Wenig später
hatten Qhuinn und Blay beide geduscht und liefen zusammen nach unten
um zum ersten Mahl zu gehen. Qhuinn nahm jetzt wieder regelmäßig
daran teil, konnte wieder normal essen, was alle im Anwesen wirklich
freute und auch alle erleichterte. Auch wenn Qhuinn es nie hatte
hören wollen, er gehörte zu ihnen und sie sorgten sich um
jeden, der zu ihrer Familie gehörte.
Jetzt war es eher
so, dass Qhuinn und Blay sich einiges an Neckereien anhören
mussten, was ihre Beziehung anging, aber nichts davon war in
irgendeiner Form böse gemeint. Ganz im Gegenteil. Genauso, wie
alle froh darüber waren, dass Qhuinn wieder zu sich selbst fand,
waren auch alle froh darüber, dass Blay wieder zurück im
Anwesen war und dass die Beiden wohl endlich auf dem Weg dahin waren,
glücklich zusammen zu werden.
„Blay
hat heute aber ein ganz besonderes Bad genommen.“ bemerkte Rhage
grinsend, einer von denen, die die Beiden besonders gerne neckte.
Blay errötete
sofort, hatte nicht gedacht, dass man den Bindungsduft und vermutlich
auch den Sex noch immer so an ihm riechen konnte. Qhuinn wiederum
konnte deutlich den Stolz in sich spüren, den Stolz darauf, dass
jeder hier jetzt sofort riechen würde, dass Blay sein Mann war,
es immer sein würde. Ein kleiner Teil in ihm fragte sich zwar,
woran es lag, dass das einseitig so war. Blay hatte sich nicht an ihn
gebunden. Dass Blay ihn liebte, daran bestand wohl keine Zweifel,
aber vielleicht hatte Qhuinn doch zu lange gewartet, als dass Blay
auch in der Lage wäre, sich ebenfalls an ihn zu binden.
„Keine
Sorge, Romeo. Mir gefällt das.“ fügte Rhage, noch immer
breit grinsend, hinzu. „Und wenn ihr mich fragt, dann wurde das nun
wirklich langsam Zeit! Außerdem will ich endlich mal wieder
eine Hochzeit feiern.“
Von der Seite warf
seine Shellan ihm einen warnenden Blick zu, dass er schweigen sollte,
weil sie so ziemlich das Gefühl hatte, dass ihr Hellren gerade
mal wieder gründlich über das Ziel hinaus schoß.
„Hochzeit?“
fragte Qhuinn und seine Augen weiteten sich ein wenig. So weit hatte
er noch nicht gedacht. Und er war sich auch nicht sicher, ob das
gehen würde, ob er das konnte. Und ob Blay das wollte.
„Das...
ist nicht nötig.“ murmelte Blay, der so langsam das Gefühl
hatte, dass es zu einem Dauerzustand werden würde, dass sein
Gesicht gerötet war. Plötzlich musste er daran denken, wie
Saxton zu ihm gesagt hatte, dass er ihre Beziehung auf eine neue
Stufe hatte bringen wollen, auf die nächste Stufe. Und
vermutlich hatte er da eine Hochzeit gemeint. Dass Saxton das machen
würde, konnte Blay sich durchaus vorstellen, bei Qhuinn
allerdings konnte er sich das nicht wirklich. Ganz abgesehen davon,
dass er sich nicht sicher war, wie er selber dazu stand. Ganz tief in
seinem Inneren hatte Blay nämlich trotz allem eins... Angst!
Angst davor irgendwann dann doch alleine da zu stehen. Was vermutlich
auch der Grund dafür war, dass er seinen Bindungsduft zurück
hielt. Er wusste, dass dieser in ihm war, aber offenbar hatte er
einen Weg gefunden, diesen zu bremsen.
Für das
restliche erste Mahl wurde das Thema jedoch erstmal komplett fallen
gelassen und sogar Rhage hatte in Zsadist ein neues Opfer gefunden,
der sich von seiner Tochter Nalla auf der Nase herum tanzen ließ,
sehr zur Freude von Hollywood.
