türklinge so stark, dass seine Knöchel hervortraten, bevor er sich dann langsam umdrehte. „WAS?“ fragte er zurück.
„Na mit Saxton. Was ihr vorhin getan habt... war es gut? Blay, das ist eine ganz einfache Frage!“
„Und... Qhuinn, was soll das?“
Qhuinn wusste, dass es die falsche Frage war, aber er bekam die richtige einfach nicht über die Lippen. Und diese Frage war in seinen Augen seine Version von Bist du glücklich. „War es gut? Antworte einfach!“ forderte er. „Bist du gekommen?“

Blays Wangen nahmen einen noch tieferen Rotton an und er sah noch immer fassungslos zu Qhuinn. Nur gelang es ihm auch nicht wirklich, sich der fordernden Art zu entziehen, die dieser gerade an sich hatte.
„Ja, es war gut und ja bin ich.“ antwortete er, ohne zu wissen, warum er das überhaupt machte.
Qhuinn nickte langsam. Das war alles, was er hören musste. Alles, was ihm sagte, dass er seine andere Frage nie stellen würde. Er wusste jetzt, dass Saxton wirklich perfekt war und er würde nichts mehr tun, was das ändern würde. „Und, hat es dir gefallen zu wissen, dass ich im Nebenzimmer bin und euch hören kann?“ wollte er dann aber auch schon wissen, ohne dass er diese Frage noch aufhalten konnte.
In dem Moment wich erst sämtliche Farbe aus Blays Gesicht, nur damit er kurz darauf wieder knallrot wurde. Er verfluchte Qhuinn dafür, dass er gerade diese Wirkung hatte. Und noch schlimmer war... natürlich hatte er da zu vor daran gedacht, als er mit Saxton im Schlafzimmer gewesen war und wenn er jetzt daran dachte, reagierte sein Körper fast augenblicklich darauf.
„Ahhh... okay, du fandest das erregend, hm?“ grinste Qhuinn wissend.
„Ich werde jetzt... gehen.“ murmelte Blay, ohne auch nur noch ein weiteres Wort zu sagen. Das Zimmer war plötzlich nicht mehr groß genug für Qhuinn und ihn und er wusste nicht, wohin dieses Gespräch führen würde, wenn er es weiter führen würde. Also stolperte er aus dem Zimmer und ärgerte sich über sich selber, dass er nun, als er das Schlafzimmer betrat, die ganze Zeit daran denken musste, dass Qhuinn direkt nebenan war.

Qhuinn ließ sich auf das Bett sinken. Sein Atem ging jetzt ein wenig zu schnell und sein Schwanz verlangte seine Aufmerksamkeit. Zu wissen, dass Blay offenbar sehr wohl an ihn gedacht hatte, änderte die ganze Sache um Einiges. Zu vor war er wütend gewesen, weil Blay unbedingt im Nebenzimmer mit Saxton Sex haben musste. Jetzt aber, wo er wusste, dass er daran gedacht hatte, dass er direkt nebenan war, fand er es seltsam erregend. Und dann auch noch dieses Aussehen von Blay... Was würde er darum geben, dass er es war, der dafür verantwortlich war.
Nie hatte er gedacht, dass Blay eine sexuelle Anziehung auf ihn ausübte. Oder besser gesagt er hatte jedes Anzeichen in dieser Richtung ignoriert, einfach weil Blay nun mal Blay war und weil er diese Freundschaft nicht gefährden wollte. Und wo hatte das geendet? Die Freundschaft war kaputt gegangen und das obwohl Qhuinn sich nicht mal erlaubt hatte, der sexuellen Anziehung nachzugehen.
Und jetzt... spielte es also keine Rolle mehr, wenn er sich der Vorstellung hin gab, Blay würde nur wegen ihm so aussehen... Mit diesem Bild vor Augen schob er seine Hand unter die Bettdecke und begann diese in einem schnellen Rhythmus über seinen harten Schwanz wandern zu lassen. Es dauerte nicht lange, bis er kam. Noch immer dieses Bild von Blay vor Augen. Seinen Namen auf seinen Lippen.


Als Qhuinn so langsam wieder zu Atem kam, wurde ihm nur noch mal mehr bewusst, dass er Blay wirklich begehrte. Ihn immer begehrt hatte. Und dass es so anders war, als alles, was er bisher erlebt hatte. Noch nie hatte er einen Namen gestöhnt, bei all den unzähligen sexuellen Erlebnissen, die er gehabt hatte. Namen waren dabei nie von Bedeutung gewesen und es jetzt zu zu lassen, dass er Blays Namen stöhnte, erschütterte ihn doch ziemlich. Und dass er das tat, während er in diesem perfekten Haus war, in dem Blay mit Saxton lebte, war wohl auch wieder bezeichnend dafür, wie gründlich er das alles vermasselt hatte und wie klein die Chance dafür war, dass er das jemals mit Blay zusammen erleben würde.
Sein Blick fiel wieder auf den zerstörten Spiegel, aber er konnte sich jetzt auch nicht dazu aufraffen, aufzustehen und die Scherben wegzuräumen. Stattdessen versuchte er es jetzt noch einmal, ob er nicht vielleicht doch wenigstens etwas schlafen konnte. Das Bild von Blay verfolgte ihn dabei bis in seine Träume.

Als Blay sein Schlafzimmer betrat, dachte er noch immer an Qhuinns Worte und versuchte, diesen nicht allzu große Bedeutung zu schenken. Qhuinn hatte diese nur gesagt, um ihn zu provozieren, was ihm auch eindeutig gelungen war. Und es stimmte. Das schlimme war, dass es stimmte und dass er zu vor wirklich die ganze Zeit daran gedacht hatte, dass Qhuinn nebenan war und dass ihn das erregt hatte. Das Sexleben mit Saxton war wirklich befriedigend und er konnte sich nicht beschweren, aber sobald etwas mit Qhuinn zu tun hatte, spielte sein Körper komplett verrückt. Und auch, als er sich wieder ins Bett zurück legte, spüren konnte, wie sich Saxtons Körper an seinen schmiegte, war er mit seinen Gedanken bei seinem besten Freund im Zimmer nebenan.

Als Qhuinn wach wurde, stellte er als erstes erleichtert fest, dass die Rolläden geöffnet waren und es draussen dunkel war. Das bedeutete, dass er endlich von hier weg können würde. Er stand auf und lief als erstes in das angrenzende Badezimmer, um zu duschen und sich den Geruch nach Sex dabei abzuwaschen. Es genügte schon, dass er ohnehin das Gefühl hatte, man würde ihm ansehen, was er getan hatte.
Nachdem er fertig war, machte er sich auf den Weg nach unten, mit dem Plan, das Haus zu verlassen und zurück zum Anwesen zu fahren. Natürlich hatte er nicht so viel Glück und lief Saxton mehr oder weniger direkt in die Arme, als er das Foyer betrat.
„Guten Morgen, Cousin. Wir können gleich das erste Mahl zu uns nehmen.“ verkündete Saxton.
Qhuinn stöhnte innerlich auf, nickte aber leicht. „Guten Morgen. Ähm... also, es tut mir leid wegen dem Spiegel.“ brachte er mühsam hervor.
„Schon okay. Blay hat mir bereits erzählt, dass das ein Unfall war.“ winkte Saxton mit einer Hand ab. „Qhuinn, wir wissen doch beide, weswegen du wirklich hier bist.“
„Ach, wissen wir das?“ fragte Qhuinn bemührt gleichgültig zurück.
„Hör zu, wenn du es wirklich ernst meinst, dann rede mit Blay. Wenn nicht, dann lass ihn einfach in Ruhe und halt dich aus unserer Beziehung raus. Aber erspare uns allen, wieder damit anzufangen, wenn du es ohnehin nicht wirklich ernst meinst. Ich hatte Blay nämlich endlich so weit, dass er dich halbwegs vergessen hatte.“ sprach Saxton offen aus.
„Ja, ich halte mich schon raus, keine Sorge. Ich habe jetzt gesehen, wie perfekt das alles ist, also halte ich mich raus.“
„Qhuinn, ich verstehe dich nicht, habe dich noch nie verstanden. Aber wenn du das so siehst, dann ja, halt dich besser da raus.“
In dem Moment verstummte das Gespräch, weil Blay die Treppe nach unten kam, aber Qhuinn hatte ohnehin das Gefühl, dass es da nicht noch mehr zu sagen gab.
„Guten Morgen, Blay. Das erste Mahl ist bereits fertig. Qhuinn leistet uns noch etwas Gesellschaft.“ verkündete Saxton.
Für einen Moment wirkte Blay überrascht, aber dann nickte er nur leicht. Es fiel ihm ohnehin schwer, Qhuinn anzusehen, ohne rot zu werde, obwohl er nicht mal genau wusste, warum das so war.
Qhuinn fühlte sich wirklich unwohl, wusste aber, dass er jetzt keine andere Wahl hatte und folgte Saxton und Blay in das Wohnzimmer, wo der große Esstisch bereits großzügig gedeckt war.


