Dienstag, 12. Juni 2012

Chapter 21


Wenig später hatten Qhuinn und Blay beide geduscht und liefen zusammen nach unten um zum ersten Mahl zu gehen. Qhuinn nahm jetzt wieder regelmäßig daran teil, konnte wieder normal essen, was alle im Anwesen wirklich freute und auch alle erleichterte. Auch wenn Qhuinn es nie hatte hören wollen, er gehörte zu ihnen und sie sorgten sich um jeden, der zu ihrer Familie gehörte.
Jetzt war es eher so, dass Qhuinn und Blay sich einiges an Neckereien anhören mussten, was ihre Beziehung anging, aber nichts davon war in irgendeiner Form böse gemeint. Ganz im Gegenteil. Genauso, wie alle froh darüber waren, dass Qhuinn wieder zu sich selbst fand, waren auch alle froh darüber, dass Blay wieder zurück im Anwesen war und dass die Beiden wohl endlich auf dem Weg dahin waren, glücklich zusammen zu werden.
„Blay hat heute aber ein ganz besonderes Bad genommen.“ bemerkte Rhage grinsend, einer von denen, die die Beiden besonders gerne neckte.

Blay errötete sofort, hatte nicht gedacht, dass man den Bindungsduft und vermutlich auch den Sex noch immer so an ihm riechen konnte. Qhuinn wiederum konnte deutlich den Stolz in sich spüren, den Stolz darauf, dass jeder hier jetzt sofort riechen würde, dass Blay sein Mann war, es immer sein würde. Ein kleiner Teil in ihm fragte sich zwar, woran es lag, dass das einseitig so war. Blay hatte sich nicht an ihn gebunden. Dass Blay ihn liebte, daran bestand wohl keine Zweifel, aber vielleicht hatte Qhuinn doch zu lange gewartet, als dass Blay auch in der Lage wäre, sich ebenfalls an ihn zu binden.
„Keine Sorge, Romeo. Mir gefällt das.“ fügte Rhage, noch immer breit grinsend, hinzu. „Und wenn ihr mich fragt, dann wurde das nun wirklich langsam Zeit! Außerdem will ich endlich mal wieder eine Hochzeit feiern.“
Von der Seite warf seine Shellan ihm einen warnenden Blick zu, dass er schweigen sollte, weil sie so ziemlich das Gefühl hatte, dass ihr Hellren gerade mal wieder gründlich über das Ziel hinaus schoß.
„Hochzeit?“ fragte Qhuinn und seine Augen weiteten sich ein wenig. So weit hatte er noch nicht gedacht. Und er war sich auch nicht sicher, ob das gehen würde, ob er das konnte. Und ob Blay das wollte.
„Das... ist nicht nötig.“ murmelte Blay, der so langsam das Gefühl hatte, dass es zu einem Dauerzustand werden würde, dass sein Gesicht gerötet war. Plötzlich musste er daran denken, wie Saxton zu ihm gesagt hatte, dass er ihre Beziehung auf eine neue Stufe hatte bringen wollen, auf die nächste Stufe. Und vermutlich hatte er da eine Hochzeit gemeint. Dass Saxton das machen würde, konnte Blay sich durchaus vorstellen, bei Qhuinn allerdings konnte er sich das nicht wirklich. Ganz abgesehen davon, dass er sich nicht sicher war, wie er selber dazu stand. Ganz tief in seinem Inneren hatte Blay nämlich trotz allem eins... Angst! Angst davor irgendwann dann doch alleine da zu stehen. Was vermutlich auch der Grund dafür war, dass er seinen Bindungsduft zurück hielt. Er wusste, dass dieser in ihm war, aber offenbar hatte er einen Weg gefunden, diesen zu bremsen.

Für das restliche erste Mahl wurde das Thema jedoch erstmal komplett fallen gelassen und sogar Rhage hatte in Zsadist ein neues Opfer gefunden, der sich von seiner Tochter Nalla auf der Nase herum tanzen ließ, sehr zur Freude von Hollywood.
Qhuinn beteiligte sich zwar an den Gesprächen, lachte hier und da mit den Anderen. In seinen Gedanken jedoch stellte er sich immer wieder eine Frage... war Blay wirklich glücklich? Hätte sich Blay eine Hochzeit mit Saxton gewünscht und wünschte sich diese jetzt auch mit ihm? Fehlte ihm etwas, um glücklich zu werden? Und nahm er nicht wieder viel zu viel und gab einfach zu wenig? War Blay wirklich glücklich?
Blays Hand tastete unter dem Tisch nach seiner und als er Blays Finger zwischen seinen spüren konnte, fühlte er sich wenigstens etwas erleichtert, konnte aber nichts dagegen tun, dass er sich weiterhin Gedanken darüber machte, was er alles tun konnte und musste um Blay glücklich zu machen. In gewisser Weise kam es ihm so vor als müsste er alles irgendwie aufwiegen, was er zwischen ihnen schon falsch gemacht hatte und er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm das vielleicht nie ganz gelingen würde. Dennoch fasste er einen Entschluss, aus dem sich nach und nach ein Plan entwickelte.