Qhuinn beteiligte
sich zwar an den Gesprächen, lachte hier und da mit den Anderen.
In seinen Gedanken jedoch stellte er sich immer wieder eine Frage...
war Blay wirklich glücklich? Hätte sich Blay eine Hochzeit
mit Saxton gewünscht und wünschte sich diese jetzt auch mit
ihm? Fehlte ihm etwas, um glücklich zu werden? Und nahm er nicht
wieder viel zu viel und gab einfach zu wenig? War Blay wirklich
glücklich?
Blays Hand tastete
unter dem Tisch nach seiner und als er Blays Finger zwischen seinen
spüren konnte, fühlte er sich wenigstens etwas erleichtert,
konnte aber nichts dagegen tun, dass er sich weiterhin Gedanken
darüber machte, was er alles tun konnte und musste um Blay
glücklich zu machen. In gewisser Weise kam es ihm so vor als
müsste er alles irgendwie aufwiegen, was er zwischen ihnen schon
falsch gemacht hatte und er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm
das vielleicht nie ganz gelingen würde. Dennoch fasste er einen
Entschluss, aus dem sich nach und nach ein Plan entwickelte.
Wenig später
hatten sich die Brüder in Wraths Arbeitszimmer zu ihrer
Besprechung versammelt, Qhuinn und Blay dieses Mal zum ersten Mal
Beide offiziell als Bruder dabei.
„Zu
erstmal würde ich gerne Qhuinn und Blay offiziell begrüßen.
Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass sie eine große
Unterstützung für die Bruderschaft sind.“ erhob dann auch
Wrath das Wort. Als Reaktion bekam er zustimmende Rufe der Brüder.
„Und zu dem bin ich natürlich dann auch zu dem Entschluss
gekommen, dass sie sicher weiterhin ein Team bilden, natürlich
gemeinsam mit John. An deiner Aufgabe ändert sich ja soweit
nichts, Qhuinn.“ sagte er.
„Ja,
natürlich.“ stimmte dieser sofort zu, erleichtert darüber,
dass er nicht doch noch von Blay getrennt wurde. Noch immer war er
nicht sicher deswegen gewesen, vor allem, wenn man bedachte, wie der
letzte Einsatz verlaufen war.
„In
der Rotation wird das natürlich ab sofort berücksichtigt.“
fügte Wrath noch hinzu und die Brüder, die in dieser Nacht
auf Streife gehen würden, verabschiedeten sich nach und nach
schon mal, um sich fertig zu machen.
Nur Qhuinn blieb
noch etwas zurück und nahm schließlich seinen Mut so gut
es ging zusammen. „Wrath? Könnte ich dich noch kurz einen
Moment sprechen? Alleine?“ fragte er.
Blay drehte sich
etwas überrascht zu ihm um, warf ihm einen überraschten
Blick zu, den Qhuinn allerdings entweder nicht bemerkte oder aber
nicht bemerken wollte. Also blieb Blay nichts anderes übrig als
das Zimmer ebenfalls zu verlassen.
„Was
gibt es denn?“ wollte Wrath wissen, sobald die Tür zum Zimmer
geschlossen wurde. „Ich meine, die Einteilung von Blay, John und
dir, die bleibt ja, wie du gehört hast.“
„Ja,
das weiß ich. Und dafür... bin ich auch dankbar. Ich hätte
nur eine kleine Bitte, ob Blay und ich vielleicht morgen oder
übermorgen frei bekommen können. Es wäre ziemlich
wichtig!“
Wrath ließ
nicht anmerken, was er darüber dachte und Qhuinn musste zu
geben, dass er sich leicht eingeschüchtert fühlte.