Wie Qhuinn bereits erwartet hatte, war es die reinste Qual mit Saxton und Blay zusammen zu essen. Die meiste Zeit war es recht ruhig, weil offenbar keiner von ihnen so recht wusste, worüber sie sich jetzt am besten unterhalten sollten und die Stille machte es nur noch mal schlimmer, weil Qhuinn deswegen nichts anderes zu tun hatte, als Blay und Saxton zu beobachten.
Blay hatte ein Leuchten in den Augen, wenn er Saxton ansah, während die beiden beim Essen miteinander flirteten. Ein Leuchten, das er schon viel zu lange nicht mehr in diesen blauen Augen gesehen hatte, wenn Blay IHN angesehen hatte. Und Gott... wie sehr er wollte, dass Blay ihn mit diesem Leuchten ansehen würde... dass er wusste, dass er und nur er es war, der dafür verantwortlich war. In letzter Zeit wollte er offenbar ziemlich viele Dinge, die er so nicht erreichen konnte... Wenn er es doch nur mehr zu schätzen gewusst hätte, als er diese Dinge noch in seinem Leben gehabt hätte, aber scheinbar merkte man so was erst dann, wenn man es nicht mehr hatte und diese jetzt jemand anderem zu standen.
Als Qhuinn seinen Blick schließlich wieder auf Blay und Saxton blickte, glaubte er, sein Essen würde ihm im Hals stecken bleiben. Saxton hatte eine Gabel in der Hand, eine Hand an Blays Wangen und er fütterte ihn mit dem Essen.

Bevor Qhuinn wusste, was er eigentlich tat, war er so heftig vom Stuhl aufgesprungen, dass dieser umkippte. Er umrundete den Tisch, packte Saxton mit einem Knurren am Kragen seines Hemdes und schleuderte ihn wütend zur Seite.
Dann fiel sein Blick auf Blay, der ihn mit weit geöffneten Augen ansah. „Nein... nein... nicht... schon wieder. Warum machst du das immer... im völlig falschen Moment?“ murmelte Blay leise vor sich hin.
Es dauerte einen Moment bevor Qhuinn realisierte, von was genau Blay gerade sprach. Sein Bindungsduft lag schwer im Raum. Er konnte nicht fassen, dass er so die Kontrolle über sich selber verloren hatte, aber in dem Moment, als Saxton Blay gefüttert hatte, hatte er einfach nur noch rot gesehen.
„Ich...“ Langsam wich Qhuinn einen Schritt zurück. „Ich... also... das hat... nichts zu bedeuten.“ stotterte er.
Blay schüttelte den Kopf, noch immer völlig fassungslos. „Natürlich nicht. Hat es ja nie!“ zischte er, klang dabei äußerst bitter.
„Ich... werde... jetzt besser gehen.“ murmelte Qhuinn, tat aber genau das Gegenteil und zwar wieder richtig zu Blay zu gehen, ihn an sich zu ziehen und kurz seine Lippen auf dessen zu pressen.
Blay schubste ihn so gut es ging von sich. „Und das hat auch nichts zu bedeuten, richtig?“

Ein leises Stöhnen vom Boden zog seine Aufmerksamkeit auf sich und er schob sich an Qhuinn vorbei um sich neben Saxton zu knien, der sich den Kopf hielt, nachdem er zu vor gegen die Wand geprallt war.
Qhuinn starrte Blay und Saxton noch einen Moment an, bevor er wirklich fluchtartig den Raum verließ. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Und wie konnte er sagen, dass es nichts zu bedeuten hatte? Immerhin hatte er seinen Cousin durch den Raum geschleudert, weil der es gewagt hatte, Blay zu füttern. Und er hatte Blay dringend irgendwie spüren müssen und hatte ihn geküsst. Noch schlimmer hätte es wohl nicht wirklich kommen können! Geschockt von seinem eigenen Verhalten, verließ Qhuinn das Haus, beeilte sich, endlich von diesem wegzukommen.
„Saxton? Ist alles okay?“ fragte Blay und beugte sich besorgt über seinen Freund.
„Ja, ich... nur ein bißchen Kopfschmerzen, das ist alles.“ antwortete Saxton, verzog das Gesicht leicht und wich ein klein wenig von Blay zurück. „Du... du riechst nach ihm. Ziemlich... stark sogar.“ murmelte er.
Blay wurde sofort blass und schluckte schwer. „Ich... ich kann nichts dafür.“ brachte er hervor, spürte den Impuls, sich verteidigen zu müssen.
„Blay, ich werfe dir nichts vor. Nicht dir!“ stellte Saxton klar und zog sich an der Wand hoch ohne nach der Hand zu greifen, die Blay ihm helfen entgegen gestreckt hatte. „Es funktioniert nicht mehr... so geht das einfach nicht mehr weiterhin gut. Ja Blay, ich wollte mit dir eigentlich den nächsten Schritt in dieser Beziehung gehen, aber im Moment denke ich nicht, dass das eine so gute Idee zu sein.“ Mit den Worten verließ Saxton das Zimmer um nachzusehen, ob er irgendwelche Wunden hatte.

Donnerstag, 19. April 2012

Chapter 7

Noch lange nachdem John wieder weg war, lag Qhuinn auf seinem Bett und dachte über das nach, was John zuletzt gesagt hatte. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht sollte er sich endlich weiter entwickeln, sollte einmal das richtige tun. Wenn Blay nicht das Richtige sagen würde, dann... konnte er wenigstens sagen, er hatte es versucht. Und er würde endlich sicher wissen, dass Blay eben wirklich glücklich war! So besonders schwer war das doch nicht wirklich.
Und... seine Verletzung war soweit wieder verheilt, dass er sich wieder einigermaßen normal bewegen konnte. Jane würde ihm zwar so noch nicht das okay geben, nach draußen zu gehen – nicht, dass er das zur Zeit offiziell durfte – aber seine Kräfte würden sicher für einen kleinen Ausflug reichen. Einen Ausflug in das Haus, in dem sein Cousin und Blay jetzt lebten. Er war noch nie da gewesen, hatte es auch immer vermeiden wollen, zu sehen, wie gut es Blay dort gehen würde. Zu sehen, was Saxton ihm ganz offensichtlich bieten konnte und er nicht. Aber jetzt war es Zeit, endlich diesen Schritt zu gehen.