Wenig später hatten sich die Brüder in Wraths Arbeitszimmer zu ihrer Besprechung versammelt, Qhuinn und Blay dieses Mal zum ersten Mal Beide offiziell als Bruder dabei.
„Zu erstmal würde ich gerne Qhuinn und Blay offiziell begrüßen. Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass sie eine große Unterstützung für die Bruderschaft sind.“ erhob dann auch Wrath das Wort. Als Reaktion bekam er zustimmende Rufe der Brüder. „Und zu dem bin ich natürlich dann auch zu dem Entschluss gekommen, dass sie sicher weiterhin ein Team bilden, natürlich gemeinsam mit John. An deiner Aufgabe ändert sich ja soweit nichts, Qhuinn.“ sagte er.
„Ja, natürlich.“ stimmte dieser sofort zu, erleichtert darüber, dass er nicht doch noch von Blay getrennt wurde. Noch immer war er nicht sicher deswegen gewesen, vor allem, wenn man bedachte, wie der letzte Einsatz verlaufen war.
„In der Rotation wird das natürlich ab sofort berücksichtigt.“ fügte Wrath noch hinzu und die Brüder, die in dieser Nacht auf Streife gehen würden, verabschiedeten sich nach und nach schon mal, um sich fertig zu machen.
Nur Qhuinn blieb noch etwas zurück und nahm schließlich seinen Mut so gut es ging zusammen. „Wrath? Könnte ich dich noch kurz einen Moment sprechen? Alleine?“ fragte er.
Blay drehte sich etwas überrascht zu ihm um, warf ihm einen überraschten Blick zu, den Qhuinn allerdings entweder nicht bemerkte oder aber nicht bemerken wollte. Also blieb Blay nichts anderes übrig als das Zimmer ebenfalls zu verlassen.

„Was gibt es denn?“ wollte Wrath wissen, sobald die Tür zum Zimmer geschlossen wurde. „Ich meine, die Einteilung von Blay, John und dir, die bleibt ja, wie du gehört hast.“
„Ja, das weiß ich. Und dafür... bin ich auch dankbar. Ich hätte nur eine kleine Bitte, ob Blay und ich vielleicht morgen oder übermorgen frei bekommen können. Es wäre ziemlich wichtig!“
Wrath ließ nicht anmerken, was er darüber dachte und Qhuinn musste zu geben, dass er sich leicht eingeschüchtert fühlte. Zumindest hatte er gehörigen Respekt vor dem König. „Okay, ich werde euch für morgen frei geben und danach setzt ihr wieder ganz normal in der Rotation ein.“ entschied Wrath. „Was auch immer du vor hast, ich hoffe, du vermasselst es nicht. Du solltest nämlich wissen, dass wir froh sind, euch beide wieder zurück zu haben.“ fügte er noch, jetzt nicht mehr ganz so einschüchternd wirkend.
Qhuinn nickte eifrig. „Nein, ich werde mein bestes geben. Danke, Herr!“ sagte er, wirklich erleichtert darüber, dass Wrath so reagiert hatte. Jetzt konnte er sich wirklich daran machen, alles für den nächsten Abend zu organisieren.
Etwas überrascht war er, als er einen unruhig auf dem Gang herum wandernden Blay vor der Tür antraf.
„Qhuinn! Was ist los? Ist irgendwas passiert?“ wollte er sofort wissen, als er Qhuinn aus dem Büro kommen sah.
„Nein, es ist alles okay. Und... na ja... du musst nicht alles wissen.“ gab Qhuinn nur grinsend zurück. „Und jetzt lass uns gehen, ich will noch ein paar Minuten mit dir alleine haben, bevor wir nach draussen müssen.“ sagte er und griff auch schon nach Blays Hand um ihn hinter sich her zu ziehen.
Blay wollte eigentlich erst protestieren, konnte sich nicht vorstellen, dass da so wenig dahinter steckte, wie Qhuinn tat, entschied aber, es auf sich beruhen zu lassen. Erstens, weil Qhuinn ohnehin nichts sagen würde, wenn er nicht wollte und zweitens, weil es ihm genau so ging und er es jetzt brauchte, Qhuinn noch kurz für sich zu haben.
Sie zogen sich in Qhuinns Zimmer zurück, wo sie sich zusammen auf das Bett legten, Blay sich wie selbstverständlich an Qhuinn kuschelte.
„Ich wollte immer, dass du mich rettest. Als du... na ja, als du mir in den Straßen gefolt bist, wollte ich das immer. Ich wusste immer, dass du da bist und dass du da sein wirst, wenn irgendwas sein sollte. Auch, wenn ich das ganz sicher so nie gesagt hätte.“ sagte Qhuinn leise.
Blay wurde sofort wärmer ums Herz, beugte sich zu seinem Freund und küsste ihm auf den Mund. „Ich war auch immer da. Und jetzt brauche ich das nicht mehr nur im Verborgenen machen.“ murmelte er leise.
„Ich weiß. Und ich liebe es zu wissen, dass du eben immer hinter mir sein wirst.“
„Und wie ich das sein werde.“ Wieder küsste Blay Qhuinn, versank mit ihm in einem Kuss, den sie erst wieder lösten, als es wirklich Zeit wurde um sich für die Streife anzuziehen.