Zumindest hatte er gehörigen Respekt vor dem König. „Okay,
ich werde euch für morgen frei geben und danach setzt ihr wieder
ganz normal in der Rotation ein.“ entschied Wrath. „Was auch
immer du vor hast, ich hoffe, du vermasselst es nicht. Du solltest
nämlich wissen, dass wir froh sind, euch beide wieder zurück
zu haben.“ fügte er noch, jetzt nicht mehr ganz so
einschüchternd wirkend.
Qhuinn nickte
eifrig. „Nein, ich werde mein bestes geben. Danke, Herr!“ sagte
er, wirklich erleichtert darüber, dass Wrath so reagiert hatte.
Jetzt konnte er sich wirklich daran machen, alles für den
nächsten Abend zu organisieren.
Etwas überrascht
war er, als er einen unruhig auf dem Gang herum wandernden Blay vor
der Tür antraf.
„Qhuinn!
Was ist los? Ist irgendwas passiert?“ wollte er sofort wissen, als
er Qhuinn aus dem Büro kommen sah.
„Nein,
es ist alles okay. Und... na ja... du musst nicht alles wissen.“
gab Qhuinn nur grinsend zurück. „Und jetzt lass uns gehen, ich
will noch ein paar Minuten mit dir alleine haben, bevor wir nach
draussen müssen.“ sagte er und griff auch schon nach Blays
Hand um ihn hinter sich her zu ziehen.
Blay wollte
eigentlich erst protestieren, konnte sich nicht vorstellen, dass da
so wenig dahinter steckte, wie Qhuinn tat, entschied aber, es auf
sich beruhen zu lassen. Erstens, weil Qhuinn ohnehin nichts sagen
würde, wenn er nicht wollte und zweitens, weil es ihm genau so
ging und er es jetzt brauchte, Qhuinn noch kurz für sich zu
haben.
Sie zogen sich in
Qhuinns Zimmer zurück, wo sie sich zusammen auf das Bett legten,
Blay sich wie selbstverständlich an Qhuinn kuschelte.
„Ich
wollte immer, dass du mich rettest. Als du... na ja, als du mir in
den Straßen gefolt bist, wollte ich das immer. Ich wusste
immer, dass du da bist und dass du da sein wirst, wenn irgendwas sein
sollte. Auch, wenn ich das ganz sicher so nie gesagt hätte.“
sagte Qhuinn leise.
Blay wurde sofort
wärmer ums Herz, beugte sich zu seinem Freund und küsste
ihm auf den Mund. „Ich war auch immer da. Und jetzt brauche ich das
nicht mehr nur im Verborgenen machen.“ murmelte er leise.
„Ich
weiß. Und ich liebe es zu wissen, dass du eben immer hinter mir
sein wirst.“
„Und
wie ich das sein werde.“ Wieder küsste Blay Qhuinn, versank
mit ihm in einem Kuss, den sie erst wieder lösten, als es
wirklich Zeit wurde um sich für die Streife anzuziehen.
Nach der Streife
waren Qhuinn und Blay zusammen in Blays Zimmer gegangen, hatten sich
da einfach nur auf das Bett fallen lassen und waren beide kurz darauf
eingeschlafen, einfach erschöpft von einer langen Nacht in den
Gassen von Caldwell, die nicht mal besonders erfolgreich gewesen war.
Dennoch zwang
Qhuinn sich dazu, recht früh wieder aufzustehen, und noch alles
vorzubereiten, was er für sein Date mit Blay brauchte. Ein
Lächeln umspielte seine Lippen, als er auf seinen noch
schlafenden Freund sah und sich einen kurzen Moment gönnte, in
dem er diesen einfach nur ansah. „Manchmal würde ich gerne
wissen, was du so denkst.“ murmelte er, bevor er nach einem Block
auf dem Nachttisch griff, Blay schnell eine Nachricht schrieb und
sich dann etwas widerwillig von ihm löste um in sein eigenes
Zimmer zu gehen.
