Mittwoch, 1. August 2012

Chapter 25


„Ich rieche überall nach dir.“ stellte Qhuinn voller Stolz fest, als er etwas später vom Bett aufgestanden war, um sich anzuziehen. Nicht, dass er dieses so schnell verlassen wollte, aber Blay hatte Hunger und er wollte schließlich noch ein wenig was erledigen.
Blay schlang seinen Arm von hinten um Qhuinns Hüften und küsste seinen Nacken. „Das Gleiche könnte ich wohl auch sagen.“
„Ich werde nie genug bekommen von deinem Geruch.“ Vor allem, wenn er bedachte, dass er daran schon nicht mehr geglaubt hatte.
„Auch das könnte ich auch sagen.“ lachte Blay.
Als Qhuinn sich zu ihm umdrehte, stockte ihm für einen Moment der Atem. Dieser Glanz in Blays Augen, das war genau der Ausdruck, den er die ganze Zeit hatte sehen wollen, den er so sehr vermisst hatte. Und jetzt... glänzten sie nur für und wegen ihm, was gleich eine neue Welle seines Bindungsdufts auslöste.
Er gönnte sich noch einen kurzen Kuss auf Blays Lippen, bevor er sich dann aber wirklich von ihm löste. „Okay, dann lass uns anziehen und nach unten gehen. Ich will nicht, dass du mir hier verhungerst.“ zwinkerte er und zog sich nun wirklich auch sein Shirt über.
Blay lachte erneut, zog sich dann ebenfalls an und griff nach Qhuinns Hand. Es war zwar noch ziemlich neu, aber mittlerweile störte es ihn nicht, es offen zu zeigen, dass Qhuinn und er zusammen gehörten. Viel mehr fühlte es sich eben auch einfach gut an, ihn an seiner Seite zu haben. Etwas, was er mit Saxton so nie getan hatte. Nicht, weil es ihm irgendwie peinlich gewesen wäre, aber irgendwie... hatte er da so nie den Wunsch verspürt, Hand in Hand mit ihm zu gehen.
Qhuinn jedenfalls schien das zu gefallen, denn er verschlang seine Finger fest mit seinen, als sie zusammen die Treppe nach unten gingen.

Hollywood war natürlich der Erste, dem das auffallen musste. Seine Nasenflügel blähten sich und seine Augenbrauen schossen nach oben. „Ihr habt aber ein starkes neues Parfum.“ grinste er, erntete einen scharfen Blick von seiner Shellan.
„Das ist einzig und alleine für mich gedacht.“ kommentierte Qhuinn locker und voller Stolz in der Stimme.
Lachend hob Rhage abwehrend seine Hände. „Das werde ich dir auch sicher nicht streitig machen, Junge.“
John schenkte ihnen beiden ein breites Lächeln und nickte ihnen zu. Und in dem Moment wurde Qhuinn klar, dass es außer Blay noch jemandem gab, dem er mehr als dankbar sein musste und bei dem er etwas gut zu machen hatte. Er schlug seinem besten Freund grinsend auf den Rücken. „Hast du Lust morgen mit uns ins Iron zu gehen?“
Nur im ersten Moment wirkte John überrascht, aber dann sagte er sich, dass doch eigentlich Unsinn war. Sicher, seine beiden besten Freunde hatten jetzt eine Weile nichts mehr mit ihm gemacht, waren jetzt beide außerdem Brüder, aber dennoch waren sie seine besten Freunde, waren es immer gewesen.
„Klar. Bin dabei.“ gestikulierte er, zustimmend grinsend.
Als sie sich an den Tisch gesetzt hatten, war Rhage anscheinend noch immer nicht wirklich über dieses Thema hinweg. „Also gibt es wirklich bald eine Hochzeit.“ Das war keine Frage, viel mehr eine Feststellung.
Qhuinn schwieg an der Stelle, versuchte möglichst unbeteiligt zu wirken, um nicht zu verraten, dass er einen Entschluss gefasst hatte, auch wenn er sich bewusst war, dass es für Blay vielleicht so aussehen musste, dass er das alles gar nicht wollen würde.
Eigentlich genoss Blay die Scherze und Bemerkungen der anderen. Weil er viel zu genau wusste, dass sie sich alle für sie freuten und ihnen das hier wirklich gönnten. Es traf ihn allerdings überraschend schwer, dass Qhuinn so unbeteiligt zu sein schien, als es wieder um das Thema Hochzeit ging. Offenbar war er mit diesem Wunsch alleine und so würde er den Teufel tun, diesen auch offen auszusprechen, konnte nur hoffen, dass er sich nicht bereits verraten hatte, als er seinen Namen auf Qhuinns Rücken gezeichnet hatte.