Nach der Streife waren Qhuinn und Blay zusammen in Blays Zimmer gegangen, hatten sich da einfach nur auf das Bett fallen lassen und waren beide kurz darauf eingeschlafen, einfach erschöpft von einer langen Nacht in den Gassen von Caldwell, die nicht mal besonders erfolgreich gewesen war.
Dennoch zwang Qhuinn sich dazu, recht früh wieder aufzustehen, und noch alles vorzubereiten, was er für sein Date mit Blay brauchte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er auf seinen noch schlafenden Freund sah und sich einen kurzen Moment gönnte, in dem er diesen einfach nur ansah. „Manchmal würde ich gerne wissen, was du so denkst.“ murmelte er, bevor er nach einem Block auf dem Nachttisch griff, Blay schnell eine Nachricht schrieb und sich dann etwas widerwillig von ihm löste um in sein eigenes Zimmer zu gehen.
Dort sah er sich um, stellte einigermaßen zufrieden fest, dass es hier halbwegs ordentlich aussah. Und dann begann er allerdings etwas zu zweifeln, ob es überhaupt ein angemessenes Date war. Alles, was er vor hatte und was er zu bieten hatte, waren einfache Klamotten, eine riesige Pizza bestellen und einen Film gucken. Aber, es ging ihm darum, dass er eben Blay zeigen wollte, dass er alles tun würde, um ihn glücklich zu machen, dass er so viel Zeit wie nur möglich mit ihm verbringen wollte.
Seufzend und mittlerweile ein wenig aufgeregt, suchte er eine Auswahl von Filmen heraus, duschte und zog sich um und besprach dann mit Fritz, was er zum essen brauchen würde.
Als Blay wach wurde, drehte er sich auf die Seite und streckte seine Arme aus, so als wenn er Qhuinn umarmen wollte, musste aber feststellen, dass der gar nicht da war. Seufzend und auch ein wenig enttäuscht setzte er sich auf und sah sich noch ein wenig verschlafen in seinem Zimmer um. Qhuinn war wohl wirklich nicht da.
Auf dem Kopfkissen entdeckte er einen Zettel und laß die Zeilen auf diesem durch.

„Guten Morgen Blay. Du sahst so unschuldig aus, da wollte ich dich noch nicht wecken. Und außerdem wollte ich noch was vorbereiten. Komm doch, wenn du wach bist und dich fertig gemacht habe, in mein Zimmer.
Und ja, das ist ein Date.
Q.“
Die Enttäuschung darüber, dass Qhuinn beim Aufwachen nicht neben ihm gelegen hatte, verschwand, während er laß und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Obwohl er fand, dass es nicht unbedingt nötig war, dass Qhuinn sich so viel Mühe gab, so mochte er diese Seite an Qhuinn doch mehr und mehr. Er mochte daran, dass er ihm damit zeigte, dass es ihm wichtig war, dass sie etwas zusammen machte und so dumm es vielleicht auch klingen mochte, aber Blay brauchte so etwas noch immer, einfach um die Angst davor, dass Qhuinn irgendwann doch wieder einen Rückzieher machte, nach und nach kleiner werden zu lassen.
Er stand auf, ging ins Bad um zu duschen und zog sich dann danach um, bevor er sich auf den Weg zu Qhuinns Zimmer machte, nun schon ein wenig neugierig darüber, was der überhaupt geplant hatte.
„Blay!“ Qhuinns verschieden farbige Augen leuchteten, als er die Tür öffnete und Blay vor dieser stehen sah.
„Hey.“ brachte Blay nur ziemlich fasziniert hervor.
„Ich... also... viel mehr als das hier kann ich dir für ein Date nicht bieten, als... das, was ich jetzt hier habe!“ murmelte Qhuinn.
Blay schüttelte den Kopf und schob Qhuinn ins Zimmer. „Wann hörst du denn endlich mal damit auf? Qhuinn, ich liebe deine Dates. Ich liebe alles, was wir zusammen machen, ich will doch einfach nur mit dir zusammen sein!“ sagte er und ließ seinen Blick kurz durch das Zimmer wandern, auf die gestapelten DVDs, auf die Pizza, die bereit standen.
Qhuinn schluckte, wollte so gerne glauben, dass das der Wahrheit entsprach, dass Blay das hier wirklich genügen würde. Und dann nahm er allen Mut zusammen, den er aufbringen konnte. „Bist... du glücklich, Blay?“ brachte er die Frage hervor.
Sofort versteifte Blay sich, fragte sich für einen Moment, ob er sich nicht vielleicht irgendwie verhört hatte. „Das... das hast du mich noch nie gefragt.“ antwortete er kaum hörbar.
„Ich weiß. Und deswegen... muss ich das jetzt wissen. Bist du glücklich, Blay?“ wiederholte Qhuinn es noch einmal.

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