Dort sah er sich
um, stellte einigermaßen zufrieden fest, dass es hier halbwegs
ordentlich aussah. Und dann begann er allerdings etwas zu zweifeln,
ob es überhaupt ein angemessenes Date war. Alles, was er vor
hatte und was er zu bieten hatte, waren einfache Klamotten, eine
riesige Pizza bestellen und einen Film gucken. Aber, es ging ihm
darum, dass er eben Blay zeigen wollte, dass er alles tun würde,
um ihn glücklich zu machen, dass er so viel Zeit wie nur möglich
mit ihm verbringen wollte.
Seufzend und
mittlerweile ein wenig aufgeregt, suchte er eine Auswahl von Filmen
heraus, duschte und zog sich um und besprach dann mit Fritz, was er
zum essen brauchen würde.
Als Blay wach
wurde, drehte er sich auf die Seite und streckte seine Arme aus, so
als wenn er Qhuinn umarmen wollte, musste aber feststellen, dass der
gar nicht da war. Seufzend und auch ein wenig enttäuscht setzte
er sich auf und sah sich noch ein wenig verschlafen in seinem Zimmer
um. Qhuinn war wohl wirklich nicht da.
Auf dem Kopfkissen
entdeckte er einen Zettel und laß die Zeilen auf diesem durch.
„Guten
Morgen Blay. Du sahst so unschuldig aus, da wollte ich dich noch
nicht wecken. Und außerdem wollte ich noch was vorbereiten.
Komm doch, wenn du wach bist und dich fertig gemacht habe, in mein
Zimmer.
Und ja, das ist ein
Date.
Q.“
Die Enttäuschung
darüber, dass Qhuinn beim Aufwachen nicht neben ihm gelegen
hatte, verschwand, während er laß und ein Lächeln
erschien auf seinen Lippen. Obwohl er fand, dass es nicht unbedingt
nötig war, dass Qhuinn sich so viel Mühe gab, so mochte er
diese Seite an Qhuinn doch mehr und mehr. Er mochte daran, dass er
ihm damit zeigte, dass es ihm wichtig war, dass sie etwas zusammen
machte und so dumm es vielleicht auch klingen mochte, aber Blay
brauchte so etwas noch immer, einfach um die Angst davor, dass Qhuinn
irgendwann doch wieder einen Rückzieher machte, nach und nach
kleiner werden zu lassen.
Er stand auf, ging
ins Bad um zu duschen und zog sich dann danach um, bevor er sich auf
den Weg zu Qhuinns Zimmer machte, nun schon ein wenig neugierig
darüber, was der überhaupt geplant hatte.
„Blay!“
Qhuinns verschieden farbige Augen leuchteten, als er die Tür
öffnete und Blay vor dieser stehen sah.
„Hey.“
brachte Blay nur ziemlich fasziniert hervor.
„Ich...
also... viel mehr als das hier kann ich dir für ein Date nicht
bieten, als... das, was ich jetzt hier habe!“ murmelte Qhuinn.
Blay schüttelte
den Kopf und schob Qhuinn ins Zimmer. „Wann hörst du denn
endlich mal damit auf? Qhuinn, ich liebe deine Dates. Ich liebe
alles, was wir zusammen machen, ich will doch einfach nur mit dir
zusammen sein!“ sagte er und ließ seinen Blick kurz durch das
Zimmer wandern, auf die gestapelten DVDs, auf die Pizza, die bereit
standen.
Qhuinn schluckte,
wollte so gerne glauben, dass das der Wahrheit entsprach, dass Blay
das hier wirklich genügen würde. Und dann nahm er allen Mut
zusammen, den er aufbringen konnte. „Bist... du glücklich,
Blay?“ brachte er die Frage hervor.
Sofort versteifte
Blay sich, fragte sich für einen Moment, ob er sich nicht
vielleicht irgendwie verhört hatte. „Das... das hast du mich
noch nie gefragt.“ antwortete er kaum hörbar.
„Ich
weiß. Und deswegen... muss ich das jetzt wissen. Bist du
glücklich, Blay?“ wiederholte Qhuinn es noch einmal.
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