Qhuinn stand auf, dusche ausgiebig und zog sich dann eine verwaschene Jeans und ein einfaches schwarzes Shirt an. Weil er es in seinem noch leicht angeschlagenen Zustand nicht riskieren wollte, sich zu dematerialisieren, nahm er eines der Autos und machte sich auf den Weg zu Saxtons und Blays Haus. Auf dem Weg dahin schlug sein Herz viel zu schnell. Laute Musik dröhnte durch die Anlagen des Wagens und Qhuinn hatte wirklich wahnsinnig große Hoffnungen in das Gespräch, was er gleich führen würde.
Und dann stand er vor dem Haus. Ein Haus, was schon von außen ziemlich beeindruckend wirkte. Kurz zögerte er doch noch einmal, sagte sich dann aber, dass er jetzt nicht noch einen Rückzieher machen würde. Also stieg er aus dem Auto und klingelte dann, wartete ungeduldig darauf, dass er gleich Blay gegenüber stehen würde.
Stattdessen sah er sich seinem Cousin gegenüber, der nur ein Handtuch um die Hüften trug. Ansonsten war sein Körper bis auf einige Wunden am Hals nackt. Und er roch nach Sex.

Qhuinn ballte seine Hände zu Fäusten bei dem Gedanken daran, dass Blay noch heute morgen von ihm getrunken hatte und dann nichts besseres zu tun hatte, als gleich zu Saxton zu gehen, Sex mit ihm zu haben und von ihm zu trinken. Es kostete ihn einiges, nicht in das zufrieden grinsende Gesicht seines Cousins zu schlagen. Und er wollte nur noch von hier weg. Was für eine dumme Idee von ihm hierher zu kommen. In Saxtons und Blays Liebesnest!
„Cousin! Hallo! Was führt dich her? Willst du zu mir?“ fragte Saxton und sein Grinsen machte es Qhuinn nicht gerade leichter, ihn nicht zu schlagen.
„Ich... nein... ich wollte eigentlich... ist Blay...“
Weiter sprach Qhuinn nicht, denn in dem Moment trat Blay hinter Saxton, ebenfalls bis auf ein Handtuch um die Hüften nackt, und legte eine Hand auf Saxtons Hüften. „Wer ist denn... oh... hallo Qhuinn.“ Blay war sichtlich überrascht, Qhuinn vor ihnen stehen zu sehen, ließ seine Hand aber genau da, wo sie war.
„Ja, mein Cousin wollte uns offenbar besuchen. Vielleicht will er sich unser Haus mal ansehen. Also, komm rein, Qhuinn. Ich mache uns dann mal Tee.“ sagte Saxton, löste sich von Blay und verschwand dann auch schon in Richtung Küche.
„Na dann... also... komm rein.“ murmelte Blay.

Qhuinn wollte in irgendein Loch kriechen, wollte einfach nur so schnell wie möglich von hier weg. Tee trinken mit Blay und Saxton war wirklich sein Traum! Sich deren Haus anzusehen, ebenfalls! „Ich... weiß nicht, vielleicht sollte ich lieber wieder gehen. Es war dumm her zu kommen.“ murmelte er und drehte sich auch schon halb um, als er Blays Hand an seinem Arm spürte.
„Nein, Qhuinn, jetzt komm rein, wenn du schon mal hier bist. Und du hast das Haus doch auch wirklich noch nicht gesehen.“
Qhuinns Blick blieb an Blays Hand auf seinem Arm heften und drehte seinen Kopf langsam um um Blay anzusehen. „Ich weiß nicht, ich...“
„Ich dachte, dass du vielleicht versuchen wolltest, an unserer Freundschaft zu arbeiten. Dann würde ich dir gerne zeigen, wo ich wohne.“ unterbrach Blay ihn.

Kurz presste Qhuinn seine Lippen fest aufeinander. Es tat weh, wenn er daran dachte, weswegen er eigentlich hier war, aber andererseits, wenn er jetzt gehen würde und gleich ablehnen würde, wenn Blay etwas für die Freundschaft tun wollte, dann würde ihn das nirgendwohin führen. Also nickte er und drehte sich wieder richtig um, um das Haus hinter Blay zu betreten.


Qhuinn fühlte sich alles andere als wohl, als er Blay in das Wohnzimmer folgte. „Okay, das ist unser Wohnzimmer. Du ähm... kannst dich hier wie zu Hause fühlen. Ich bin gleich wieder da. Ich bin mir nur eben... was anziehen.“ sagte Blay. Auch er fühlte sich etwas unsicher in dieser Situation, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Es sollte doch normal sein, dass sein Freund ihn besuchte.
Qhuinn nickte nur und setzte sich auf die Couch. Nur zu gut konnte er sich Blay und Saxton auf dieser vorstellen. Das Wohnzimmer war riesig und perfekt eingerichtet. Es gab einen großen Fernseher, eine riesige DVD Sammlung, eine teuer wirkende Musikanlage und zwei Regale mit Büchern, von denen Qhuinn den Eindruck hatte, dass diese recht teuer waren. Und er fragte sich, ob man das alles gelesen hatte, aber vermutlich hatte Saxton das sogar wirklich. Alles in allem erschien ihm das hier perfekt für Blay zu sein. Und er fragte sich, ob John sich nicht doch getäuscht hatte und es kam ihm jetzt wieder so dumm vor, dass er her gekommen war um ihn zu fragen, ob er glücklich war.
Er hob seinen Kopf, als er Stimmen hörte. Perfekt, das war genau das Wort, was ihm einfiel, als er Saxton und Blay in das Zimmer kommen sah, Saxton dabei einen Tablett in der Hand mit einer Kanne Tee und Tassen. Ein perfektes Paar. Und er hatte hier definitiv nichts zu suchen. Und auch wenn Blay sagte, dass er ihm das Haus zeigen wollte, er fühlte sich fast so etwas wie ein Eindringling, der eben einfach nicht hier sein sollte.

„Ich hab Tee mitgebracht.“ bemerkte Saxton und stellte das Tablett auf den Tisch vor der Couch.
Qhuinn verzog nur leicht gequält das Gesicht. Tee war eigentlich so gar nicht sein Fall, aber er sagte nichts, nahm die Tasse, die Saxton ihm anbot und schluckte den Inhalt so schnell wie möglich runter. Etwas mit Alkohol wäre nicht schlecht gewesen. Tequila. Aber vermutlich hatten Saxton und Blay eine perfekt ausgestattete Bar, wo es so etwas einfaches wie Tequila gar nicht gab, nur hochwertige Dinge.
„Willst du Qhuinn das Haus zeigen?“ wandte Saxton sich an Blay.
Blay sah kurz etwas überrascht zu seinem Freund, nickte dann aber. „Ja, sicher.“
Wieder wollte Qhuinn sagen, dass er das nicht sehen wollte, aber er wusste nicht, wie er das ablehnen sollte. Also stand er hilflos auf und folgte Blay.
Die Küche war mindestens genauso perfekt wie das Wohnzimmer. Und er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Saxton hier für Blay und sich kochte. Tolle Menüs mit teurem Wein. Keine Pizzas aus Kartons, die er bestellt hätte, wenn er mit Blay essen würde.
Qhuinn nickte nur leicht, hörte nicht wirklich zu, was Blay zur Erklärung sagte, er musste nicht noch hören, wie toll Blay die Küche fand.
Er folgte ihm in den nächsten Raum, musste feststellen, dass die Regale im Wohnzimmer längst nicht alles gewesen waren. Es gab auch noch eine sehr gut ausgestattete Bibliothek und ein Arbeitszimmer im Erdgeschoss.

Als Blay dann den Weg nach oben einschlug, wurde Qhuinn nur noch mal mulmiger. Das Badezimmer zu sehen, war schon fast zu viel. Bei der Badewanne sah er wieder Bilder vor seinem Auge, die er so nie sehen wollte und auch bei der Dusche war es nicht wirklich besser.
Auf dem Gang blieb er dann stehen, folgte Blay nicht weiterhin.
„Was?“ wollte der schließlich wissen, als er bemerkte, dass Qhuinn sich nicht mehr bewegte.
„Blay, ich will das Schlafzimmer nicht sehen.“ platzte es aus Qhuinn hervor. Er konnte sich vorstellen, was für teure Seidenbettwäsche Saxton hatte und auch wie gut Blay unter dieser aussehen würde, aber das war einfach weit mehr, als er eben auch sehen musste.
Blay sah ihn etwas verwirrt an, nickte dann aber. „Ich denke, ich hätte es dir auch nicht wirklich gezeigt.“ sagte er.
„Okay. Na ja, ich denke, dann sollte ich jetzt lieber mal gehen.“ murmelte Qhuinn und wollte die Treppe auch wirklich direkt wieder runter gehen.
„Warum bist du wirklich her gekommen?“ hielt Blays Stimme ihn auf.
Langsam drehte sich Qhuinn um. Niemals konnte er jetzt das sagen, was er hatte sagen wollen. Nicht so, nicht jetzt und nicht hier. „Vergiss es. Es ist nicht so wichtig. Das Haust ist toll.“ kommentierte er und lief dann wirklich weiter.