Nach dem ersten Mahl hatte Blay eigentlich gedacht, sie würden ein wenig trainieren gehen, aber Qhuinn hatte ein wenig halbherzig abgelehnt. „Geh mit John, hm? Ich komm später nach.“ So wirklich hatte er nicht auf eine Antwort von seinem Freund gewartet, sondern war auch schon gleich in sein Zimmer verschwunden.
Blay musste zu geben, dass ihn sein Verhalten irritierte. So sehr, dass er sich zu fragen begann, ob er mal wieder Dinge sah, die so nicht da waren. Aber was war an einem Ich liebe dich und an dem Bindungsduft, den er noch immer überall an sich riechen konnte, schon nicht zu verstehen? Vielleicht musste er nur lernen, dass das alles nicht bedeutete, dass Qhuinn ihm bei allem nun Händchen hielt. Vor allem... sollte Qhuinn nicht denken, dass dem so war. Immerhin war er jetzt selber ebenfalls ein Bruder und wohl durchaus in der Lage auch mal was alleine zu machen!
Mit den Gedanken machte er sich auf den Weg in den Trainingsraum, wo John bereits auf ihn wartete.
Natürlich war Qhuinn nicht entgangen, dass eine gewisse Enttäuschung in Blays Blick gelegen hatte und er hätte nicht gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, dann auch standhaft zu bleiben. Einzig und alleine der Gedanke, dass es ihm mit dem, was er vorhatte hoffentlich gelingen würde, seine Augen wieder zum leuchten zu bringen, hatte dafür gesorgt, dass er Blay nicht sofort an sich gezogen hatte, ihn geküsst hatte und mit sich in sein Zimmer gezogen hatte.
Kurz lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Tür, atmete mehrfach tief durch und setzte sich dann auf sein Bett, um nach seinem Handy zu greifen und eine Nummer zu wählen, von der ich nicht gedacht hatte, dass ich sie in so einem Zusammenhang jemals wählen würde.

„Guten Abend, Cousin.“ meldete Saxton sich nach dem zweiten Klingel.
„Hey Saxton. Ähm... also ich brauche deine Hilfe.“ Und wieder etwas, von dem er nicht gedacht hätte, dass er es tun würde.
Kurz herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen, ganz so als wüsste sein Cousin nicht, was er dazu sagen sollte.
„Ich muss sagen, das... kommt etwas überraschend. Ist irgendetwas passiert? Geht es Blay gut?“
Mühsam unterdrückte Qhuinn ein Knurren über die Tatsache, dass Saxton ausgerechnet als Erstes nach Blay fragte, aber er sagte sich, dass er ruhig bleiben musste. Immerhin... ging es hier tatsächlich um Blay.
„Ja, Blay geht es gut. Aber... es geht wirklich um ihn.“
Wieder schien Saxton überrascht zu sein. „Und wobei kann ich dir dabei helfen?“
„Ich... muss wissen, was er mag. Und ich muss wissen, wo ich einen wirklich guten Anzug herbekomme.“
„Bist du dir sicher, dass du mich das gerade wirklich fragst? Du fragst mich, was Blay mag?“
Widerwillig knirrschte Qhuinn mit den Zähnen. „Ja. Du... ihr habt ein paar Monate zusammen gelebt. Also denke ich, du solltest wissen, was er mag. Womit ich ihm eine Freude machen könnte.“
„Qhuinn, was auch immer du vorhast, aber ich denke nicht, dass du mich brauchst, um dir zu sagen, wie du ihm eine Freude machen kannst! Du weißt das besser als ich es weiß. Du weißt es am besten überhaupt. Was das mit dem Anzug angeht, da kann ich dir gerne einen Laden empfehlen und auch sagen an wen du dich da wenden kannst, da findest du garantiert das Richtige.“
„Ich will ihn fragen, ob er mein Hellren werden will.“ platzte es aus Qhuinn hervor, auch wenn er gar nicht unbedingt vorgehabt hatte, seinem Cousin gegenüber so offen zu sein.
Saxton lachte leise auf. „Nun, wenn das so ist, Cousin, so brauchst du gar nichts weiter tun, um ihm irgendwie zu gefallen, sondern ihn einfach nur fragen. Das wird genügen. Er wünscht sich das doch!“
„Tut er das? Warum hast du ihn dann nicht gefragt?“
„Ganz einfach... weil er es sich mit dir wünscht, nicht mit mir. Also, frag ihn, Qhuinn. Und ich schicke dir gleich die Adresse wegen dem Anzug. Frag ihn und werdet glücklich.“
Qhuinn schluckte schwer, wusste nicht so recht, was er jetzt noch sagen sollte. „Danke, Saxton.“ Und das meinte er in dem Fall auch wirklich ehrlich!