Blay wirbelte herum, als er ein lautes Rumpeln hörte und kurz darauf ein leises Stöhnen. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass Qhuinn die Treppe herunter gefallen war und als ihm das bewusst wurde, war er sofort neben diesem, kniete sich auf den Boden und sah ihn besorgt an. „Qhuinn, was ist los? Du hättest noch nicht her kommen dürfen, du gehörst doch noch ins Bett.“ sagte er, nicht ohne Vorwurf in seiner Stimme.
Qhuinn senkte seinen Blick. Wenn es etwas gab, was er hasste, dann war es Schwäche zu zeigen. Er hatte wirklich einfach nur die Treppe runter gehen wollen und dieses so perfekte Haus verlassen wollen, aber seine Beine hatten andere Pläne gehabt und so hatte er sich selber unsanft auf der Treppe wieder gefunden. „Ist schon gut, Blay. Ich...“ Er versuchte, sich am Geländer hochzuziehen, sank aber langsam und wieder leise stöhnend auf die Treppe zurück.
„Nichts ist gut. Ich glaube, deine Wunde ist wieder etwas aufgerissen.“ stellte Blay fest, als sein Blick auf Qhuinns Shirt fiel. „Also wirst du jetzt nirgendwohin gehen. Ich werde dich ins Bett bringen.“

Qhuinns Augen weiteten sich und er wollte erneut zum Protest ansetzen, fand sich dann aber auch schon auf Blays Armen wieder, der ihn hochgenommen hatte. Bevor Blay nach oben gehen konnte, erschien Saxton hinter ihnen und sah sie fragend an.
„Was ist passiert?“
„Qhuinn ist noch immer verletzt. Seine Wunde ist wieder aufgegangen.“ erklärte Blay, während Qhuinn sein Gesicht an Blays Brust verbarg, wollte jetzt nicht auch noch Saxton sehen und Schwäche zeigen.
„Am besten bringst du ihn ins Gästezimmer. Sag Bescheid, wenn ihr einen Arzt braucht.“ erklang Saxtons Stimme.
Blay nickte und machte sich dann mit Qhuinn auf dem Arm auf den Weg nach oben, wo er ihn in das Gästezimmer brachte.

Sobald Qhuinn das Bett unter sich spürte, wollte er aufspringen. Er wollte unter keinen Umständen länger hier bleiben. Aber er konnte spüren, wie er auf das Bett zurück gedrückt wurde und wehrte sich nicht länger dagegen. Er wusste, dass Blay der Kräftigere von ihnen beiden war und zur Zeit war er außerdem ohnehin geschwächt.
„Wenn du jetzt nicht liegen bleibst, dann schwöre ich dir, dass ich dich auf dem Bett festbinden werde.“ zischte Blay. „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“
Qhuinn fragte sich, ob er vielleicht auch Fieber hätte. Jedenfalls wirkten Blays Worte sehr erotisch auf ihn und er sah Bilder vor sich von sich auf dem Bett, festgebunden, Blay über ihm. Nur, realistisch war das nicht wirklich, immerhin ließ er es nie wirklich zu, jemandem komplett die Kontrolle zu überlassen beim Sex. Und seine Schmerzen wirkten auch wiederrum nicht sonderlich erregend.

Blay kam einen Moment später wieder zurück ins Zimmer und kniete sich neben das Bett. „Qhuinn, lass dein Shirt los.“ befahl er leise.
Qhuinn öffnete seine Augen wieder und sah Blay verwirrt an. „Was?“
„Ich will deine Wunde versorgen. Aber so wird das nichts.“
Noch immer verwirrt sah Qhuinn an sich runter, stellte fest, dass er seine Hände fest in sein Shirt gekrallt hatte und ließ nur sehr langsam locker, sah dann mit großen Augen zu Blay.
„Keine Angst, ich bin vorsichtig.“ versicherte Blay ihm, schob Qhuinns Shirt vorsichtig ein Stück höher und seufzte, als er sah, dass die Wunde wirklich wieder blutete. Er griff nach dem Tuch, was er mit gebracht hatte und wischte damit so vorsichtig wie möglich über diese, tupfte das Blut ab. Qhuinn sog nur hin und wieder scharf die Luft durch die Lungen ein, blieb ansonsten ruhig liegen, hatte schon längst bemerkt, dass es keinen Sinn machte, zu protestieren. Schließlich verband Blay die Wunde so gut es ging wieder neu und wischte das Blut, was um diese herum noch verteilt war ebenfalls vorsichtig weg und zog dann Qhuinns Shirt wieder richtig. Dass seine Fingerspitzen ein wenig länger als eigentlich nötig über Qhuinns Haut glitten, nahm er dabei nicht mal wirklich wahr.
„Okay, ich denke, das war es. Und bleib jetzt erstmal liegen. Wenn was ist, unser Schlafzimmer ist direkt nebenan.“ Mit den Worten ließ Blay Qhuinn alleine.


Die nächsten zwei Stunden döste Qhuinn vor sich hin, stellte fest, dass er offenbar wirklich doch angeschlagener gewesen war, als er geglaubt hatte.
Als er dann wieder richtig wach wurde, setzte er sich auf und sah sich ein wenig verwirrt in dem Zimmer um. Dieses war genau so wie der Rest des Hauses – perfekt. Ein großer, edel wirkender Schrank stand an der einen Wand im Zimmer und an der gegenüber des Bettes stand eine dunkle Kommode über der ein großer Spiegel hing.
Qhuinn stöhnte auf, als er bemerkte, dass er unter teurer, dunklen Seidenbettwäsche lag. So viel zum Thema Blay unter solch einer teuren Wäsche. Das Bett war riesig und äußerst bequem. Im ganzen Zimmer herrschte nicht ein wenig Unordnung oder war irgendetwas dreckig. Offenbar arbeiteten die Doggen hier auf Hochtour um alles so perfekt zu halten, wie es jetzt war.

Im nächsten Moment verfluchte Qhuinn, dass er ein so gutes Gehör hatte, als er recht eindeutige Geräusche aus dem Nebenzimmer ausmachen konnte. Ach ja, da war ja was... Blays und Saxtons Schlafzimmer lag direkt neben seinem Zimmer. Und er war den Rest des Tages über hier gefangen, konnte es noch besser kommen? Vermutlich war sein Cousin ein sehr ausdauernder Liebhaber, so dass das noch eine ganze Weile so weiter gehen würde.
Qhuinn versuchte wirklich alles, um die Geräusche auszublenden, versuchte alles um sich dazu nicht auch noch Bilder vorzustellen, wünschte sich sogar, dass seine Wunde ihm noch weiter Schmerzen bereiten würde und er vielleicht einfach bewusstlos werden würde, aber nichts davon half etwas.
Wieder schweifte sein Blick durch dieses Zimmer und wieder einmal spürte er die Wut in sich hochsteigen, darüber, wie perfekt Saxton doch offenbar in allem war. Und in einer schnellen Bewegung, über die er nicht weiter nachdachte, griff er nach einem seiner Schuhe und schleuderte diesen gegen den Spiegel, der gegenüber des Bettes lag.
Dieser zersplitterte in unzählige Scherben, was Qhuinn fasziniert beobachtete. Und als er das Chaos sah, was dadurch ausgelöst worden war, begann er zu lachen. Ja, das gefiel ihm, ein wenig Unordnung in dieses so perfekte Haus zu bringen.

Er verstummte, als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und sein Kopf schnellte sofort in diese Richtung, als ihm eine Geruchswelle entgegen schlug, die eindeutig nach Sex roch.
„Qhuinn, was ist passiert?“
Qhuinn gab keine Antwort, starrte einfach nur seinen Freund an, der in der Tür stand. Blays Haare standen wild in alle Richtungen ab. Er trug nur eine Shorts, kein Shirt. Seine Wangen waren gerötet und seine Lippen geschwollen. Hatte er schon jemals so sexy ausgesehen? Und warum war Qhuinn das so lange so nicht aufgefallen? Bei dem Wunsch, dass ER der Grund dafür wäre, dass Blay so aussah, stieg ein leises Knurren in seiner Kehle auf, das er so gerade noch irgendwie runterschlucken konnte.

„Qhuinn, was ist denn passiert?“ wiederholte Blay, diesmal etwas lauter.
„Was? Ach so... das.“ murmelte Qhuinn. „Tut mir leid, du hättest nicht extra kommen müssen. Ich hab meinen Schuh durchs Zimmer geworfen und dabei wohl den Spiegel getroffen.“
Blay zog seine Augenbrauen leicht hoch, ließ die Erklärung aber so stehen. „Saxton mochte diesen Spiegel.“ kommentierte er.
Wie schade! „Das tut mir wirklich leid.“ Dass Blay nichts davon gesagt hatte, dass er selber diesen Spiegel auch mochte, war Qhuinn nicht wirklich gegangen. „Ich ähm... räum die Scherben schon weg, du kannst ruhig wieder ins Bett gehen.“
Blay machte allerdings keinerlei Anstalten zu gehen, lehnte sich leicht gegen den Türrahmen. „Wie geht es deiner Wunde?“
„Schon besser, Danke. Sobald es dunkel wird, werde ich gehen und euch hier nicht länger zur Last fallen.“
„Das tust du aber doch gar nicht. Und du kannst gerne auch noch zum ersten Mahl bleiben.“ bot Blay an.
Oh ja, Saxton und Blay im Morgenmantel am Tisch... was für ein Traum! „Nein, danke, ich denke, ich sollte zurück ins Anwesen. Du hattest recht, ich hätte gar nicht rausgehen sollen und nicht hierher kommen sollen.“ sagte Qhuinn, in seiner Stimme ein deutlich hörbarer, bitterer Unterton bei diesen Worten.

Dienstag, 17. April 2012

Chapter 6

Blay schien im Schlaf zu Lächeln und Qhuinns Blick hing fasziniert an seinem eigentlich besten Freund. Diese vertrauten Gesichtszüge... eigentlich hatte er sich nicht verändert und doch schien jetzt alles anders zu sein, als es mal war. Qhuinn seufzte, hatte mittlerweile ein wenig Mühe sich auf den Beinen zu halten, spürte seine Verletzung mit jedem Moment mehr und er fragte sich, wie er so dumm sein konnte und ausgerechnet jetzt hier her gekommen war. Er presste seine Hand auf seinen Bauch und arbeitete sich Schritt für Schritt auf den Weg Richtung Bett, vor dem er schließlich in die Knie sank, weil er sich einfach nicht mehr länger auf den Beinen halten konnte.
„Blay.“ Er streckte seine Hand aus und bekam irgendwann endlich dessen Hand zu fassen. „Blay!“ wiederholte er lauter.

Blays Lippen zuckten, schienen wieder zu lächeln. Und seine Hand krallte sich um Qhuinns. Es fühlte sich so an, als wäre Qhuinn bei ihm... und es fühlte sich gut an.
Einen Moment später riss Blay seine Augen auf, sah sich verwirrt um. Er hätte schwören können, dass Qhuinn seinen Namen gesagt hatte, dass er seine Berührung gespürt hatte. Aber, das konnte nicht stimmen, er konnte jetzt nicht hier sein, in seinem Zimmer.
Und dann entdeckte er Qhuinn auf dem Boden vor dem Bett. „Qhuinn!“ Er sprang auf, schlang seine Arme um den Körper seines Freundes und zog ihn hoch, platzierte ihn auf seinem Bett. „Was... was machst du hier? Qhuinn, du bist verletzt!“ fuhr er ihn an, wütend über den Schock, den er ihm eingejagt hatte.
„Das ist doch egal.“ gab Qhuinn schwach zurück. „Das ist egal, weil... ich wollte zu dir.“

Blays Augen weiteten sich. Es hatte eine Zeit gegeben, in dem er sich nichts mehr gewünscht als dass Qhuinn so etwas zu ihm sagte, aber jetzt wusste er nicht, was das alles zu bedeuten hatte und was er davon halten sollte. „Und... warum?“ wollte er wissen, bemüht um einen möglichst neutralen Tonfall.
„Ich... weil ich nicht will, dass du gehst.“ murmelte Qhuinn, eine Hand noch immer auf seinen Bauch gepresst.
„Warum sagst du das jetzt? Ich... habe gewartet. Die ganze Zeit. Ich habe gewartet, dass du irgendwas sagen würdest. Irgendwas. Und hättest du nur ein Wort gesagt, dass ich nicht gehen soll, dann wäre ich geblieben.“ presste Blay hervor. Über die Nacht seines Abschiedes hatte er noch nie gesprochen und es fühlte jetzt wieder die Enttäuschung und den Schmerz, den er in dieser Nacht empfunden hatte. Bis zum letzten Moment hatte er gehofft, dass Qhuinn zu ihm kommen würde, aber er war nicht mal da gewesen um Tschüß zu sagen.
„Ich konnte das nicht.“ Qhuinns Gesicht war schmerzverzerrt und das kam nicht alleine von seiner Wunde.
„Und was hat sich jetzt verändert? Warum kannst du es jetzt?“
„Blay, ich vermisse dich, okay? Ich will, dass du bleibst. Zurückkommst. Ich will, dass du... also ich will meinen besten Freund zurück.“

Blay presste seine Lippen so fest aufeinander, dass er sich fast auf die Lippen biss. Es war doch klar gewesen, dass Qhuinn dass in diese Richtung gemeint hatte, oder? Und er konnte nicht glauben, dass er jetzt nach all der Zeit da noch immer mehr hinein interpretiert hatte als je da gewesen war. „Ich... denke nicht, dass das geht. Ich muss zurück zu Saxton.“
„Aber... warum kannst du denn nicht wieder zurück kommen? Wieder mit uns... mit mir... kämpfen?“ fragte Qhuinn gequält.
„Weil es nicht mehr zu meinem Leben gehört.“
„Und was ist mit mir? Gehöre ich auch nicht mehr zu deinem Leben?“
„Doch... doch... du gehörst noch zu meinem Leben. Na ja, irgendwie jedenfalls. Und ich dachte immer, dass ich nicht mehr zu deinem gehören würde.“
„Doch, tust du. Und wirst du auch immer. Und jetzt... jetzt... komm her. Ich glaube, ich schaffe den Weg nicht wieder zurück nach unten, ich werde hier schlafen müssen.“
Kurz weiteten sich Blays Augen, bevor er sich wieder gefangen hatte und nickte. „Ja, du hättest eigentlich nicht hier her kommen dürfen, aber... es ist sicher besser, wenn du bleibst.“ sagte er leise und legte sich dann so vorsichtig wie möglich auf das Bett. Neben Qhuinn zu schlafen fühlte sich komisch an, aber er versuchte sich zu sagen, dass es wirklich besser so war, weil Qhuinn sich schon zu viel zugemutet hatte, in dem er hier hoch gekommen war.