Etwa zwei Stunden später machte Qhuinn sich auf den Weg ins Trainingszentrum. Saxtons Empfehlung war wirklich Gold wert gewesen. Normalerweise hätte er wirklich keine Ahnung gehabt, wo er einen passenden Anzug finden würde, aber der Verkäufer in dem Laden, zu dem sein Cousin ihn geschickt hatte, hatte ihm schließlich einen dunkelblauen Anzug angeboten, der wie für Qhuinn gemacht gewesen war. Niemals zu vor hatte er etwas so edles getragen und kaum, dass er wieder zurück im Anwesen war, hatte er ihn so gut es ging in seinem Schrank versteckt, damit Blay ihn nicht eventuell schon vorher sehen würde. Am liebsten hätte er ihn ja sofort angezogen und wäre damit zu Blay gegangen, aber damit stimmte der Rest des Planes nicht so wirklich und so musste er – da sie am nächsten Tag ja mit John weggehen wollen – wohl oder übel noch zwei Tage damit warten.
Im Trainingszentrum angekommen, fand er allerdings nur John im Kraftraum. Suchend sah er sich um. „Wo ist Blay? Schon duschen?“ Automatisch reagierte sein Körper auf die Vorstellung von Blay unter der Dusche. Konnte es wirklich sein, dass er ihn von nun an immer derartig begehren würde? Auch wenn es erst ein paar Stunden her gewesen ist, dass er ihn das letzte Mal geliebt hatte? Wenn es nach Qhuinn ginge, dann würde das immer so sein...
John schüttelte den Kopf und zog damit seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zurück. „Nein, Blay ist mit Rhage zusammen nach draussen. Zsadist und Phury brauchten wohl irgendwie Unterstützung und dann sind die beiden los.“ gestikulierte John.
Qhuinn versteifte sich sofort. „WAS? Blay ist da draussen? Alleine? Also ich meine, ohne mich?“ Er war kurz davor, aus dem Raum zu stürzen, seine Waffen zu holen und so schnell wie möglich dahin zu kommen, wo Blay war.

Die Hand seines besten Freundes, die sich auf seine Schulter legte, hielt ihn davon ab. Offenbar hatte John ihm genau angesehen, was er gerade gedacht hatte.
„Qhuinn, erstens ist er da draussen nicht alleine... und zweitens... du kannst jetzt nicht immer an seiner Seite sein. Blay ist ebenfalls ein Bruder, genau wie du! Er braucht keinen... Babysitter.“ stellte John ernst klar.
Qhuinns Gesicht verzog sich kurz und für einen Moment sah es so aus, als würde er sich dennoch von John losreissen und losstürmen, aber dann sackte er in sich zusammen. „Das... also das weiß ich doch. Dass er auch alleine auf sich aufpassen kann. Aber so leicht ist das nicht, John.“ seufzte er leise.
Lachend schüttelte sein bester Freund den Kopf. „Gebundener Vampir – Shit.“ deutete er. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Wenn man sich denn da überhaupt dran gewöhnen kann.“
„Und was soll ich jetzt machen?“ Qhuinn lehnte sich gegen die Wand hinter sich und versuchte, einigermaßen wieder runter zu kommen.
„Du kannst erst noch ein bißchen mit mir trainieren und danach... gehst du nach oben und wartest im Bett, dass Blay wieder zurückkommt.“
Qhuinns Augen weiteten sich. „Ich soll nichts anderes tun, als im Bett auf ihn warten?“ zischte er aufgebracht.
„Überleg dir was du gerne hätttest, wenn du mit mir draussen warst und dann zurück ins Anwesen kommst.“ John zwinkerte ihm leicht zu und wusste ziemlich genau, dass er damit einen Punkt ziemlich deutlich gemacht hatte.
Tatsächlich war Qhuinn in den nächsten beiden Stunden relativ schweigsam, als er sich mit John im Kraftraum abmühte. Nur warf er hin und wieder einen Blick auf sein Handy in der Hoffnung, Blay wäre vielleicht wieder zurück oder würde sich eben irgendwie bei ihm melden. Am meisten hoffte er jedoch, dass er ihm schreiben würde, weil er Unterstützung brauchte. Er sollte niemand anderen als Unterstützung fordern als IHN. Er gehörte doch da draussen an seine Seite und nicht hier ins Anwesen.
Natürlich bekam er keine Nachricht und nach zwei Stunden recht anstrengendem Training, zog er sich dann auf sein Zimmer zurück, weil John ohnehin zu Xhex wollte, die offenbar gerade aus dem Iron Mask zurückgekommen war.