Das erste, was Qhuinn auffiel, als er wach wurde, war, dass er noch immer Schmerzen hatte, wenn auch nicht mehr so stechende, wie als er sich in Blays Zimmer nicht mehr auf den Beinen hatte halten können. Und das zweite war etwas... wundervolles. Blay. Neben sich. Schlafend. Und das war etwas, was fast schon zu gut um wahr zu sein war. Na ja, es war vielleicht nicht gerade aus dem Grund weswegen er in seinen Träumen neben Blay wach wurde, aber dennoch... es war so gut. Und er wagte kaum zu atmen um das nicht vielleicht irgendwie zu zerstören. Wenn es nach ihm ginge, würde Blay noch eine ganze Weile weiter schlafen, so dass er einfach noch neben ihm liegen könnte und ihn ansehen könnte.
Irgendwann konnte Qhuinn nicht widerstehen, streckte seine Hand aus und ließ diese leicht über Blays Wangen streicheln. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er spüren konnte, wie sich Blay im Schlaf gegen seine Hand schmiegte, seinen Berührungen entgegen. Und so konnte er erst recht nicht widerstehen, seine Finger langsam über Blays volle Lippen wandern zu lassen. Wieder reagierte der im Schlaf darauf, öffnete diese leicht.
Qhuinn leckte sich über seine eigenen Lippen, als er spüren konnte, wie sich Blays Lippen um seinen Finger schloßen und leicht daran saugten. Und überrascht zuckte er zusammen, als Blay ihm dabei in den Finger biss und begann noch fester daran zu saugen. Es war wahnsinnig erregend, zu denken, dass Blay jetzt sein Blut in sich aufnahm, auch wenn er sich sicher war, dass Blay wütend werden würde, wenn ihm bewusst wurde, was gerade passierte, aber... er hatte nicht geplant, dass das so laufen würde, nicht damit gerechnet, dass Blay ihn beissen würde. Und jetzt würde er ihn ganz sicher nicht aufhalten.

Blay wachte auf, als er einen unglaublichen Geschmack auf seiner Zunge spürte. Er verstand nicht so recht, wie das sein konnte, dass er Blut schmecken konnte, aber alles, was er wusste, war, dass er mehr davon wollte. Dass es das beste Blut war, was er jemals geschmeckt hatte. Er saugte noch fester an dieser wundervollen Quelle und erst nach und nach begann er sich Fragen zu stellen. Das hier... war definitiv nicht Saxtons Blut. Es schmeckte... stärker. Dunkler. Und auf eine Art wirklich erregend.
Schließlich schaffte Blay es, sich davon zu lösen und riss dann seine Augen auf. Geschockt sah er in ein grünes und ein blaues Auge und wich dann so weit zurück, dass er fast vom Bett fiel. „Was... was... zum Teufel... tust du da, Qhuinn?“

„Ich... nichts. DU hast mich gebissen.“ betonte Qhuinn und konnte nicht anders als zu grinsen.
„Mit Sicherheit nicht freiwillig.“ betonte Blay. „Es hat gereicht, dass du hier geschlafen hast, nachdem du ja unbedingt unvernünftig sein musstest und hier her kommen musstest, obwohl du zu schwach warst, aber das...“ Er schüttelte seinen Kopf. Es fiel ihm schwer, klar zu denken, wenn er immer noch kleine Bluttropfen auf seinen Lippen spüren konnte. Immer schon hatte er sich gefragt, wie es wohl schmecken würde. Qhuinns Blut. Und jetzt... jetzt verfluchte er es, dass er es wusste. „Kannst du aufstehen?“

Qhuinn zog seine Augenbrauen leicht hoch. „Warum? Schmeisst du mich raus?“ wollte er wissen.
„Wenn du es so nimmst... ja, das tue ich. Ich werde mich gleich auf den Weg zurück machen. In 20 Minuten wird es dunkel sein.“
Das genügte um Qhuinns doch eher ausgelassene Laune rapide fallen zu lassen. „Dann... wirst du also gehen. Und was heisst das? Sehen wir uns dann wieder?“
„Qhuinn, ich weiss nicht. Ich weiss nicht, ob es nicht zu spät ist, jetzt noch anzufangen, was zu retten.“ murmelte Blay.
„Wenn ich wieder auf die Strasse gehen würde... würdest du mich dann wieder begleiten?“
Kurz wurde Blay blass, sah Qhuinn wieder auf dem Boden liegen in seinem Blut. „Das ist nicht dein Ernst. Du wirst also wieder raus gehen, ja?“
„Ja, das werde ich. Natürlich werde ich das!“
„Eigentlich sollte ich sagen, dass ich dich einfach alleine da raus gehen lassen, wenn du unbedingt der Meinung bist, dass du mit offenen Augen ins Unglück rennst, aber ja, wenn du wieder rausgehst, dann werde ich dich begleiten.“ sagte Blay, für den das absolut außer Frage stand, dass er das tun würde.
„Okay dann... dann werde ich jetzt gehen.“ nickte Qhuinn leicht, überlegte kurz Blay zu umarmen, traute sich aber nicht wirklich. Stattdessen erhob er sich vom Bett, stellte fest, dass er zumindest einigermaßen laufen konnte und verließ dann das Zimmer.


Eine halbe Stunde später betrat Blay das Haus, in dem er gemeinsam mit Saxton wohnte. Der kam ihm schon gleich entgegen und zog ihn in seine Arme. Blay war zwar ein wenig überrascht, ließ sich aber gegen ihn sinken. Erst jetzt merkte er, wie viel Kraft ihn die vergangene Nacht wirklich gekostet hatte.
„Es tut mir leid, Blay. Es war dumm von mir, was ich am Telefon gesagt habe. Ich war nur auch um dich besorgt. Geht es meinem Cousin gut?“ wollte Saxton wissen.
„Ist... schon gut. Ich will da jetzt auch eigentlich nicht drüber reden. Ja, es geht ihm besser.“ war alles, was Blay dazu sagte. „Ich... ich bin ziemlich fertig.“
Saxton löste sich von ihm und griff nach seiner Hand. „Dann komm. Ich... werde mich um dich kümmern.“ Auf seinen Lippen lag ein verführerisches Grinsen, was Blay mittlerweile nur zu genau kannte.
Blay zog ihn daraufhin nur an sich und presste seine Lippen auf Saxtons. Seine Sinne waren noch etwas benebelt von dem Erlebnis von Qhuinns Blut zu trinken und er wollte schon fast verzweifelt auf andere Gedanken kommen. Allerdings dachte er noch immer daran, als er längst nackt auf dem Bett lag und Saxtons Lippen seinen Körper erkundeten.

Qhuinn lag in der Zwischenzeit auf seinem eigenen Bett und starrte seinen Finger an, an dem noch immer die kleine Wunde zu erkennen war, an der Stelle an dem Blay ihn gebissen hatte. Er glaubte sogar noch spüren zu können, wie Blay daran saugte. Er seufzte leise über den Verlust das jetzt nicht mehr spüren zu können. Er konnte jetzt ohnehin kaum noch glauben, was in der vergangenen Nacht alles passiert war, aber wenn es eins gab, was er jetzt genau wusste, dann war es, dass er nicht ohne Blay weiter leben wollte, dass er ihn jetzt nicht aufgeben würde. Und dass er anstatt vor sich hin zu leiden, jetzt auch darum kämpfen wollte. Wenn er auch nicht wirklich wusste, wie er das machen würde.

Er zuckte zusammen, als es an seiner Tür klopfte und drehte seinen Kopf dann leicht um John im Türrahmen zu sehen. „Ist Blay gegangen?“
„Ja, ist er.“
„Und hat er dich direkt rausgeschmissen für deine bekloppte Idee unbedingt in sein Zimmer zu kommen?“
Ein Grinsen erschien auf Qhuinns Gesicht. „Nein. Ich hab bei ihm geschlafen.“
John zog die Augenbrauen leicht hoch. „Verdient hattest du das eigentlich nicht. Aber verdammt, es wird Zeit, dass du dich endlich zusammenreisst. Ich will auch irgendwann wieder auf die Straße können!“
„Und was hat das mit Blay zu tun?“
„Qhuinn, mach nicht einen Schritt nach vorne und gleich zwei wieder zurück. Wir wissen doch beide ganz genau, dass dein Zustand und dein Verhalten an Blay liegt. Seitdem er weg gegangen ist, fing das an und es wird immer schlimmer!“

Für einen Moment war Qhuinn zu überrascht um das irgendwie zu bestreiten. Außerdem wusste er, dass John recht hatte. Er hatte sich was vorgemacht, als er sich eingeredet hatte, dass es ihm gelingen würde, Blays Glück über sein eigenes zu stellen. Es über alles andere zu stellen.
„Ich... Blay... soll glücklich werden.“ murmelte er halbherzig.
„Wann genau hast du denn eigentlich Blay gefragt, was ihn glücklich machen würde?“ John verschränkte seine Arme vor der Brust, nachdem er diese Frage mit seinen Händen gestikuliert hatte.
Es dauerte einen Moment bis Qhuinn darauf eine Antwort gab. „Ich habe ihn nicht gefragt, aber ich denke...“
„Genau das ist es ja. Du denkst! Aber Blay kann selber für sich entscheiden, was ihn glücklich macht!“ unterbrachen Johns Gesten ihn.
„Aber ich kann doch nicht einfach hingehen und ihn fragen...“
„Doch, kannst du. Und solltest du auch. Ich werde nicht ewig rumsitzen, weil du den Mund nicht aufbekommst!“ stellte John klar.

Montag, 16. April 2012

Chapter 5

Einen Moment lang herrschte Schweigen im Krankenzimmer. Abwesend ließ Qhuinn seine Zunge über seine Lippen streichen, so als würde er versuchen, Blays Kuss spüren zu können. „Warum? Warum hast du das getan?“ fragte er dann leise.
Blay presste die Lippen aufeinander, fragte sich, warum er Qhuinn die Wahrheit gesagt hatte, anstatt den leichteren Weg zu nehmen und weiterhin abzustreiten, dass es diesen Kuss gegeben hatte. „Ich... verdammt, Qhuinn, ich hab gedacht, du stirbst, okay?“ murmelte er dann.
„Und? Das war dir nicht egal? Du hast mich also doch vermisst?“ Qhuinn war sich sicher, dass Blay das gesagt hatte und er wollte es jetzt noch einmal hören, wollte es so hören, dass er das auch mitbekommen würde.
„Nein, natürlich ist es mir nicht egal, wenn du es unbedingt hören willst. Aber nein, ich hab dich nicht vermisst, es geht nicht alles um dich, Qhuinn! Ich habe auch ein Leben und in dem gibt es nicht nur dich! Ich hatte Angst, dass du stirbst, das ist alles, okay?“ bestand Blay darauf.

Qhuinn presste die Lippen fest aufeinander und starrte gegen die Decke. „Dann solltest du besser gehen, Blay. Zurück in dein Leben. Tut mir leid, dass ich es durcheinander gebracht habe, wo doch alles so toll ist in deinem Leben. Geh einfach.“ zischte er, ballte seine Hände unter der Decke zu Fäusten.
„Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht.“ Blay zuckte mit den Schultern und stand wieder auf um Richtung Tür zu gehen. „Wrath hat mich übrigens gefragt ob ich zurück kommen will, aber ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist.“ sagte er, drehte sich noch mal kurz zu Qhuinn um. „Pass auf dich auf, okay?“
„Du auch.“ antwortete Qhuinn abwesend.

Als Blay das Krankenzimmer verließ, verfluchte er es, dass er jetzt hier im Anwesen festsitzen würde, bis es dunkel werden würde. Er konnte nicht fassen, dass er zu vor tatsächlich darüber nachgedacht hatte, Wraths Angebot anzunehmen. Und zwar, weil er geglaubt hatte, dass es besser so wäre für Qhuinn! John hatte recht, als wenn er seine Entscheidungen treffen sollte, nach dem was besser für Qhuinn wäre. Viel mehr ging es hier darum, was er wollte! Das Problem war nur, dass er das selber nicht wusste. Das, was passiert war, hatte wirklich alles durcheinander gebracht und natürlich war es auch gelogen gewesen, dass er Qhuinn nicht vermisst hatte. Aber Blay hatte sich in die Enge getrieben gefühlt, hatte das Gefühl gehabt zu viel von dem verraten zu haben, was in ihm wirklich vorging und hatte gleich wieder mehrere Schritte zurück gemacht. Es war eine Ausnahmesituation gewesen und er war nicht bereit sich von dieser das kaputt zu machen, was er sich jetzt aufgebaut hatte. Eine leise Stimme in seinem Inneren sagte ihm allerdings, dass es ihm gefallen hatte, wieder in Qhuinns Nähe zu sein, dass es ihm gefallen hatte, wieder an seiner Seite zu kämpfen, aber er wollte sie nicht hören!

Als Blay das Foyer betrat, war er etwas überrascht, dort auf John zu treffen. Er hatte erwartet, dass dieser bei seiner Shellan im Zimmer sein würde. „Hey, ist er mittlerweile aufgewacht?“
Blay seufzte. „Ja, ist er. Und ich wünschte, ich wäre vorher gegangen.“
„Dann habt ihr euch also nicht ausgesprochen?“
„Mit Qhuinn kann man sich nicht aussprechen! Ich hätte nicht hier bleiben sollen.“
John schüttelte leicht seinen Kopf. „Ich dachte bisher irgendwie immer, dass Qhuinn stur ist, ich wusste aber nicht, dass du es auch bist.“
„Das hat nichts mit stur sein zu tun. Ich habe mit dem Kapitel Qhuinn abgeschlossen, okay? Und es war ziemlich dumm von mir zu glauben, dass es vielleicht einen Weg geben würde, wieder mit ihm umgehen zu können! Den gibt es nichts mehr.“
„Blay, wem machst du jetzt gerade was vor? Mir kannst du nämlich nichts vormachen. Ich habe dich gesehen, als du mit Qhuinn auf dem Rücksitz saßt und ich habe auch gehört, was du gesagt hast. Du hast nicht mit dem Kapitel abgeschlossen! Und auch wenn du es nicht hören willst, du wirst es auch nie!“
„Ich will es aber, okay? Und es geht mir gut in einem Leben ohne Qhuinn!“
„Wie gut es dir gehen würde ohne ihn, haben wir ja gesehen, als du Angst hattest, dass er es nicht schafft.“ kommentierte John bevor er Blay stehen ließ, der genau wusste, dass John recht hatte, es aber im Moment wirklich nicht hören wollte.


Es war komisch, wieder über den Gang des Hauses zu gehen, der zu seinem Zimmer führte. Oder besser gesagt, dem Zimmer, in dem er früher hier im Anwesen gewohnt hatte. Und eigentlich fühlte Blay sich auch nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken, in dieses zu gehen, nur irgendwo musste er ja schließlich warten, bis er wieder nach Hause konnte.
Vorsichtig öffnete er die Tür und stellte überrascht fest, dass sich in dem Zimmer nichts verändert hatte, seitdem er es zum letzten Mal betreten hatte. Es sah noch alles genauso aus. Es waren sogar ein paar Sachen, die Blay damals nicht mitgenommen hatte, noch immer an ihrem Platz, fast so, als wäre er nie weg gewesen. Wie seltsam, wenn man bedachte, dass er eben noch erst für sich entschieden hatte, dass es für ihn kein Zurück mehr geben würde.
Langsam lief er durch das Zimmer und sah sich die Sachen an, die er zurück gelassen hatte. Hinlegen wollte er sich ohnehin nicht, weil er fast genau wusste, dass er sich dann zu viele Gedanken machen würde.
Sein Blick blieb an einem Foto hängen, von dem er nicht mal mehr wusste, dass es noch immer in diesem Zimmer stand. Es zeigte Qhuinn, John und ihn. Und es zeigte, wo sie mal gewesen waren und wo sie jetzt waren. Blay schloß seine Augen, dachte daran, dass es Qhuinns erste Frage gewesen war, ob er ihn geküsst hatte und fragte sich, warum er nicht einfach bei seinem Nein geblieben war. Insgeheim kannte er die Antwort. Weil er gewollt hatte, dass Qhuinn von diesem Kuss wusste! Weil er gewollt hatte, dass Qhuinn gewusst hatte, was zwischen ihnen abgelaufen war, als sie wohl beide gedacht hatten, dass Qhuinn sterben würde. Und doch hatte er es danach alles auf die Situation geschoben.
Stöhnend ließ er sich auf das Bett sinken und platzierte das Foto auf dem Nachttisch. Wenn es dunkel werden würde, dann würde er zurück nach Hause gehen und würde dann alles vergessen, was in dieser Nacht passiert war.
Erst jetzt merkte er, wie sehr ihn das alles auch eigentlich erschöpft hatte und obwohl er nicht damit gerechnet hatte, dass das möglich sein würde, schlief er einen kurzen Moment später dann auch schon ein.

Qhuinn wusste mittlerweile wieder alles, was passiert war. Jedes Wort. Und er konnte nicht fassen, was Blay darüber gesagt hatte. Okay, es stimmte. Er hätte das vermutlich so nie zu Blay gesagt, wenn es nicht eine außergewöhnliche Situation gewesen wäre, aber deswegen war es nicht weniger wahr. Im Gegenteil, es entsprach sogar genau der Wahrheit, so dass er es in seiner Angst auch offen ausgesprochen hatte.
Dass Blay bei ihm gewesen war, dass er sich Sorgen um ihn gemacht hatte, das bedeutete Qhuinn wirklich wahnsinnig viel. Und auch, dass er sich bei Wrath für ihn eingesetzt hatte. Zu mal Qhuinn genau wusste, dass er das vermasselt hatte und sich schon seit einiger Zeit auf sehr dünnem Eis bewegte. Es hätte nie dazu kommen dürfen, dass ausgerechnet Blay für ihn hätte lügen müssen.
Dann dachte er darüber nach, was Blay sonst noch gesagt hatte. Dass Wrath ihm angeboten hatte, wieder zurückzukehren. Und wie toll es wäre, wenn Blay das annehmen würde. Allerdings hatte der auch schon deutlich gemacht, wie er dazu stand.
Qhuinn schloß ein wenig gequält seine Augen und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, Blays Finger zwischen seinen zu spüren, als er wach geworden war. Und er wünschte sich, er könnte das jetzt auch wieder spüren. Stattdessen fühlte er sich unglaublich alleine. Zu wissen, dass Blay irgendwo im Anwesen war, weil er auf die Dunkelheit wartete, machte alles nur noch mal schwerer. Er war in der Nähe, aber doch so weit weg.
Als es an der Tür klopfte, hob Qhuinn sofort seinen Kopf an. „Blay?“ fragte er.
„Nicht ganz.“ John zuckte entschuldigend mit den Schultern als er das gestikulierte. „Wie geht es dir, Mann?“
Qhuinn grinste schief. „Es ging mir schon mal besser. Aber... es geht. Ich bin wohl gerade noch mal davon gekommen, wie es aussieht. Und das wohl sogar gleich in zwei Dingen. Und beides Mal... Dank Blay.“ sagte er, wurde gegen Ende hin etwas leiser. Wenn das denn nur irgendeine Bedeutung hatte.


„Was machst du da?“ John sah seinen Freund irritiert an, als dieser sich auf dem Bett aufsetzte und ganz offensichtlich versuchte, aus diesem aufzustehen.
„Wonach sieht es denn aus?“ fluchte Qhuinn. „Hilf mir lieber mal. Ich muss aufstehen, verdammt noch mal!“
„Qhuinn, du hast ein Loch im Bauch. Du solltest liegen bleiben.“
„Das ist mir egal. Das tut nicht mehr weh. Nicht so, wie das Loch, das sonst in meinem Inneren ist. Ich muss zu Blay, okay?“
John zog die Augenbrauen hoch und fragte sich ob das noch immer die Nachwirkungen der Verletzung war, dass Qhuinn sich so verhielt. Es war so überhaupt nicht seine Art und John war sich nicht sicher, ob Qhuinn überhaupt schon mal so unverschleiert seine Emotionen gezeigt hatte. „Ich kann ihm sagen, dass er herkommen soll.“ bot er an, fand es noch immer keine gute Idee, dass Qhuinn aufstehen würde.
Qhuinn schüttelte den Kopf. „Nein, du verstehst das nicht. Ich muss zu ihm! Jetzt! Und wenn du mir nicht hilfst, dann werde ich es eben alleine schaffen.“ Und mit den Worten hatte Qhuinn seine Beine schon halb aus dem Bett gehoben, stöhnte kurz leicht auf, weil sein Bauch doch mehr schmerzte, als er es angenommen hatte.

John fluchte lautlos, wusste aber, dass Qhuinn sich nicht aufhalten lassen würde. Also trat er an das Bett und schlang einen Arm um dessen Schultern, zog ihn so gut es ging hoch. „Warum dir ausgerechnet jetzt einfallen muss, dass du das machen willst...“ gestikulierte er, versuchte Qhuinn dann zur Tür zu bringen.
Es passte Qhuinn so gar nicht, dass er so hilflos war, dass er ohne John kaum einen Schritt vorwärts machen konnte, aber er wusste zu gut, dass er das nie machen würde, wenn er es nicht jetzt machen würde. Und bevor ihn sein Mut verließ, musste er dringend zu Blay.

Der Weg bis zu Blays Zimmer erschien Qhuinn wie eine Ewigkeit. Sein Bauch schmerzte, aber er verdrängte das so gut wie es nur irgendwie ging. Er hatte hingenommen, dass Blay gegangen war, hatte sich nicht mal wirklich von ihm verabschiedet und hatte nicht versucht, in der Zeit Kontakt zu ihm zu haben. Aber jetzt war er nicht weiter bereit, hinzunehmen, dass Blay wieder in sein Leben platzte und dann einfach wieder ging.
Als sie endlich an der Tür zu Blays Zimmer angekommen waren, drehte Qhuinn sich zu John um. „Danke. Aber den Rest muss ich jetzt alleine schaffen.“ stellte er klar.
„Okay, viel Glück. Und Qhuinn... ich finde es gut, dass du das jetzt machen willst!“ nickte John ihm noch mal leicht zu und ließ Qhuinn dann alleine.
Qhuinn klopfte an der Tür, mittlerweile längst nicht mehr sicher, was er Blay eigentlich sagen wollte. Genau genommen hatte er überhaupt noch keinen Plan dafür, hatte er nur gewusst, dass er eben zu Blay wollte. Allerdings bekam er auch keine Antwort, fragte sich, ob Blay überhaupt da war. Aber andererseits, wo sollte er auch sonst sein?
Also entschied Qhuinn, dass er einfach das Zimmer betreten würde, machte sich darauf gefasst, dass er noch eine Abfuhr einstecken würde. Und war das nicht eigentlich nur fair? Wenn man bedachte, wie viele Abfuhren er Blay seinerseits erteilt hatte. Die letzte, an dem Abend von Blays Abschied, als er er sich geweigert hatte, an der kleinen Feier teilzunehmen, als er nicht ein einziges Wort des Abschiedes zu ihm gesagt hatte. Einfach nur, weil er Angst gehabt hatte und das Ganze nicht wahrnehmen hatte wollen.
Mitten im Zimmer blieb Qhuinn stehen, als ihm bewusst wurde, dass Blay sehr wohl da war, er allerdings auf dem Bett lag und schlief. Er zögerte, was er nun tun sollte, wollte Blay eigentlich nicht wecken. Und wollte sich auch nicht ausmalen, was Blay sagen würde, wenn er ihn nun wecken würde. Aber er wollte auch nicht gehen, jetzt wo er es eben einmal bis hierher geschafft hatte.
„Blay?“ brachte er dann leise über seine Lippen. „Blay, bitte... ich muss mit dir reden.“ murmelte er hilflos.